Auch Flüssiggastanker auf Einkaufsliste
Mitten in der laufenden Konjunkturkrise, die auch die Schifffahrtsbranche erneut mit voller Wucht erfasst hat, sorgt der aus Norwegen stammende Tycoon John Fredriksen mit dem Kauf einer ganzen Tankerarmada für Schlagzeilen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Entgegen der Vorgangsweise der Konkurrenz setzt Fredriksen somit weiter auf Expansion und investiert gleich mehrere Hunderte Millionen Dollar in neue Schiffe. Allein für die unter Fredriksens Führung stehende weltgrößte Tankerbetreibergesellschaft Frontline stehen laut Reuters zehn neue Öltanker auf der Einkaufsliste. Laut „Financial Times“ („FT“) setzt der 78-Jährige aber auch bei seiner auf Flüssiggas (LNG) spezialisierte Tankerflotte, die Fredriksen über die Golan LNG betreibt, auf neue Schiffe. Zwei Flüssiggastanker im Wert von insgesamt 400 Mio. Euro seien demnach bereits geordert - zwei weitere könnten in Kürze folgen.

Reuters/Scanpix/Hakon Mosvold Larsen
John Fredriksen ist Herr über die größten Öl- und Flüssiggasflotte der Welt. Im Vorjahr stand der 78-Jährige mit einem Vermögen von 10,7 Milliarden Dollar auf Platz 72 der Forbes-Liste. Nach einem Streit mit den Steuerbehörden gab der in London wohnhafte Fredriksen 2006 seine norwegischen Pass ab und ist seitdem Staatsbürger der Republik Zypern.
„Gutes Geschäft“
Während es sich beim LNG-Tankergeschäft um einen der wenigen Boommärkte der Schifffahrtsbranche des letzten Jahres handelt, könnte laut „FT“ nicht zuletzt der Öltankerdeal auf den ersten Blick „verrückt“ anmuten. Doch nicht nur Fredriksen spricht von einem „guten Geschäft“.
„Er weiß, was er tut“, wird in diesem Zusammenhang etwa der Chefanalyst der auf Schifffahrt spezialisierten Brokergesellschaft ICAP Shipping International Ltd., Simon Newman, von der Wirtschaftsplattform Bloomberg zitiert. Für den Deal sprächen demnach die derzeit konkurrenzlos tiefen Schiffspreise. Diese sollen für Fredriksen Medienberichten zufolge bei 85 Mio. Dollar pro Tanker liegen. Zum Vergleich: Vor Beginn der Krise lag der Spitzenwert bei 180 Mio.
Die von Fredriksen nun georderten Tanker (Medium-Range-Klasse, Anm.) würden zudem besser den neuen Anforderungen auf dem Ölmarkt entsprechen, wie Steve Christy vom Schiffsbroker EA Gibson gegenüber Bloomberg betonte.
Überangebot an Supertankern
Dabei hat sich auch für Frontline die Krise in der Tankschifffahrt zunehmend zugespitzt. So wie bei der Konkurrenz hatte auch das auf den Bermudas registrierte Unternehmen mit einem dramatischen Verfall der Charterraten zu kämpfen. Bei gleichzeitig abnehmender Nachfrage haben die Tankerreedereien zudem mit einem Überangebot an Schiffen zu kämpfen. Betroffen ist vor allem das Segment der Supertanker (Very Large Crude Carriers, Anm.), wo selbst die operativen Schiffskosten zeitweise nicht gedeckt werden können.
Nachdem infolge der Weltwirtschaftskrise 2009 vor allem die Containerschifffahrt einen massiven Einbruch erlebte, ist in der nun wieder aufgeflammten Schifffahrtskrise auch die Tankerschifffahrt mit voller Wucht erfasst worden. Unter den Opfern findet sich etwa General Maritime. Das Tankerunternehmen musste im November Insolvenz anmelden. Keine guten Aussichten verspricht zudem der Blick auf den Baltic Dry Index. Der als Krisenparameter viel beachtete Indikator stürzte seit Dezember mit einem Minus von 60 Prozent auf den tiefsten Wert seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008.
Pleitegeier über Schifffahrtsfonds
Laut dem „manager magazin“ läuten derzeit vor allem bei Schifffonds die Alarmglocken. Im Hintergrund werde demnach bereits an Rettungskonzepten der zahllosen Beteiligungsgesellschaften gearbeitet. Schätzungen zufolge könnten bis zu 800 Fondssanierungen notwendig sein. Von den im Vorfeld in Aussicht gestellten Renditen könne derzeit jedenfalls keine Rede sein.
Vielmehr häufen sich Insolvenzanträge. Allein das „manager magazin“ berichtete zuletzt von gleich mehreren Schiffspleiten. Grund dafür war den Angaben zufolge „die Weigerung der beteiligten Banken, bereits ausgearbeitete Fortführungskonzepte für die in wirtschaftlicher Schieflage befindlichen Schiffe mitzutragen“. Erinnert wurde gleichzeitig daran, dass im Verkaufsprospekt den Anlegern „noch eine annähernde Verdopplung“ des eingesetzten Geldes in Aussicht gestellt worden sei.
Links: