Honduras im Griff der „Narcos“
Honduras ist so wie andere mittelamerikanische Länder, durch die eine der Hauptschmuggelrouten von Drogen nach Nordamerika verläuft, fest in der Hand der Drogenmafia. Nicht etwa Afghanistan oder Mexiko, sondern Honduras hat die höchste Mordrate weltweit.
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Lateinamerika und die Karibik haben laut einem vor wenigen Tagen präsentierten UNO-Bericht einen Anteil an der Weltbevölkerung von 8,5 Prozent, bei den weltweit registrierten Morden seien es aber 27 Prozent. In Jamaika werden pro 100.000 Einwohner jedes Jahr 60 Morde, in El Salvador sogar 66 Morde registriert. Die weltweit höchste Rate hat aber Honduras mit 82,1 Morden je 100.000 Einwohner. Seit dem Militärputsch vor drei Jahren sind in Honduras nach Schätzungen bereits 30 Journalisten ermordet worden.
Die Bandenkriminalität in den Karibikstaaten wird nach Einschätzung der Vereinten Nationen immer schlimmer und kostet die Volkswirtschaften der Karibikstaaten und Lateinamerikas Milliarden. Den Verlust an der Gesamtwirtschaft der Region bezifferte ein Bericht mit vier Prozent des gesamten Volumens.
Die blutige Brücke des Kokains
Die Länder Mittelamerikas sind längst in den Fängen der mächtigen Drogenkartelle aus Kolumbien und Mexiko. Immer wieder gibt es Berichte über Razzien und Verfolgungsjagden die einander die Drogenmafia und die Polizei auf Schnellbooten in Küstennähe liefern.
Für die „Narcos“, wie die Drogenhändler genannt werden, ist die schmale Landverbindung zwischen Süd- und Nordamerika von strategischer Bedeutung: Rund 1.000 Tonnen Kokain werden nach Schätzungen der Polizei jedes Jahr unentdeckt über mittelamerikanisches Gebiet transportiert. Das Ziel sind oftmals die USA. Seit die Regierung Mexikos mit harter Hand gegen die Kokainkartelle vorgeht, hätten diese Mittelamerika zudem zu ihrem Rückzugsgebiet gemacht, beklagte Costa Ricas Generalstaatsanwalt Jorge Chavarría.
Idealer Boden für Mafia
Für die „Narcos“ war es relativ einfach, in der Region Fuß zu fassen: Fast 70 Prozent der Bevölkerung Mittelamerikas leben in Armut, die Verlockung, mit illegalen Geschäften schnelles Geld zu verdienen, ist groß. Um welche Summen es dabei geht, lässt sich anhand offizieller Zahlen aus Guatemala erahnen.
Dort haben die Sicherheitskräfte in den vergangenen Jahren Vermögen aus dem Drogenhandel im Wert von rund 13 Milliarden Dollar (rund 10,1 Mrd. Euro) beschlagnahmt. Dank korrupter Polizisten, Richter und Militärs hat das die Kokainbosse aber nicht in die Knie zwingen können. Zugleich ließ der Drogenhandel die Gewalt in die Höhe schnellen. Seit dem Jahr 2000 sind in Guatemala, Belize, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica und Panama Schätzungen zufolge zusammen fast 150.000 Menschen ermordet worden. Das entspricht einer Rate von 34 Morden pro 100.000 Einwohner.
Größte Bedrohung für die Region
Der Rauschgifthandel sei zur größten Bedrohung für den Frieden in der einst von Bürgerkriegen geschundenen Region geworden, meint der Sicherheitsexperte und ehemalige Polizeichef Nicaraguas, Francisco Bautista Lara. Nach dem Nahen Osten sei Mittelamerika inzwischen weltweit die gewalttätigste Region.
Die Länder Mittelamerikas wehren sich aber dagegen, als Sündenbock betrachtet zu werden. Auf einem Gipfeltreffen Ende vergangenen Jahres forderten die Staaten der Region sowie Mexiko die USA und Europa auf, mehr gegen den Drogenkonsum in den eigenen Ländern zu tun.
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