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Dankesrede unter Tränen

„Ich schaue auf euch hinunter und sehe mein Leben vor meinen Augen vorbeiziehen - ich sehe meine alten Freunde, meine neuen Freunde.“ Mit ihrer Dankesrede verbreitete Meryl Streep, die bei der Oscar-Verleihung in der Nacht auf Montag für ihre Rolle als Margaret Thatcher als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde, mit Tränen in den Augen einen Hauch von Abschiedsstimmung.

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Ihre Liste an Danksagungen war lang - „weil ich weiß, dass ich nie wieder hier oben stehen werde“, so die Schauspielerin, die mit 17 Nominierungen einen Oscar-Rekord hält. Die Auszeichnung sei zwar eine große Ehre, was aber am meisten zähle, seien „die Freundschaften, die Liebe und die große Freude, die wir beim Filmemachen teilen“ - Video dazu in iptv.ORF.at.

Schauspielerin Meryl Streep

Reuters/Gary Hershorn

Sichtlich aufgewühlt bedankte sich Meryl Streep für die Auszeichnung

Strahlende Siegerin in goldener Robe

Mit einem langgezogenen „Hi“ trat Streep im Anschluss an die Gala vor die Presse. Mit beiden Händen umklammerte sie die vier Kilo schwere Goldstatue und strahlte dabei mit ihrem zuckerlpapiergoldenen Kleid um die Wette. Nach so vielen Nominierungen könnte sie eine gewisse „Streep-Müdigkeit“ bei manchen gut verstehen, lachte die 62-Jährige völlig aufgekratzt. „Man hört seinen Namen und man sieht weißes Licht und ist so aufgeregt, als wäre man wieder ein Kind“, sagte sie über den Moment, als Colin Firth ihren Namen aus dem Umschlag zog.

Beim Empfang ihrer ersten Trophäe vor 30 Jahren sei sie praktisch ein Kind gewesen, meinte Streep. Zwei der jetzt mitnominierten Schauspielerinnen - Michelle Williams und Rooney Mara - seien damals noch nicht einmal gezeugt gewesen, sagte sie. Aber jetzt brauche sie erst einmal ein paar Gläser Whiskey, um die Aufregung zu verdauen.

Billy Chrystal auf der Bühne der Oscar-Verleihung

AP/Mark J. Terrill

Die Oscars standen heuer unter dem Motto „Die Gegenwart feiern und auf die glorreiche Vergangenheit zurückschauen“

Umfangreiches Rollenrepertoire

Ihren ersten Oscar erhielt sie 1979 für ihre Leistung in dem realistischen Scheidungsdrama „Kramer gegen Kramer“, vier Jahre danach gab es den Preis für ihre Interpretation eines Nazi-Opfers in „Sophies Entscheidung“, nun den Oscar für ihre Verkörperung der früheren britischen Premierministerin Thatcher.

Dazwischen lagen Werke wie der Fernsehmehrteiler „Holocaust“, die Liebesdramen „Jenseits von Afrika“ und „Die Brücken am Fluss“. Rasiermesserscharfe Bosheit zeigte sie in „Der Teufel trägt Prada“, in „Mamma Mia!“ begeisterte sie als singende Latzhosenträgerin.

Plädoyer gegen schlechte Filme

Die Tochter einer Grafikerin und eines Pharmaunternehmers hat stets eine glückliche Hand in der Rollenwahl bewiesen und vor einigen Jahren gesagt: „Ich fordere weniger schlechte Filme auf unseren Leinwänden!“ Ans Aufhören denkt sie nicht.

Jean Dujardin nach der Oscar-Verleihung

AP/Joel Ryan

Jean Dujardin durfte als erster Franzose den Hauptrollen-Oscar entgegennehmen

Eine entsprechende Frage konterte sie gerade während der Berlinale, wo sie einen Ehrenbären für ihr Lebenswerk bekam, mit dem Bekenntnis: „Ich habe noch enorme Reserven an angestauter Energie - Leidenschaft, Frustration, Ängste.“ Als Nächstes wird sie in einer Beziehungskomödie zu sehen sein.

Über ihr Privatleben verrät die Absolventin des renommierten Vassar College nur wenig. Gern sagt sie dazu nichts weiter als: „Ich bin eine Schauspielerin, die nach der Arbeit nach Hause geht.“

Gleich mehrere Rekorde bei Verleihung

Streep war heuer nicht die Einzige, die einen Rekord aufstellen konnte: Nach einer sechs Jahrzehnte dauernden Karriere durfte sich Christopher Plummer für seinen Part in „Beginners“ erstmals den verdienten Oscar abholen und geht damit als ältester je ausgezeichneter Schauspieler in die Annalen der Academy Awards ein.

Rekord Nummer drei stammt vom Triumphator bei den Hauptdarstellern: Hier holte sich Jean Dujardin für seine Interpretation eines am Tonfilm scheiternden Stummfilmstars in „The Artist“ als erster Franzose den Oscar in der bedeutenden Kategorie.

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