498 kamen ums Leben
Fliegen war im vergangenen Jahr nach Branchenangaben so sicher wie noch nie. In der zivilen Luftfahrt starben 498 Menschen, wie die Sicherheitsbilanz 2011 des deutschen Unfalluntersuchungsbüros JACDEC ergab. Das berichtete das Luftfahrtmagazin „Aero International“ Anfang Jänner.
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Im Jahr zuvor waren noch 829 Flugzeuginsassen ums Leben gekommen. „Nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs starben weniger Menschen bei Flugunfällen“, betonte das Magazin und sprach vom „besten Jahr für die Flugsicherheit (...), das es bisher gegeben hat“. Erstmals seit 1964 habe es in der kommerziellen Luftfahrt zudem keinen „Großunfall“ mit mehr als 100 Toten gegeben, betonten die Experten.
Die große Mehrheit der Unfälle ereignete sich mit Flugzeugtypen, die seit Jahren nicht mehr gebaut werden. Einen traurigen Altersrekord habe im August eine Antonow AN-12 in Russland aufgestellt, die bereits 48 Jahre alt gewesen sei.
Kurzstrecken am gefährlichsten
Die meisten Unglücke mit tödlichem Ausgang ereigneten sich den Zahlen zufolge auf Regionalstrecken von unter 500 Kilometern. „Anders ausgedrückt kamen Passagiere, die 2011 einen Langstreckenflug gebucht hatten, zu 100 Prozent lebend an ihrem Ziel an“, analysierte das Magazin. Als Ursache sehen die Autoren neben immer ausgefeilterer Technik vor allem „bessere Flugüberwachungssysteme an Bord der Flugzeuge sowie die Etablierung einer effektiveren Sicherheitskultur in mehr und mehr Ländern dieser Welt“.
Als weitere Besonderheit des Vorjahres gilt die gleichmäßige regionale Verteilung der Unfallopfer innerhalb der Luftfahrtregionen. Die Experten bescheinigten der früheren Problemregion Afrika Fortschritte in Sachen Flugsicherheit. Russland dagegen machten sie als neue „Kopfschmerz-Region“ aus. Dort starben im vergangenen Jahr bei sechs Abstürzen 112 Menschen: „Eine besorgniserregende Bilanz.“
Europa sicherste Region
Bei Unfallanalysen in Russland falle immer wieder auf: „Es mangelt nicht an effektiven Sicherheitsvorschriften, es ist deren mangelnde Einhaltung.“ Vor allem nicht eingehaltene Wartungsintervalle bei den mitunter extrem betagten Flugzeugen kleinerer Fracht- und Regionalairlines gehörten dazu. Unklar bleibe, ob die von der Regierung in Moskau eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der Standards im nationalen Luftverkehr zu mehr Sicherheit führen werden.
Während China und Indien 2011 mit Skandalen um gefälschte Pilotenlizenzen und manipulierte Prüfungen für Aufsehen sorgten, erwies sich Europa laut dem deutschen Luftfahrt-Unfalluntersuchungsbüro Jet Airliner Crash Data Evaluation Center (JACDEC) trotz mehrerer Zwischenfälle auf dem Boden erneut als sicherste Luftfahrtregion.
„Tickende Zeitbombe“
Allerdings warnen die Autoren vor einer „seit Jahrzehnten tickenden Zeitbombe“: Beinahekollisionen von Flugzeugen auf dem Boden und in der Luft. Besonders auf Flughäfen mit hohem Verkehrsaufkommen und gekreuzten Start- und Landebahnen lauere Gefahr. Die Zahl der Beinaheunfälle sei kaum spürbar gesunken.
In der JACDEC-Liste der 60 sichersten Airlines wurde der jahrelange australische Spitzenreiter Qantas erstmals von der japanischen All Nippon Airways (ANA) von der Spitze verdrängt. Als Grund gibt das Büro eine Änderung seines Sicherheitsindexes durch die Aufnahme neuer Kriterien an, aber auch eine Kette schwerer Zwischenfälle bei Qantas.
Für die Erstellung der Liste werden nicht nur sämtliche Flugzeugtotalverluste erfasst, sondern auch schwere Zwischenfälle in den vergangenen zehn Jahren. JACDEC in Hamburg ist eine weltweit angesehene Institution mit globaler Datenbank. Das Büro arbeitet mit den führenden Luftfahrtbehörden der Welt zusammen.
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