Wirbel um Petzner
Ist der Kurs der Aktie der Telekom Austria (TA) 2004 manipuliert worden oder nicht? Die Beteiligten schieben die Schuld von sich oder entschlugen sich im Korruptionsuntersuchungsausschuss bisher der Aussage wie etwa der damalige TA-Chef Heinz Sundt. Auch sein Nachfolger Boris Nemsic, der 2004 Chef der mobilkom war, betonte am Donnerstag, nichts von der Manipulation gewusst zu haben.
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Er habe sofort nach ersten Ungereimtheiten den Bonus von über 160.000 Euro noch im August 2011 als einer der ersten Betroffenen auf ein Treuhandkonto gelegt. Nemsic wird neben anderen Ex-Vorständen in dieser Causa als Beschuldigter geführt.
Er sagte vor dem U-Ausschuss, dass er von der Manipulation nichts habe wissen können, denn er sei in der entscheidenden Woche bei der Handymesse in Cannes gewesen. Auch nach seiner Rückkehr sei der Verdacht auf Kursmanipulation, der zu einer - erfolglosen - Untersuchung der Finanzmarktaufsicht (FMA) geführt hatte, in den Vorstandssitzungen nicht thematisiert worden.
Unterschrift aus dem Ausland gefaxt
BZÖ-Fraktionsführer Stefan Petzner konfrontierte Nemsic mit einem Schreiben, dass er schon am Tag vor dem Kurssprung Bescheid gewusst habe. Er habe als einziger der betroffenen damaligen TA-Manager, bereits bevor das Optionenprogramm durch den Kurssprung ausgelöst wurde, der TA schriftlich mitgeteilt, in welcher Form er seinen Gewinn lukrieren wollte. Abgeordnete anderer Parteien kritisierten Petzner, dass er nicht vollständig zitiert habe.
In dem von Petzner vorgehaltenen Dokument, das Nemsic offenbar am 24. Februar 2004 unterschrieben von Cannes nach Wien faxte, legte er sich für eine Variante der Auszahlung des Stock-Option-Programms fest. Das Ganze hänge wohl damit zusammen, dass er zu der Zeit im Ausland war, meinte Nemsic. Die anderen Vorstände hatten erst nach dem Stichtagsereignis entsprechende Erklärungen abgegeben. Sein Büro habe ihm die vorgefertigte Erklärung extra ins Ausland gefaxt. „Ich habe halt das beste Büro gehabt, das alles rechtzeitig gemacht hat“, witzelte Nemsic.
Von Petzner richtig zitiert?
Weniger lustig fanden die Abgeordneten anderer Fraktionen die von Petzner zitierten Passagen. Petzner hätte die Passage nicht vollständig zitiert, so habe er nicht erwähnt, dass in dem Fax von „allfälligen Kursentwicklungen der Telekom“ die Rede war. Sowohl der SPÖ-Fraktionsführer Hannes Jarolim als auch der Grüne Peter Pilz pochten auf die Richtigstellung. Die Ausschussvorsitzende Gabriela Moser schaltete sich ein und rügte Petzner, er führe hier falsche Vorhalte.
Keine Erinnerung an Hochegger-Geld
Zu mehreren Fragen betreffend Lobbying-Aufträgen der Telekom an Peter Hochegger betonte Nemsic, diese seien ihm nicht bekannt. Auch von 180.000 Euro für die Agentur Hochegger.com im Jahr 2004 zum Aufbau eines parlamentarischen Netzwerks wisse er nichts. Die ehemaligen Mitarbeiter im ÖVP-Klub, Stefan Krenn und Andreas Schneider, seien von Hochegger in einer Einvernahme als wesentliche Zielpersonen bei der ÖVP genannt worden, erläuterte Pilz. Beide weisen Korruptionsvorwürfe gegenüber der APA entschieden zurück.
Nemsic betonte, er habe zu allen Regierungsmitgliedern Kontakt gehabt, das sei auch Teil seines Jobs gewesen. Von Lobbyingaufträgen der TA an Hochegger habe er nichts gewusst. Nemsic gilt als Beschuldigter in der Kursmanipulationsaffäre, beantwortete aber dennoch alle Fragen und entschlug sich nicht.
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