„Gute Neuigkeiten“ aus Fukushima
Vor dem verunglückten japanischen Atomkraftwerk Fukushima I soll der Meeresboden mit einer 60 Zentimeter dicken Betonschicht abgedichtet werden. Wie der Kraftwerksbetreiber TEPCO Ende Februar mitteilte, soll die Betondecke mehr als 73.000 Quadratmeter groß sein - so groß wie zehn Fußballfelder.
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Damit solle eine weitere Kontaminierung des Ozeans verhindert werden, sagte eine Sprecherin. Bei Messungen in der Bucht seien „relativ hohe Konzentrationen radioaktiver Stoffe im Meeresboden“ festgestellt worden. Durch ein verheerendes Erdbeben und einen anschließenden Tsunami war die AKW-Anlage in Fukushima vor fast einem Jahr schwer beschädigt worden.
Erst fünf Prozent des Schutts beseitigt
In den Wochen und Monaten nach der Katastrophe vom 11. März 2011 gelangte Radioaktivität in die Umwelt und radioaktiv verstrahltes Wasser ins Meer. Zehntausende Menschen mussten die verstrahlten Gebiete rund um das Kraftwerk verlassen. Es war das schwerste Atomunglück seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Die Folgen belasten das Land bis heute, das Krisenmanagement der japanischen Regierung und von TEPCO sind weiterhin Gegenstand von Kritik.

APA/EPA/Shigeki Kanai
Verstrahlter Schutt in der Stadt Namie vor dem Abtransport
Dass die Folgen des Unglücks nicht beseitigt sind, ist auf den ersten Blick sichtbar: Noch immer sind laut Regierungsangaben erst fünf Prozent des Schutts des damaligen Unglücks weggeräumt. Durch das damalige Erdbeben und die anschließende Flutwelle seien allein in den am schwersten betroffenen Regionen fast 23 Millionen Tonnen Schutt zurückgelassen worden, erklärte die Regierung in Tokio.
Deponien verweigern Annahme von Müll
Ungeachtet aller Solidaritätsaufrufe stoße die Beseitigung der Trümmer auf Schwierigkeiten: Behörden im ganzen Land weigerten sich, Schutt aus der Katastrophenregion in ihren Deponien aufzunehmen, weil sie eine radioaktive Bestrahlung befürchteten. Eigentlich plant die Regierung, die Tsunami-Trümmer bis März 2014 zu beseitigen. Sollte die Entsorgung jedoch im gegenwärtigen Tempo weitergehen, sei das Ziel „extrem schwer“ einzuhalten, warnte Umweltminister Goshi Hosono.
Noch dazu wurde erst kürzlich auf der internationalen meeresbiologischen Konferenz in den USA daran erinnert, dass weiterhin radioaktive Substanzen aus der AKW-Ruine austreten. „Wir sind noch nicht über den Berg“, sagte Ken Buesseler vor über 4.000 Fachkollegen in Salt Lake City. Die Belastung des Meerwassers mit Cäsium 137 sei zwar nicht als gesundheitsgefährdend einzustufen, liege jedoch selbst in 640 Kilometer Entfernung von der Küste mindestens über dem Zehnfachen der Standardwerte.
IAEA übt sich in Zweckoptimismus
Die Verstrahlung erreicht jedoch Ausmaße bis zum Tausendfachen von Messwerten vor dem 1. März 2011. Die stärkste Kontamination wurde dabei nicht einmal unmittelbar bei dem Kraftwerk gemessen, da die Meeresströme das kontaminierte Wasser weiter weg treiben. Zugleich betonten die Meeresbiologen, die gemessenen Werte entsprächen nur etwa einem Zehntel jener Dosis, die als gesundheitsgefährdend festgelegt ist.
Dass die entnommenen Proben bereits vom letzten Juni stammen, ist dabei irrelevant: Cäsium 137 hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) sprach mit einigem Zweckoptimismus von „guten Neuigkeiten“. Obwohl man sich noch „kein endgültiges Bild machen“ könne, dürfe man zumindest „erwarten, dass sich die Situation nicht verschlimmern wird“, so die Behörde Ende Februar.
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