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Bauspar- und Vorsorgeprämien sinken

Mit dem Maßnahmenkatalog zur Eindämmung des Defizits kommen auch Anleger nicht ungeschoren davon. Einschnitte gibt es beim Bausparen und der privaten Altersvorsorge. Nicht nur Sparer dürften die Kürzungen nicht unbedingt freuen, auch Lebensversicherer und Bausparkassen zeigen sich davon wenig begeistert.

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Laut Plan der Regierung ist etwa eine Kürzung des staatlichen Zuschusses zum Bausparen um die Hälfte vorgesehen, wodurch die Prämie künftig nur noch 1,5 bis 4,0 Prozent der Eigenleistung ausmachen soll.

Dementsprechend soll - befristet bis 2016 - auch der fixe Prämienteil für die Zukunftsvorsorge von 5,5 auf 2,75 Prozent gekürzt werden. Beim Bausparen sollen so 76 Millionen Euro pro Jahr ab 2013 eingespart werden, bei der Zukunftsvorsorge 43 Millionen Euro jährlich.

Sparstift bei Vorsorgezuschuss

Aktuell liegt die Bausparprämie wegen des allgemein niedrigen Zinsniveaus mit 3,0 Prozent auf der derzeitigen gesetzlichen Untergrenze - die Bandbreite liegt bei 3,0 bis 8,0 Prozent, jene für die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge zwischen 8,5 und 13,5 Prozent.

Der Zukunftsvorsorge-Zuschuss setzt sich aus einem fixen Teil von 5,5 Prozent und einem variablen Teil zusammen, der wie die Bausparförderung jährlich neu festgelegt wird und sich am allgemeinen Zinsniveau orientiert.

Aktuelle Obergrenzen für Förderungen

Sowohl für Bausparen als auch für Zukunftsvorsorge gibt es eine Förderobergrenze. Die maximale Bausparprämie liegt 2012 wie im Vorjahr bei 36 Euro im Jahr - also bei 3,0 Prozent der förderwürdigen Einzahlungen von maximal 1.200 Euro.

Die Obergrenze bei der Zukunftsvorsorge orientiert sich an der Höchstbeitragsgrundlage in der Sozialversicherung. Die maximal mögliche Prämie für 2012 liegt bei 198,04 Euro im Jahr, nach 196,64 Euro im abgelaufenen Jahr. Die höchstmögliche prämienbegünstigte Einzahlung beträgt momentan 2.329,88 Euro.

Über fünf Millionen Bausparer betroffen

In Österreich haben mehr als 5,5 Millionen Menschen einen Bausparvertrag im Spar- oder Darlehensstadium - davon 5,188 Millionen im Ansparstadium. An Zukunftsvorsorge-Verträgen laufen über 1,5 Millionen, mehr als 90 Prozent davon wurden bei einer Versicherung abgeschlossen. Die prämiengeförderte Zukunftsvorsorge wurde vor knapp zehn Jahren, im Herbst 2002, eingeführt. Die Bausparförderung gibt es seit vielen Jahrzehnten.

Bausparkassen warnen vor Kreditklemme

Die Bausparkassen warnen bereits vor einer Verknappung der Bauspardarlehen, sollten auf der Einlagenseite wegen einer Förderkürzung weniger Mittel hereinkommen. „Eine so massive Störung des Mittelaufkommens hätte eine viel längere Störung bei den Darlehen zur Folge und wäre problematisch für das Geschäftsmodell Bausparen“, sagte am Freitag der Vorsitzende des Arbeitsforum österreichischer Bausparkassen (AÖB) und ABV-Generaldirektor Erich Hackl zur APA: „Ich falle aus allen Wolken. Das haben wir nicht erwartet.“

Der Bausparsektor stelle jährlich 3,5 Milliarden Euro Finanzierungsleistung bereit, das entspreche rund 17.500 Wohnungen. Ein Einsparpotenzial von 76 Millionen Euro im Jahr bezweifelt Hackl, denn zuletzt (2011) habe die Prämie in einem ganzen Jahr nur 114 Millionen Euro ausgemacht.

Lebensversicherer: Schlecht für Pensionssystem

Die Lebensversicherer murren ebenfalls schon über die beabsichtigte Kürzung der Zukunftsvorsorge-Förderung. Das wäre „ein Schritt in die falsche Richtung“ und ein „schlechtes Signal“, der dem Vorsorgegedanken nicht Rechnung trage, kritisierte am Freitag in einer ersten Reaktion der langjährige Spartensprecher Leben im Versicherungsverband (VVO), Allianz-Österreich-Vorstandsdirektor Manfred Baumgartl.

Eine kapitalgedeckte Altersvorsorge entlaste langfristig den Staatshaushalt, erhöhe die Kaufkraft der Pensionisten und nehme damit einen Finanzierungsdruck vom staatlichen Umlagesystem. Im Übrigen gehe er schon davon aus, dass es „keinen Eingriff in bestehende Verträge“ gebe, sollte die Kürzung wirklich kommen, so Baumgartl.

Steuerausfall höher als Einsparungen?

Mit der Halbierung der Bausparförderung schneide sich Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) ins eigene Fleisch, vermutet s-Bausparkassen-Chef Josef Schmidinger. Der durch geringere Investitionen entstehende Umsatzsteuer-Entfall werde größer sein als die Ersparnis des Bundes durch die geplante Kürzung der staatlichen Prämien ab 2013, sagte Schmidinger im Gespräch mit der APA.

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