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Bombenterror im Irak seit US-Abzug

Seit dem Abzug der US-Truppen aus dem Irak am 18. Dezember 2011 liefern sich Schiiten und Sunniten einen blutigen, offenen Machtkampf. Hunderte Menschen starben seitdem bei schweren Anschlägen - allein am Donnerstag kamen 60 Menschen ums Leben.

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In Sicherheitskreisen war am Donnerstag von mindestens fünf Explosionen in Bagdad die Rede: Eine Bombe explodierte im Bagdader Bezirk Karrada, nahe einem Polizei-Checkpoint. Dabei wurden zumindest zehn Menschen getötet und 27 verletzt. Eine Autobombe in Kadimija im Norden von Bagdad tötete zumindest sechs Menschen an einem Polizei-Checkpoint. Außerdem wurden in den Stadtteilen al-Mansour und Dorat Abo Sheer jeweils zumindest zwei Menschen bei Bombenattacken getötet.

In einem Überfall auf eine Polizeistation im südlichen Saidiya, bei dem die Angreifer sich Schusswaffen mit Schalldämpfern bedienten, wurden zumindest zwei Menschen getötet und neun verwundet. Auch in der rund 250 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Provinzhauptstadt Kirkuk explodierten mehrere Autobomben. 27 Menschen, unter ihnen viele Polizisten, wurden verletzt. Eine Autobombe in der Stadt Balad, nördlich von Bagdad, tötete sieben Menschen und verletzte 33 weitere.

Blutiger Kampf zwischen Schiiten und Sunniten

Zwar hat die Gewalt im Irak in den vergangenen Jahren abgenommen. Seitdem die US-Truppen ihren Abzug aus dem Irak im Dezember 2011 beendeten und die irakische Regierung in einer ernsthaften politischen Krise steckt, wurden die Anschläge aber wieder zahlreicher. Dabei geht es vor allem um einen Machtkampf zwischen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit und der sunnitischen Minderheit. Zu Zeiten von Ex-Diktator Saddam Hussein besetzten die Sunniten alle wichtigen Ämter in der Regierung, der Armee und den Sicherheitskräften.

Chronologie der Gewalt

Erst am 19. Februar sprengte sich ein Selbstmordattentäter in Bagdad vor dem Gebäude der Polizeiakademie in die Luft. Er riss 15 Menschen mit in den Tod, als er eine in seinem Auto versteckte Bombe zündete. Am 27. Jänner explodierte in Bagdad eine Autobombe in der Nähe einer Trauerfeier in dem überwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteil Safaranija. Mindestens 15 Menschen wurden getötet.

Bei einem Selbstmordanschlag am 14. Jänner in Basra sprengte sich der Attentäter inmitten von Gläubigen in die Luft und tötete mindestens 61 Menschen. Die Pilger waren auf dem Weg zu den heiligen Stätten der Schiiten in Kerbela im Süden des Landes. Am Folgetag explodierten in der überwiegend von Sunniten bewohnten Stadt Ramadi mehrere Bomben und töten mindestens zehn Menschen.

Am 9. Jänner verübten Terroristen Sprengstoffanschläge auf schiitische Pilger in Bagdad. Dabei starben mindestens 15 Menschen. Vier Tage zuvor waren in der Hauptstadt und in der Provinz Nassirija insgesamt 87 Menschen Anschlägen zum Opfer gefallen, darunter viele schiitische Gläubige. Sie waren auf dem Weg zu den heiligen Stätten in der Pilgerstadt Kerbela. Der letzte große Anschlag des vergangenen Jahres kostete am 22. Dezember 70 Menschen in Bagdad das Leben. Die Bomben explodierten in Stadtvierteln, in denen sowohl Schiiten und Sunniten als auch Christen leben.

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