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Verzögerung durch „Budgetkürzungen“

Die Bundesplattform für offene Regierungsdaten wird nach einer Verzögerung nun im April ans Netz gehen. Im Gespräch mit ORF.at sagte Roland Ledinger, im Bundeskanzleramt für das Projekt zuständig, welche Daten veröffentlicht werden und welche Vorteile Bürger und Unternehmen aus der Initiative ziehen können.

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„Wir haben im vergangenen Jahr zusammen mit den Verantwortlichen in Linz, Wien, Salzburg und Graz die Cooperation Open Governement Data (OGD) gegründet“, so Ledinger, Leiter der IKT-Strategie des Bundes. „Eigentlich hätte die gemeinsame Plattform für Regierungsdaten der Städte und des Bundes schon früher online gehen sollen, aber Budgetkürzungen haben den Prozess verlangsamt.“

Bei OGD geht es darum, vom Staat erhobene Daten - etwa Statistiken und Geoinformationen - in vereinheitlichter Form interessierten Bürgern und Unternehmen kostenlos zugänglich zu machen. „Personenbezogene Daten werden dabei grundsätzlich nicht veröffentlicht“, so Ledinger. „Die Daten werden alle in freien Formaten wie CSV und JSON publiziert und unter eine Creative-Commons-Lizenz gestellt, die die freie Weitergabe bei Nennung der Quelle erlaubt. Es ist auch möglich, die Daten in kommerziellen Projekten zu verwenden.“

Daten für Bürger und Verwaltungsprofis

Auf dem neuen Portal, dessen genauer Starttermin im April noch nicht feststeht, werden rund 130 Datensätze aus den Städten, aus Bundesministerien und von der Statistik Austria frei verfügbar sein. Auch das Rechtsinformationssystem (RIS) des Bundes wird geöffnet, sodass Entwickler neue Anwendungen zur Erschließung der Gesetzestexte schreiben können. Ledinger: „Es wird dann beispielsweise möglich, Änderungen an Gesetzen über mehrere Jahre hinweg durch Textvergleiche sichtbar zu machen oder eine Mobil-App zu schreiben, die es möglich macht, Notizen und Kommentare einzufügen.“

Auch die Verwaltung selbst wird schneller an benötigte Informationen kommen. „Verkehrsplaner können auf die neuesten Daten zum Pendlerverkehr zugreifen und damit besser abschätzen, welche Maßnahmen sie treffen müssen“, so Ledinger. Die Open-Data-Plattform des Bundes basiert auf der freien Software CKAN, die auch bei vergleichbaren Projekten in den USA und in Großbritannien verwendet wird und voraussichtlich auch dem geplanten Datenportal der Europäischen Union zugrunde liegen wird.

Einsatz freier Software

„Das Open-Data-Portal ist nur ein Katalog, in dem steht, wo welche Daten in welchem Format liegen, wann sie veröffentlicht worden sind usw. Die Daten selbst liegen nach wie vor auf den Servern der Städte - oder im Fall des RIS bei uns“, sagte der Projektzuständige. Der Katalog werde beim Bundesrechenzentrum angesiedelt sein, das Finanzministerium unterstütze das Projekt, so Ledinger weiter. Durch die Verwendung von CKAN solle sich das österreichische Portal auch automatisch mit seinem EU-Pendant abgleichen können.

Anders als in den USA und Großbritannien wurden in Österreich die ersten Open-Data-Portale nicht auf nationaler, sondern auf städtischer Ebene entwickelt. Linz und Wien unterhalten bereits seit geraumer Zeit eigene Sites für offene Regierungsdaten, auf deren Grundlage bereits nützliche kostenlose Anwendungen erstellt worden sind, die nicht nur für Experten interessant sind.

Praktische Apps

So hat der Entwickler Florian Rath auf Grundlage der offenen Daten eine iPhone-Fahrplanauskunft namens Öffliner geschrieben. Der Wiener Programmierer Robert Harm hat mit dem Leaflet Maps Marker eine Zusatzsoftware für die Weblogplattform Wordpress geschrieben, die es dem Anwender ermöglicht, schnell und einfach personalisierte Karten zu erstellen und dabei auch Open-Data-Informationen aus dem Wiener Portal zu verwenden.

Ledinger ist überzeugt, dass die Zahl der veröffentlichten Datensätze nach dem Start des Bundesportals schnell weiter steigen wird. Großen Widerständen in der Verwaltung sind er und seine Mitstreiter nicht begegnet. „Es geht uns darum, Transparenz herzustellen“, sagte er, „an manchen Stellen herrscht sicher noch eine ‚Ärmelschonermentalität‘, aber in den Ministerien gibt es viele, die sich für Open Data interessieren und die Chancen sehen.“

Chancen für die Wirtschaft

Dass es möglich sein wird, mit den freien Regierungsdaten Einsparungen und Gewinne im Wert von jährlich 140 Milliarden Euro zu machen, wie EU-Kommissarin Neelie Kroes im Dezember bei der Vorstellung ihres Open-Data-Plans für die ganze EU prognostiziert hat, glaubt Ledinger allerdings nicht: „Wenn in einer großen Organisation wie dem Bundeskanzleramt jeder Mitarbeiter dadurch ein paar Minuten einspart, dann werden deswegen nicht weniger Leute bei uns beschäftigt. Mittelfristig können sich aber positive Effekte bei kleinen und mittleren heimischen Unternehmen zeigen.“

Günter Hack, ORF.at

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