Kein Schädel-Hirn-Trauma
Der am Freitagnachmittag in eine Lawine geratene niederländische Prinz Johan Friso ringt weiter um sein Leben. In der Innsbrucker Uniklinik sind seine Frau Mabel und seine Mutter, Königin Beatrix, an der Seite des 43-Jährigen, um ihn zu unterstützen.
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Laut Ärzten hat Johan Friso keine Verletzungen der inneren Organe erlitten. Die entscheidende Frage ist demnach vielmehr, ob der erlittene Sauerstoffmangel zu Schäden am Gehirn führte. Friso soll 15 bis 20 Minuten unter den Schneemassen verschüttet gewesen sein, bevor er gefunden wurde. Friso hatte ein LVS-Gerät bei sich.
Eine seriöse Prognose ist derzeit aber laut tirol.ORF.at noch nicht möglich. Erst nach einem Zeitfenster von drei bis vier Tagen lasse sich sagen, ob, und wenn ja, welche Schäden das Gehirn genommen habe. Gerüchte, der Sohn der Königin habe ein Schädel-Hirn-Trauma und leide an der Gehirnschwellung, seien „definitiv falsch“ - mehr dazu in tirol.ORF.at.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Staatsanwaltschaft Feldkirch hatte unterdessen bereits am Freitag Ermittlungen über den Unfallhergang eingeleitet. Es handle sich vorerst um eine routinemäßige Untersuchung, wie sie nach jedem Unfall vorgenommen werde, erklärte die Sicherheitsdirektion Vorarlberg. Die Staatsanwaltschaft habe noch am Freitag an Ort und Stelle mit ihren Erhebungen begonnen. Derzeit würden Fakten erhoben, es gebe auch keinen Beschuldigten - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.
Johann Friso war Freitagmittag mit einem 42-jährigen Einheimischen im freien Skiraum in den Hang eingefahren, in dem sich schließlich die Lawine löste. Wie und von wem das Schneebrett ausgelöst wurde, war vorerst unklar. Zum Zeitpunkt des Unfalls herrschte in Lech Lawinenwarnstufe 4 - „groß“ - auf der fünfteiligen Skala. Laut dem Lagebericht der Vorarlberger Landeswarnzentrale konnten Lawinen damit bereits durch geringe Zusatzbelastungen, etwa schon durch einzelne Wintersportler, ausgelöst werden.
Schuldzuweisungen „völlig falsch“
Michael Manhart, Geschäftsführer der Skilifte Lech, schätzte am Samstag den Hang, in dem sich das Lawinenunglück mit dem niederländischen Prinzen ereignete, als gefährlich ein. „Der Hang ist ‚heiß‘, es ist eine kurze, steile Böschung“, sagte er. Jemandem die Schuld für den Lawinenabgang zuzuweisen, „wäre völlig falsch“, so Manhart. Die Entscheidung, im freien Skigelände in einen Hang einzufahren, liege bei jedem Einzelnen. „Der Prinz war so oft in Lech, der weiß genau, was er macht“, meinte Manhart, der für einen großen Teil des gesicherten Lecher Skigebiets die Verantwortung trägt.
Johan Friso
Johan Friso wurde 1968 in Utrecht als zweiter Sohn der damaligen Kronprinzessin Beatrix und ihres Mannes Claus von Amsberg geboren. Der flugzeugbegeisterte Prinz arbeitete u. a. bei McKinsey und war Vizepräsident für Investmentbanking bei der US-Bank Goldman Sachs. Seit 2011 ist er für das britische Nukleartechnologieunternehmen Urenco tätig.
Königin Beatrix besucht ihren Sohn
Königin Beatrix und Johan Frisos Frau Mabel sind Sonntagmittag erneut an der Innsbrucker Universitätsklinik eingetroffen, um den verunglückten Prinzen an der Intensivstation zu besuchen. Die beiden Frauen waren schwarz gekleidet und passierten die wartenden Journalisten, ohne ein Statement abzugeben.
Kaum Neuigkeiten gab es aus Lech, wo der Rest der königlichen Familie der Niederlande urlaubt. Das Journalistenaufgebot in Innsbruck war etwas größer als am Samstag. Der Großteil kam aus den Niederlanden. Zehn Kamerateams verfolgten die Ankunft der Angehörigen.
Prinz Johan Friso war Freitagmittag beim Skifahren in Lech im Bereich Litzen in Richtung Zugertobel von einer Lawine verschüttet worden. Er lag etwa 20 Minuten unter dem Schnee, bevor er gefunden und reanimiert werden konnte. Der Verunglückte kam unmittelbar darauf per Notarzthubschrauber in die Universitätsklinik nach Innsbruck, wo er in der Intensivstation von Spezialisten betreut wurde.
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