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Wandel zur „irakischen Zone“

Umstellt von bis zu fünf Meter hohen Betonmauern gleicht das als Grüne Zone bekannte Areal am Tigris-Ufer von Bagdad auch neun Jahre nach dem Sturz von Saddam Husseins Regime einem Hochsicherheitstrakt. Daran will die irakische Führung offenbar auch weiterhin nichts ändern. Genutzt werden soll das zehn Quadratkilometer umfassende Machtzentrum künftig allerdings für eigene Zwecke.

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Zwar finden sich nach wie vor die zentralen diplomatischen Vertretungen, darunter etwa die Botschaften der USA und Großbritanniens, auf dem offiziell als Internationale Zone bezeichneten Gelände. Laut „Washington Post“ muss aber seit dem Abzug der US-Soldaten aus dem Irak von einer „irakischen Zone“ die Rede sein.

Mauer um die US-Botschaft in Bagdad

Reuters/Lucas Jackson

Geschützt von hohen Betonmauern: Die Grüne Zone im Herzen von Bagdad

Razzien bei Sicherheitsfirmen

Zu spüren bekommen das den Angaben zufolge etwa jene zahlreichen ausländischen Firmen, die bisher im sichersten Viertel von Bagdad ihre Quartiere aufgeschlagen hatten. Nach dem Motto „Wer hier nicht sein Geschäftsfeld hat, muss gehen“ wurden einem Medienbericht zufolge bereits viele zum Verlassen der Grünen Zone aufgefordert.

Betroffen seien nicht zuletzt zahlreiche Sicherheitsfirmen, die nach dem Abzug der amerikanischen Soldaten nun auf das große Geschäft hoffen. Diesen wurde laut „Washington Post“ etwa mit Polizei- und Militärrazzien zuletzt deutlich gemacht, was die irakische Führung von deren Anwesenheit in der Grünen Zone hält. Mittlerweile sei der Punkt erreicht, wo es unmöglich ist, zu bleiben, wurde in diesem Zusammenhang Doug Brooks von der International Stability Operations Association (ISOA) zitiert.

Auch für Touristen tabu

Doch auch wenn der Sprecher von Premier Nuri al-Maliki, Ali Hadi al-Musawi, betont, dass nun auch die Okkupation der Grünen Zone zu Ende gehe, dürfte diese auch weiterhin ein schwer gesichertes Sperrgebiet bleiben. Abgeschirmt von der Außenwelt finden sich darin neben dem Parlament und den Büros der Regierungsmitglieder immer häufiger auch die Wohnsitze der hohen offiziellen Vertreter des Landes.

Bewegung auf den von zahllosen Polizei- und Militärposten abgesicherten Straßen herrscht laut „Washington Post“ aus diesem Grund meist nur, wenn die bewaffneten Konvois die neue irakische Machtelite in und aus der Grünen Zone bringen. Ausländische Diplomaten und deren Mitarbeiter würden sich unterdessen zunehmend in ihren Botschaftsarealen verschanzen und die Grüne Zone mittlerweile als „Geisterstadt“ bezeichnen.

Zwei Männer gehen in Bagdad unter den Schwertern von Kadesia durch

Les Stone/Sygma/Corbis

Derzeit für Touristen tabu: Saddam Husseins Schwerter von Kadesia

Auch ausländische Investoren und Firmen, die zuvor ihre Geschäfte bevorzugt innerhalb der Grüne Zone abgewickelt hatten, klagen zunehmend, dass ihnen der Zugang zu den irakischen Schlüsselstellen und somit auch möglichen Geschäften erschwert werde. Tabu bleibt die Grüne Zone, in der sich unter anderem auch zahlreiche Prunkbauten aus Saddam Husseins Zeiten befinden, offenbar auch für Touristen, wie ein britischer Veranstalter beklagt.

Machtzentrum von Saddam Hussein

Das frühere Machtzentrum von Hussein wurde im April 2003 nach heftigen Gefechten von US-Truppen eingenommen. Vom Wiederaufbauteam rund um Jay Garner wurde nicht nur der Republikanische Palast in Beschlag genommen. Das Regierungs- und Villenviertel wurde vielmehr zum Herz der US-geführten Okkupationstruppen ausgebaut.

In deren Schutz befand sich lange auch der Sitz der neuen irakischen Regierung. 2009 übergaben die USA die Kontrolle über die Grüne Zone schließlich offiziell den irakischen Sicherheitskräften. Die US-Armee blieb allerdings bis zu ihrem Abzug weiter omnipräsent. Mit rund 16.000 Mitarbeitern unterhalten die USA in der Grünen Zone zudem weiterhin eine diplomatische Vertretung der Superlative.

Doch auch hier orten Beobachter Indizien für den abnehmenden Einfluss der Amerikaner im Irak. Offiziell aus Spargründen soll die US-Botschaft nun auf ein „gesundes Maß“ geschrumpft werden und gleich Tausende Mitarbeiter abgezogen werden.

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