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Vorwurf der fahrlässigen Tötung

Die italienische Justiz hat im Fall des Mitte Jänner havarierten Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ Ermittlungen gegen sieben weitere Verantwortliche eingeleitet. Ein Sprecher der Reederei Costa Crociere sagte am Mittwoch, vier Mitarbeiter des Schiffspersonals und drei Angestellte an Land seien vorgeladen worden. Wie italienische Medien berichten, befindet sich darunter auch ein Österreicher.

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Die Staatsanwälte der toskanischen Stadt Grosseto nahmen eine Untersuchung gegen den österreichischen exekutiven Vizepräsidenten der Kreuzfahrtgesellschaft auf, berichteten italienische Medien. Der Oberösterreicher, der für die technischen Operationen der gesamten Costa-Flotte zuständig ist, war in der Nacht des Schiffsbruches in telefonischem Kontakt mit Bordoffizier Manrico Giampietroni, der mehrere Menschenleben gerettet hatte und 36 Stunden nach der Havarie lebend aus dem Schiff geborgen worden war.

Bereits Anfang Februar befragt

Der Oberösterreicher war bereits am 7. Februar von den ermittelnden Staatsanwälten befragt worden, berichteten italienische Medien. Der gebürtige Ennser gilt als Veteran in der Kreuzfahrtbranche. Bei mehreren großen Reedereien war er im Spitzenmanagement tätig.

Ermittlungen wurden auch gegen den Chef des Krisenstabs der „Costa Concordia“, Roberto Ferrarini, gegen Flotteninspekteur Paolo Pardoni sowie gegen vier Offiziere, die sich an Bord der Kommandobrücke befanden, als sich das Unglück ereignete, aufgenommen. Ihnen werden laut italienischen Medienberichten fahrlässige Tötung, das Verursachen eines Schiffbruchs und Versagen bei der Kommunikation mit den Seebehörden vorgeworfen. Bisher waren lediglich Ermittlungen gegen Schiffskapitän Francesco Schettino und gegen den Offizier Ciro Ambrosio aufgenommen worden. Schettino befindet sich zurzeit unter Hausarrest.

Hubschrauber über dem Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia"

APA/EPA/ANSA/Filippo Gabutti

Einsatzkräfte pumpen derzeit das Öl aus dem Wrack. Gleichzeitig wird noch nach Opfern gesucht.

Kreuzfahrtfirma stärkt Verdächtigen den Rücken

Die Gesellschaft Costa Crociere drückte in einer Presseaussendung ihr volles Vertrauen und ihre Solidarität mit den Managern aus, gegen die ermittelt wird. Die Reederei zweifle keineswegs an der Kompetenz und am ethischen Verhalten ihrer Mitarbeiter. „Unsere Mitarbeiter haben in den Stunden nach dem schweren Unfall mit der größten Professionalität gehandelt“, hieß es in der Presseaussendung. Die Gesellschaft erklärte ihr Vertrauen in die Arbeit der Justizbehörden, denen sie bisher größte Unterstützung geleistet habe.

Acht Leichen entdeckt

Die „Costa Concordia“ war am 13. Jänner vor der italienischen Insel Giglio mit mehr als 4.200 Menschen an Bord auf einen Felsen gelaufen und gekentert. Bei dem Unglück wurden vermutlich 32 Menschen getötet, allerdings konnten bisher noch nicht alle Leichen geborgen werden. Am Mittwoch wurden acht weitere Todesopfer entdeckt. Nach vier Toten am Vormittag sichteten die Bergungsteams später vier weitere Leichen, wie italienische Medien übereinstimmend unter Berufung auf den Krisenstab berichteten. Alle befanden sich auf dem vierten Deck des Schiffes.

Die Bergung der Toten werde wegen erschwerter Arbeitsbedingungen länger dauern, hatte es zunächst geheißen. Nach einer Überprüfung der Aussagen von Überlebenden der Havarie über den möglichen Verbleib von Vermissten waren Taucher nach längerer Pause gezielt wieder auf die Suche in dem Wrack gegangen. Zuvor wurden noch 15 Passagiere und Crewmitglieder des Kreuzfahrtschiffes vermisst, darunter sechs Deutsche.

Fünfjähriges Mädchen unter Opfern

Unter den Toten soll auch die fünfjährige Italienerin Dayana Arlotti aus Rimini sein, deren Schicksal in Italien viel Anteilnahme gefunden hatte. Sie war zusammen mit ihrem kranken Vater auf der Kreuzfahrt. Dieser ist unter den Vermissten. Ansonsten wurde über die Identität der jetzt entdeckten Leichen zunächst nichts bekannt. Vor drei Wochen war das bisher letzte Opfer identifiziert worden.

Anfang Februar hatten die Rettungskräfte auf Giglio die Suche nach den Vermissten im versunkenen Teil des Wracks offiziell eingestellt. Grund dafür war vor allem die Sicherheit der Taucher, die an dem halb untergegangen Wrack arbeiteten. Später wurde aber eine weitere Suche im Wrack doch möglich.

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