Zwischen „Innovation“ und Unreife
Die Meinung der heimischen Mobilfunkbranche über LTE ist geteilt. Während die nächste Mobilfunkgeneration für A1 „Innovationsthema und Showcase“ ist, hält Orange LTE auch mangels ausreichender Hardware für noch „nicht reif“ für den Massenmarkt.
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Es haben zwar alle vier heimischen Mobilfunker Frequenzen für den LTE-Ausbau ersteigert, bisher haben mit A1, T-Mobile und „3“ aber nur drei in ihre Netze auch entsprechend investiert. Schließlich muss bis Ende 2013 laut Vorgaben der zuständigen Telekomregulierungsbehörde jeder Mobilfunker 25 Prozent der heimischen Bevölkerung mit LTE versorgen können.
Pläne von Orange auf Eis
Orange hat sich schon bei der Versteigerung der ersten LTE-Frequenzen 2010 zurückgehalten und weniger Pakete ersteigert, der Ausbau wurde dann nicht nur aufgrund der monatelangen Verkaufsgespräche bisher nicht begonnen. „Für uns ist LTE in der Form noch nicht marktreif“, so Orange-Sprecherin Petra Jakob, es gebe nicht genug Hardware, und Orange habe auch immer auf die Digitale Dividende gewartet und ein Refarming angestrebt. Mit einem Refarming wollte Orange einen Teil seiner bereits für andere Dienste genutzten Frequenzen frei und damit für LTE verfügbar machen.
Diese Pläne sind wegen des geplanten Kaufs von Orange durch „3“ vorerst auf Eis gelegt. Zwar agieren die beiden Unternehmen bis zu einem endgültigen Closing weiterhin unabhängig voneinander, Orange wird aber vorerst nur das normale operative Geschäft weiterführen. Geplant sind laut Jakob kleine Erweiterungen beim Ausbau von HSPA+, abseits soll es aber keine großen Investitionen geben.
A1 und T-Mobile bauen weiter aus
Anders bei A1 und T-Mobile, die sich schon rund um die Frequenzversteigerung ein Wettrennen rund um LTE geliefert haben. Beide wollen heuer kräftig in ihre Netze investieren, A1 will schon vor Ende 2013 die vorgeschriebenen 25 Prozent abdecken und versuchen, heuer alle neun Landeshauptstädte mit LTE zu versorgen. T-Mobile will sich vorerst auf Wien, Graz, Linz und Innsbruck beschränken und hofft auf eine schnelle Vergabe weiterer Lizenzen, um damit den Ausbau auf dem Land vorantreiben zu können.
Durchbruch mit Datensticks erwartet
Auf die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer schnellen LTE-Verbindung auf dem Handy erklärte A1, dass damit etwa HD-Videos ruckelfrei gestreamt beziehungsweise schneller hinaufgeladen werden könnten. Klar sei aber, dass LTE wie schon UTMS seinen Durchbruch vor allem mit Datensticks haben werde, nicht zuletzt weil LTE derzeit nur für Daten spezifiziert sei. Aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von passender Hardware und der geringen Netzabdeckung ist LTE auch für A1 vorerst vor allem ein „Innovationsthema und Showcase“.
„3“ will laut seinem Chef Jan Trionow LTE in Österreich „intensiv mitgestalten“, nicht zuletzt weil damit mehr Daten billiger produziert werden könnten. Zudem sei LTE ein Weltstandard, damit komme es auch bei den Lieferanten zu Skaleneffekten - sie können ebenfalls billiger herstellen. Bis LTE konkurrenzfähig zu 3G wird, werde es zumindest noch ein bis zwei Jahre dauern, den Anfang werden auch laut Trionow wie schon bei 3-G-Datensticks machen. Und auch dann wird LTE gemeinsam mit allen bisherigen Technologien aus wirtschaftlichen Gründen noch eine ganze Weile parallel genutzt werden.
Wenig Hardware verfügbar
Bis LTE schließlich auf Handys konkurrenzfähig ist, werde es noch deutlich länger dauern, da die Auflösung der kleinen Handydisplays durch 3-G, das mit HSPA+ mittlerweile bis zu 42 Mbit/s Bandbreite ermöglicht, ausreichend abgedeckt sei, so Trionow weiter. Auch T-Mobile will vorerst keine Endgeräte für LTE anbieten, diese muss der Anbieter laut eigenen Angaben noch testen. Bisher bieten alle Mobilfunker nur einen Datenstick für LTE an. Abgesehen von einem LTE-Handy, das A1 ab März anbieten will, wird sich das vorerst auch nicht ändern.
Nadja Igler, ORF.at
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