„Ich hasse diese Zeitumstellung“
Kaum ein Thema bewegt in regelmäßigen Abständen derart die Gemüter wie die zweimal im Jahr anstehende Zeitumstellung. Am Sonntag ist es wieder so weit, wobei die meist altbekannten Pros und Kontras der seit 1980 auch in Österreich gültigen Sommerzeit wohl erneut wieder ausgiebig zur Sprache gebracht werden dürften.
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Wissenschaftler wie Schlaf- und Biorhythmusforscher gingen bereits im Vorfeld wieder etwaigen Auswirkungen der Sommerzeit, darunter nicht zuletzt möglichen Gesundheitsgefahren, auf den Grund. Auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der als Reaktion auf die Ölkrise eingeführten Maßnahmen ist mittlerweile Dauerthema zahlloser Studien. Von Routine könne zumindest nach Ansicht des Chronobiologen Till Roenneberg von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) keine Rede sein, da man sich daran wohl „nie richtig gewöhnen“ werde.

APA/dpa/Jens Büttner
Zeiger vor oder zurück?
Darauf verweist auch ein Blick in den Alltag, wo die Zeitumstellung von der immer wiederkehrenden Frage, ob die Uhr nun vor- oder zurückgestellt werden muss, begleitet wird. Beim Wechsel von der Normal- auf die Sommerzeit darf auch der Katzenjammer der Langschläfer nicht fehlen - wird diesen doch Jahr für Jahr eine Stunde „gestohlen“. Auf der Gegenseite steht die Vorfreude auf länger helle Abende. Andere wollen sich gleich von der Normalzeit verabschieden und künftig auch im Winter die Sommerzeit genießen.
25. März bis 28. Oktober
Mit Start 2.00 Uhr gilt ab Sonntag die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ). Am 28. Oktober werden um 3.00 Uhr die Zeiger wieder auf 2.00 Uhr und somit auf Mitteleuropäische Zeit (MEZ) zurückgestellt.
Die Umsetzung dieser Forderung schrieben sich etwa Facebook-Gruppen wie „länger hell!“ und „Sommerzeit für immer!“ auf die Fahnen. Andere fordern grundsätzlich ein Ende der aufgezwungenen Maßnahme. Diese sei „ein globales Chaos, kostet Geld, ist ungesund und für jeden einfach nervig“, stellt etwa die Facebook-Gruppe „Für die Abschaffung der Zeitumstellung“ fest. Ausgiebig diskutiert wird das Thema auch in zahllosen Onlineforen. Mit „Ich hasse diese Zeitumstellung, die braucht doch kein Mensch“, macht etwa ein User im Familienportal urbia seinem Ärger über die ständigen Zeitumstellungen Luft. Die Emotionen gehen auch bei der Mutter zweier Kleinkinder hoch: „Wer zum Teufel hat so einen Blödsinn erfunden?“
Kein Nutzen, kein Schaden
Nicht angesprochen worden sind dabei aus österreichischer Sicht die heimischen „Hüter der Zeit“ im Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen. Auch wenn deren gesetzlicher Auftrag darin besteht, die offizielle Zeit des Landes zur Verfügung zu stellen, bleibt es Sache der Politik, wie die Uhren Österreichs danach gerichtet werden. Demnach ist auch die Sommerzeit „eine politische Sache“, so der Chef der BEV-Gruppe Eichwesen, Arnold Leitner, laut „Presse“.
Eine Änderung sei Leitner zufolge aber nicht alleinige Sache Österreichs, da die Sommerzeit mittlerweile in einer EU-Richtlinie festgeschrieben ist. Und an dieser dürfte sich mit Blick auf weit gewichtigere Themen auch in naher Zukunft kaum etwas ändern. Ernüchternd ist hier etwa die Aussage des deutschen SPD-Politikers Lothar Binding. Demnach sei zwar „die erhoffte Energieeinsparung durch die saisonale Zeitumstellung nicht erreicht“ worden - ein Schaden sei dadurch aber auch nicht entstanden, wie Binding vom Onlineportal Abgeordneten-Watch zitiert wird.
Neurotische Kühe
Dabei wies der Geophysiker Jean Jacques d’Ortous de Mairan schon im Jahr 1729 erstmals auf die innere Uhr hin, durch die etwa die Schlaf- und Wachphasen gesteuert werden. Doch auch diese müssen Forschungsergebnissen zufolge immer wieder neu gestellt werden. Angesichts des ohnehin hektischen Alltags vieler Menschen sei laut „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) die Umstellung von Normal- auf Sommerzeit und im Herbst dann wieder retour aber ohnehin „nur noch das Tüpfelchen auf dem i“.
Und so werden laut „FAZ“ auch heuer „angeblich wieder die Kühe murren“, die plötzlich eine Stunde früher gemolken werden müssen. Doch wie die Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft der „Zeit“ zufolge bereits 1983 versicherte, geben Kühe auch eine Stunde früher „anstandslos und auch ohne neurotisch zu werden“ ihre Milch.
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