Krise führt zu Entstigmatisierung
Nicht zuletzt dank eines hohen Wirtschaftswachstums ist die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen im Vorjahr auf den niedrigsten Stand seit 2003 gesunken. Konkret ging die Gesamtzahl um 7,0 Prozent auf 6.194 Verfahren zurück, zog die Creditreform im Jänner Bilanz.
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Als Hauptursache orten die Kreditschützer vor allem Managementfehler bei Firmen und den „falschen Umgang mit Geld“ bei Privatpersonen. Gut ein Drittel der Privatinsolvenzen ist demnach auf gescheiterte Selbstständige zurückzuführen.
Neue Regeln greifen
Die Anzahl an eröffneten Verfahren bei Firmeninsolvenzen ging 2011 im Vergleich zum Jahr davor um 6,6 Prozent auf 3.289 Unternehmen zurück. In 2.905 Fällen (minus 7,4 Prozent) wurden die Insolvenzanträge mangels ausreichenden Vermögens abgewiesen. Die seit eineinhalb Jahren geltende neue Insolvenzordnung zeige positive Auswirkungen: Sie „bietet den krisenbehafteten Unternehmen ein geeignetes Instrument, rechtzeitig im Rahmen des Sanierungsverfahrens den Turn-around zu schaffen“, so Rainer Kubicki, Geschäftsführer von Creditreform.
„Trotz oder gerade wegen der (Staats-)Schuldenkrise findet eine Entstigmatisierung der Insolvenz statt“, so Rainer. Wer unverschuldet in eine Notlage geraten ist, solle eine zweite Chance erhalten. „Substanziell gut aufgestellte Unternehmen sollen gerettet werden können“, so der Creditreform-Geschäftsführer. Fast jedes fünfte Firmeninsolvenzverfahren ist laut den Kreditschützern bereits ein Sanierungsverfahren.
Stärkster Rückgang in Vorarlberg
Am stärksten gingen die Firmeninsolvenzen 2011 in Vorarlberg (minus 29,4 Prozent), im Burgenland (minus 16,3 Prozent) und in Salzburg (minus 13,6 Prozent) zurück. Nur in Niederösterreich (plus 3,8 Prozent) und der Steiermark (plus 0,9 Prozent) wurde ein Anstieg verzeichnet. In Wien wurde mit 23 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen die höchste Zahl registriert, österreichweit waren es im Schnitt rund 17 Insolvenzen.
Die Branchen mit der höchsten Insolvenzgefährdung sind das Bauwesen und die „Verkehr- und Nachrichtenübermittlung“ mit jeweils über 34 Insolvenzen je 1.000 Unternehmen. Rund zwei Drittel der heimischen Firmen waren 2011 laut Creditreform von zumindest einer Insolvenz als Gläubiger betroffen. Insgesamt betrugen die Verbindlichkeiten der Schuldner rund 2,5 Mrd. Euro.
EU-weit schlitterten im Vorjahr 214.000 Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit. In der Statistik spiegelt sich laut Creditreform insbesondere die Krise in den südeuropäischen Ländern: In Griechenland schnellte die Zahl der Firmeninsolvenzen um mehr als 27 Prozent, in Spanien um fast 19 und in Italien um 17 Prozent in die Höhe.
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