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„Nie da gewesene Tragödie“

28 Menschen sind bei einem schweren Busunfall in der Schweiz ums Leben gekommen, unter ihnen 22 Kinder aus Belgien. 24 weitere wurden verletzt, wie die Schweizer Polizei Mittwochfrüh bei einer Pressekonferenz mitteilte.

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Nach Angaben der Behörden ereignete sich der Unfall auf der A9 bei Siders im Kanton Wallis. Der Reisebus geriet laut Polizeiaussendung in einem Autobahntunnel aus noch ungeklärten Gründen auf die rechte Seite, touchierte dort die Randsteine und prallte in der Folge frontal in eine Nothaltestelle.

Havarierter Reisebus

APA/Keystone/Laurent Gillieron

Der verunglückte Reisebus

In dem Bus waren insgesamt 52 Personen unterwegs. Es handelte sich dabei unter anderem um zwei Schulklassen aus Flandern. Die Kinder aus Lommel und Heverlee hatten im Val d’Anniviers Wintersportferien verbracht und waren auf der Heimreise nach Belgien. Unter den Toten sind auch die beiden Chauffeure des Busses.

Mehrere Schwerverletzte

Die Verletzten wurden in vier Spitäler im Wallis gebracht. Zwei Schwerverletzte wurden ins Lausanner Universitätsspital gebracht, eine dritte Person mit schweren Verletzungen ins Berner Inselspital geflogen. Die Angehörigen der Opfer werden am Vormittag im Kanton Wallis erwartet. Sie werden von Psychologen begleitet und betreut. Die Kantonspolizei hat für die Familien eine Hotline eingerichtet.

Jan Lykx (Belgischer Botschafter in der Schweiz) und Francois Genoud (Bürgermeister von Sierre)

APA/Keystone/Laurent Gillieron

Belgiens Botschafter Jan Luykx und der Bürgermeister von Siders, Francois Genoud

Laut Angaben der Behörden waren nach dem Aufprall zahlreiche Insassen in dem stark beschädigten Bus gefangen und mussten aus dem Wrack befreit werden. Ein Großaufgebot an Ambulanzen, Feuerwehrleuten und der Kantonspolizei habe sich unverzüglich zur Unfallstelle begeben. Die Autobahn wurde in beiden Richtungen gesperrt. Schweizer Medienberichten zufolge dauerte die Rettungsaktion bis in die frühen Morgenstunden. Zahlreiche Krankenwagen, mehrere Hubschrauber und über 200 Rettungssanitäter, Feuerwehrleute, Ärzte und Polizisten waren im Einsatz.

„Drama erschüttert ganz Belgien“

Die Polizei hatte am Dienstagabend zunächst von mehreren Schwerverletzten gesprochen. Es handle sich um einer „nie da gewesenen Tragödie“, wurde ein Polizeisprechen am Mittwoch von der Schweizer Nachrichtenagentur SDA zitiert. Die Rettungskräfte berichteten von „schockierenden Szenen“ am Unglücksort. Die Helfer seien erschüttert gewesen von dem, was sie gesehen hätten, sagte der Chef der Rettungskräfte, Jean-Pierre Deslarzes. Kantonspräsident Jacques Melly sagte, er sei „zutiefst traurig“. Die Schweizer Bundesversammlung gedachte in einer Schweigeminute der Opfer.

„Dieses Drama erschüttert ganz Belgien“, sagte der belgische Botschafter in der Schweiz, Jan Luykx, laut SDA. „Das Ausmaß des Unfalls ist schwer zu begreifen.“ Er wolle sich zunächst auf die „praktischen Aspekte“ konzentrieren, die Treffen mit den Angehörigen würden aber sehr „emotional“. Als „unverständlich“ bezeichnete unterdessen der belgische Außenminister Didier Reynders den Busunfall. Kein anderes Fahrzeug sei beteiligt gewesen.

Busunternehmen hatte „ausgezeichneten Ruf“

Der verunglückte Bus gehörte laut Medienberichten einem belgischen Unternehmen, das auf Reisen in Skigebiete spezialisiert ist. Die in Aarschot nordöstlich von Brüssel ansässige Firma Top Tours habe einen ausgezeichneten Ruf und sei besonders erfahren bei Reisen in die Skigebiete Italiens, Österreichs, Frankreichs und der Schweiz. Das sagte ein Sprecher des Verbandes belgischer Busunternehmer in Brüssel.

Die Fahrer seien für die Fahrt in den Alpen besonders ausgebildet. Top Tours verfügt insgesamt über 14 Busse. „Das ist der schwärzeste Tag in meiner 35-jährigen Berufstätigkeit“, sagte Verbandssprecher Yves Mannaerts. Das Busunternehmen gab zunächst keine Erklärungen oder Auskünfte.

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