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Wahlkampf via „digitaler Datenmaschine“

Mit Blick auf die anvisierte Wiederwahl erwarten Beobachter von US-Präsident Barack Obama in diesem Jahr eine Kampagne der Superlative. Diese könnte nicht nur die teuerste aller Zeiten werden. Beispiellos dürfte auch Obamas Einsatz von Sozialen Netzwerken werden. Neben einer gigantischen Datenbank soll dabei auch Facebook eine Schlüsselrolle spielen.

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Für die Umsetzung der hochgesteckten Ziele besetzt ein zum Teil von Amerikas Spitzenuniversitäten rekrutiertes Expertenteam bereits seit Monaten ein ganzes Stockwerk im Prudential Building von Chicago. Aufgabe der über 100 Statistiker, Mathematiker sowie Daten-, Software- und Social-Media-Experten sei laut „Guardian“ die Sammlung und Verarbeitung von zig Millionen Datensätzen potenzieller Obama-Wähler - die dank der „Kraft von Facebook“ schließlich „individuell“ im Wahlkampf angesprochen werden sollen.

Obama verlagerte zwar 2008 bereits massiv seinen Wahlkampf ins Internet. Im Gegensatz zu den damals 40 Millionen Facebook-Usern finden sich mittlerweile allerdings über 160 Millionen US-Amerikaner in dem „allgegenwärtigen“ Netzwerk.

Aus diesem Grund trauen Beobachter Facebook nun durchaus eine wahlentscheidende Rolle zu. „Freundschaft“ käme dem „Guardian“ zufolge somit erstmals auch einer schlagkräftigen politischen Waffe gleich. Dasselbe gelte auch für „Obamas digitale Datenmaschine“, da für keine US-Wahlkampfkampagne zuvor so viele bzw. detailreiche Daten über die Wählerschaft zur Verfügung gestanden sein dürften.

Erneuter „Quantensprung“

Unter dem Motto „Bigger, better, 2012“ („Größer, besser, 2012“) sollen diese bis zum Wahltag nun auch intensiv genutzt werden. Nicht nur auf Bundesebene - auch regionale Wahlhelfer, Spendensammler und freiwillige Mitarbeiter sollen den Angaben zufolge Zugang zu der zentralen Datenquelle haben. Die digitale Kampagne im letzten Präsidentschaftswahlkampf dürfte im Vergleich mit 2012 „wirklich primitiv“ erscheinen, so Mark Sullivan, Gründer der am Aufbau der Datenbank beteiligten Softwarefirma Voter Activation Network (VAN).

Zugute kommen dürften Obamas Team dennoch die Erfahrungen des erfolgreichen Wahlkampfs 2008 und der bereits damals laut Sullivan erfolgte „Quantensprung“ in Sachen Wählerdatenbank. Der nächste wurde vom damaligen Chefblogger der Obama-Kampagne, Sam Graham-Felsen, nun aber in der Fusion der Wählerdaten mit Facebook geortet, dank der sich nun „unglaubliche Möglichkeiten“ eröffnen würden.

Weniger begeistert zeigen sich allerdings Datenschützer über den Datenhunger für Wahlkampfzwecke. Jeff Chester von der Datenschutzorganisation Center for Digital Democracy wollte jedenfalls nicht ausschließen, dass das Thema noch für reichlich Gesprächsstoff sorgen könnte. Zudem kündigte Obama selbst zuletzt eine eigene „Onlineverfassung“ an, mit der künftig das überhandnehmende Sammeln von Daten durch Google, Microsoft und Apple in geordnete Bahnen gelenkt werden soll.

Neuer Spendenrekord erwartet

Bisher scheint die Rechnung allerdings aufzugehen. Wie der „Guardian“ weiter berichtet, sei mit 1,3 Millionen allein die Zahl der Spender bereits doppelt so groß wie im Vergleichszeitraum 2008. In 98 Prozent der Fälle handle es sich zwar um Beträge von maximal 250 Dollar. Obama werde in diesem Jahr allerdings ein neuer Spendenrekord zugetraut, wobei selbst das erstmalige Überschreiten der Milliarden-Dollar-Grenze nicht mehr ausgeschlossen wird.

US-Präsident Barack Obama bei einer Diskussion mit Facebook-CEO Mark Zuckerberg

Reuters/Jim Young

Obama 2011 zu Besuch in der Facebook-Zentrale

Während die bisher gewichtigsten Unterstützer der Demokraten auf der Wall Street und in Hollywood zu finden waren, kann Obama dabei verstärkt auf die „neue digitale Aristokratie“ in Silicon Valley setzen. Der kalifornische Aktivist der Präsidentenpartei Morley Winograd ortet in Amerikas Hightechzentrum laut der Onlineplattform Daily Beast jedenfalls enormes Potenzial.

Neben Facebook, deren Milliardäre offenbar geschlossen hinter Obama stehen, finden sich demnach auch bei weiteren IT-Giganten größtenteils Unterstützer der Demokraten. Genannt wurde neben Google und Apple auch eBay, obwohl deren ehemaliger Chef, Meg Whitman, bei der Kongresswahl 2010 für die Republikaner antrat. Größtenteils Spenden an die Demokraten gebe es zudem von Microsoft und Amazon.

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