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Ein Smartphone auf Rädern

War die neueste Bordtechnik früher noch den Fahrzeugen der Luxusklasse vorbehalten, können nun auch schon Kunden der Kompaktklasse auf ein umfangreiches Repertoire an Elektronik im Auto zurückgreifen.

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Mit der Integration von MP3-Player und Smartphone sowie Zugang zu Facebook & Co. soll vor allem die junge Zielgruppe angesprochen werden. Denn das Smartphone läuft zumindest im urbanen Raum dem Auto als Statussymbol den Rang ab. Die entsprechende Hightechausstattung im Auto kann durchaus kaufentscheidend sein.

Die Automobilbranche rüstet ihre Modelle daher weiter auf. Die flexibelste aller Schnittstellen, der AUX-Stecker am Infotainmentsystem, wurde in den letzten Jahren durch USB- bzw. Micro-USB-Anschlüsse abgelöst. Hier lassen sich USB-Sticks anschließen sowie mit entsprechenden Adaptern MP3-Player und Smartphones ins Bordsystem integrieren und über das Bedienfeld der Audioanlage steuern. Auch die Funkverbindung Bluetooth wird hier eingesetzt.

Wie die Steuerung grafisch umgesetzt wird, ist dabei von Automarke zu Automarke unterschiedlich. Kooperationen mit Handyherstellern und die Lizenzierung bestimmter markenspezifischer Lösungen sollen jedoch einen Mindeststandard gewährleisten. Gleichzeitig versuchen die Autobauer damit auch vom Kultstatus einiger Marken wie Apple zu profitieren.

Generationenproblem

Doch während ein Auto durchschnittlich sechs bis zehn Jahre und länger gefahren wird, überholt sich die Unterhaltungselektronik beinahe jährlich. Mit dem Kauf eines neuen Modells oder dem Aktualisieren der Gerätesoftware beginnen für den Nutzer oftmals die Probleme.

Da kann es vorkommen, dass die teuer eingebaute Freisprechanlage unbrauchbar wird, da der Handyhersteller im neuen Modell seinen Steckertyp geändert hat. Oder ein MP3-Player, der bisher tadellos ins Bordsystem eingeklinkt werden konnte, wird nach einem Softwareupdate schlicht nicht mehr erkannt. Andere Nutzer klagen über integrierte Verbindungskabel, die zwar ein Abspielen und Aufladen des MP3-Players, nicht aber des Smartphones der gleichen Marke ermöglichen.

Update der Fahrzeugsoftware bringt Abhilfe

Doch was tun, wenn die Technik nicht mehr mitspielen will? Da die Probleme zumeist auf eine Änderung in der Gerätesoftware zurückzuführen sind, raten Experten zu einem Besuch in der Werkstatt. Durch Einspielen der neuesten Fahrzeugsoftware sollten dort etwaige Kompatibilitätsprobleme gelöst werden können. Wurde ein Steckertyp verändert, kommt man an einem Neukauf seiner Infotainment-Schnittstellen jedoch nicht vorbei.

Gefährliche Ablenkung

Doch Experten warnen davor, dass vor allem das Problem der sicheren Bedienung der Dienste an Bord gelöst werden muss. Denn mit jedem weiteren Kommunikations-, Unterhaltungs-, Informations- und Navigationsgerät steigt die Gefahr, dass der Fahrer abgelenkt wird. Laut einer aktuellen Studie ist das inzwischen die dritthäufigste Unfallursache im Straßenverkehr. Allein in Österreich sterben pro Jahr 60 Menschen aufgrund von Ablenkungen bei der Autofahrt.

Die Autofahrer seien immer öfter wegen Privatgesprächen, Lesen von SMS-Botschaften, Ortssuche im Navigatormenü oder Verfolgens der Fußballresultate auf dem Borddisplay für einen entscheidenden Moment unkonzentriert, fassen die Studienautoren des Allianz Zentrums für Technik zusammen. Sie fordern den Gesetzgeber auf, hier nachzubessern und die Rechtsvorschriften zu präzisieren. Vorstellbar wäre etwa ein Verbot für die Nutzung von technischen Geräten während der Fahrt.

Verkehrsministerium prüft Auswirkungen

Im österreichischen Verkehrsministerium ist man sich des Ablenkungsproblems bewusst. Ein ganzes Paket an Studien, mit dem Fokus auf Prävention von Unfällen, die auf Ablenkung und Müdigkeit zurückzuführen sind, wurde bereits in Auftrag gegeben, so ein Sprecher gegenüber ORF.at. Die neun einzelnen Projekte des Studienpakets decken dabei die Bereiche Ablenkung, Bewusstseinsbildung, Fahrerassistenz, Fahrerbeobachtung, Infrastruktur und Müdigkeit ab.

In Praxistests soll zudem geprüft werden, wie die Bedienung technischer Gerätschaften die Aufmerksamkeit des Fahrers beeinflusst und welche Auswirkungen das auf das Fahrverhalten hat. Mit ersten Resultaten ist laut Verkehrsministerium noch dieses Jahr zu rechnen, sämtliche Ergebnisse sollen schließlich Ende 2013 vorliegen. Auf Basis dieser Ergebnisse werde entschieden, ob weitere gesetzliche Regelungen in diesem Bereich nötig sind.

Beate Macura, ORF.at

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