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Schwächstes Quartal seit zwei Jahren

Die Schuldenkrise in Europa belastet zunehmend das Geschäft des weltgrößten Stahlkonzerns ArcelorMittal. Im vierten Quartal 2011 ging der operative Gewinn (EBITDA) im Vergleich zum bereits schwachen Vorjahreszeitraum noch einmal um rund 7,5 Prozent auf 1,7 Mrd. US-Dollar (1,3 Mrd. Euro) zurück, wie das Unternehmen am Dienstag in Luxemburg mitteilte.

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Das war das schlechteste Quartalsergebnis für den Konzern seit zwei Jahren. Unter dem Strich stand sogar ein überraschender Verlust von einer Milliarde Dollar. Der Konzern begründete das mit Steuereffekten, Wertberichtigungen und Kosten für Sparmaßnahmen.

In der zweiten Jahreshälfte 2011 habe die wachsende Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung in Europa die Erholung seit der Wirtschaftskrise gestört, sagte Vorstandschef Lakshmi Mittal. Er sehe die Situation auch zu Jahresbeginn weiter mit Sorge.

„Stimmung verbessert“

Der Konzern rechnet deshalb mit einem schwächeren ersten Halbjahr als im Vorjahr. Das operative Ergebnis werde in der ersten Hälfte voraussichtlich unter dem vor einem Jahr liegen, aber über dem der zweiten Hälfte von 2011. „Trotz der Unsicherheiten hat sich die Stimmung im Vergleich zum Schlussquartal verbessert“, sagte Mittal. Zuletzt legten auch die Preise wieder zu, nachdem sie in den Vormonaten deutlich unter Druck gestanden waren. Die Aktien von ArcelorMittal gewannen in der ersten Handelsstunde gut zwei Prozent.

Weniger Nachfrage erwartet

Weltweit rechnet ArcelorMittal in diesem Jahr mit einer schwächeren Zunahme der Stahlnachfrage. In diesem Jahr erwartet der Konzern eine Steigerung von 4,5 Prozent, 2011 waren es noch 6,3 Prozent. In Europa dürfte der Absatz um 1,3 Prozent fallen, in China im Vergleich zu früheren Zuwachsraten nur noch um 5,2 Prozent steigen. Für den eigenen Konzern sieht Mittal aber zumindest im ersten Halbjahr einen stabilen Absatz, was auch mit der wieder besseren Entwicklung in den USA zusammenhängt.

Im gesamten vergangenen Jahr profitierte ArcelorMittal von einer guten ersten Hälfte und steigerte das operative Ergebnis um knapp 20 Prozent auf 10,1 Mrd. Dollar. Der Umsatz legte 2011 um gut 20 Prozent auf etwa 94 Mrd. Dollar zu. Unter dem Strich verdiente der Konzern 2,3 Mrd. Dollar, rund ein Viertel weniger als 2010. Das lag vor allem an dem Milliardenverlust im Schlussquartal.

Investitionen zurückgefahren

Wegen der schwierigen Lage reduziert der Konzern die Investitionen. In diesem Jahr sollen es nur noch vier bis 4,5 Mrd. Dollar sein. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen zunächst 5,5 Mrd. Dollar investieren wollen. Wegen der Wirtschaftseintrübung stellte es dann aber bereits einige Ausgaben für die Stahlwerke zurück. Mehrere Hochöfen wurden vorübergehend abgeschaltet.

Viel Geld steckt ArcelorMittal dagegen weiter in den Ausbau der eigenen Rohstoffförderung. Damit will sich der Konzern unabhängiger von den schwankenden Preisen für Eisenerz und Kohle machen. In diesem Jahr soll die Förderung jeweils um zehn Prozent steigen.

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