Ungebremst in Bahnhof gefahren
Erst vor wenigen Tagen hat sich auch in Argentinien ein schweres Zugsunglück ereignet. Ein mit 1.200 bis 1.500 Menschen besetzter Zug war in der morgendlichen Hauptverkehrszeit mit rund 20 km/h in einen Kopfbahnhof in der Hauptstadt Buenos Aires gefahren und dort ungebremst gegen einen Prellbock gestoßen. Bei dem Unglück wurden rund 670 Menschen verletzt, 50 Menschen getötet.
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Viele Passagiere erlitten Brüche, Quetschungen und Schürfwunden sowie Brustkorbprellungen. Die Waggons schoben sich bei dem Aufprall ineinander, einer davon verkeilte sich sechs Meter in einen anderen Wagen.
Dutzende Rettungswagen rasten nach dem Aufprall zu dem Bahnhof. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie der Zugführer aus den Wrackteilen befreit und zahlreiche Verletzte auf Tragen abtransportiert wurden. „Der Zug war voll, und der Aufprall war furchtbar“, berichtete einer der Insassen im Fernsehen. Die Rettungskräfte seien vom Anblick der blutüberströmten Fahrgäste überwältigt und mit der Situation überfordert gewesen. Sanitäter und Feuerwehr waren über Stunden hinweg im Einsatz, um die in den Wrackteilen eingeschlossenen Fahrgäste zu befreien.

Reuters
Das Zugsunglück in Buenos Aires ereignete sich mitten in der Hauptverkehrszeit
Suche nach Ursache
1.000 Meter vor dem Aufprall war der Zug noch 47 km/h schnell, wie Daten des Satellitensystems GPS belegten. Dann verlangsamte der 28-jährige Zugführer die Geschwindigkeit auf 39 km/h. Dann weiter auf 37, 26 und 20 km/h. „Das waren die gewöhnlichen Geschwindigkeiten“, sagte Verkehrsminister Pablo Schiavi. „Aber wir wissen nicht, was auf den letzten 40 Metern passiert ist. Der Zug hat nicht gehalten.“ Es müsse nun nach der Ursache gesucht werden.
Präsidentin Cristina Kirchner hatte zwei Tage Staatstrauer angeordnet. Nach dem Zugsunglück, dem zweiten schweren Unfall innerhalb weniger Monate, wurde aber auch Kritik an dem als veraltet geltenden Bahnsystem laut.
Bremsen defekt?
„Die Züge sind eine Schande“, schrieb etwa „Clarin“-Chefredakteur Ricardo Kirschbaum in einem Kommentar. „Das Eisenbahnsystem liegt seit langem im Koma, die Passagiere müssen gedrängt und unter unsicheren Bedingungen reisen.“ Als mögliche Ursache für die Tragödie wird ein technischer Fehler nicht ausgeschlossen. Die Bremsen des Zuges sollen defekt gewesen sein, möglicherweise sogar schon länger.
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