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Tacita Deans Megaprojektionen

Ein Loblied auf die analoge Filmtechnik wird als neuestes Kunstwerk auf die Wand der Turbinenhalle in der Tate Modern in London projiziert. Für die jüngste Installation in der Unilever-Ausstellungsreihe wurde die britische Film- und Klangkünstlerin Tacita Dean ausgewählt, die in Berlin lebt und arbeitet.

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Die 13 Meter hohe Projektion auf einer hochformatigen Leinwand in dem 3.400 Quadratmeter großen Raum zeigt einen Stummfilm, dessen Motive von Tomaten, Pilzen, Bäumen und Blumen bis hin zu einer Schnecke auf einem Blatt, einem Auge und einem Grashüpfer reichen. Der elf Minuten lange Streifen solle der „magischen Kunst“ des analogen Filmemachens huldigen, die durch die Ausbreitung der digitalen Technik aussterbe, hieß es von der Künstlerin.

Tacita Dean vor einem ihrer Kunstwerke

Reuters/Luke MacGregor

Tacita Dean vor ihrer Projektion in der Turbinenhalle

Analoger Film „im Endstadium“

„Ich liebe den Film und ich möchte die Möglichkeit, Filme zu drehen, nicht verlieren“, so Dean. „Doch ich fürchte, das wird passieren. Es ist nicht länger nur Theorie, es ist die Realität. Wir sind im Endstadium.“

Am Rande des Bildes in der Turbinenhalle sind Filmstreifen zu sehen, die durch die sichtbare Randperforation an 35-mm-Film oder Kleinbildnegative erinnern. Dean ist mit Klang- und Filminstallationen bekanntgeworden, unter anderem für den einstündigen Film „Sisters“, für den sie fünf älteren Bewohnerinnen eines Klosters in deren Alltag folgte.

Leute stehen vor Tacita Dean's Kunstwerk "Film"

Reuters/Luke MacGregor

13 Meter hohe Leinwand

Kein „normaler“ Raum

Schon seit zwölf Jahren sorgen die spektakulären Installationen in der Turbinenhalle für wahre Besucheranstürme. „Man kann nicht so tun, als sei das ein normaler Raum“, sagt der deutsche Künstler Carsten Höller, der 2006 im Rahmen der Unilever Series eine Riesenrutsche baute.

Bei den meisten Werken ist das Publikum eingebunden, so bei Olafur Eliassons „Weather Project“, für das eine künstliche Nebelsonne schien, oder bei Miroslaw Balkas begehbarer Riesenbox, in der nichts herrschte außer Dunkelheit.

„Giftige“ Sonnenblumensamen

Der „Mitmacheffekt“ sorgt zwar bei Begeisterung bei den Besuchern, allerdings riefen die Kunstwerke in der Turbinenhalle schon des Öfteren Sicherheitsbedenken hervor. Letztes Jahr musste die groß gefeierte Installation „Sonnenblumenkerne“ des chinesischen Künstlers Ai Weiwei schon nach wenigen Tagen geschlossen werden: Untersuchungen ergaben, dass der riesige Teppich aus 100 Millionen handgefertigten Sonnenblumenkernen aus Porzellan Spuren von Blei enthielt.

Es bestehe zwar kein Gesundheitsrisiko, teilte das Museum mit, das die Ausstellung schnell wieder öffnete - doch Besucher durften nur noch von einer Brücke aus auf die Installation blicken.

Besucher gehen durch die Installation "Sunflower Seeds" im Tate Modern

AP/Lennart Preiss

Ai Weiweis Installation in der Turbinenhalle

2009 verletzten sich Besucher in der völlig finsteren Installation des polnischen Künstlers Miroslaw Balka, weil sie in der Dunkelheit gegen Wände liefen. 2007 stürzten drei Besucher in einen 90 Zentimeter tiefen Riss, der Teil einer Installation der kolumbianischen Künstlerin Doris Salecedo war. Auch die 2006 vom deutschen Künstler Carsten Höller entworfene Installation hatte ihre Tücken: Eine Besucherin brach sich auf der riesigen Rutsche gleich mehrere Knochen ihrer rechten Hand.

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