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Verbindung „unter Gleichen“

Gerüchte hat es schon seit Monaten gegeben. Seit einigen Tagen gab es mehr und mehr Hinweise. Und seit Dienstag ist es fix: Mit dem 90-Milliarden-Dollar-Zusammenschluss (69 Mrd. Euro) des weltgrößten Rohstoffhändlers Glencore und des Bergbaukonzerns Xstrata erlebt die Bergbaubranche die größte Fusion ihrer Geschichte.

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Es sei ein Zusammenschluss „unter Gleichen“, betonten beide Unternehmen. Aktionäre von Xstrata würden im Rahmen der Fusion für jedes ihrer Papiere 2,8 neue Glencore-Titel erhalten. Das ist Experten zufolge ein besseres Verhältnis, als erwartet worden war.

Einem Bericht der „Financial Times“ zufolge bot Glencore noch einen Aufschlag von acht Prozent auf den Aktienkurs von Xstrata. Noch in der vergangenen Woche hatte der „Neuen Zürcher Zeitung“ zufolge ein Xstrata-Aktionär in London gesagt: „Ohne einen ordentlichen Aufschlag wird es von unserer Seite keine Zustimmung geben.“

Abwicklung noch im dritten Quartal

Den Firmenangaben zufolge enthalten die Bedingungen einen Aufschlag von 15,2 Prozent auf die Xstrata-Titel basierend auf dem Schlusskurs vom 1. Februar. Die Fusion soll schon im dritten Quartal abgewickelt werden. Glencore war schon bisher mit einer Beteiligung von rund einem Drittel der größte Einzelaktionär von Xstrata. Die letzte große Transaktion auf dem Rohstoffmarkt war der Kauf des Aluminiumproduzenten Alcan durch Rio Tinto im Jahr 2007.

Mit dem neuen Konzern soll vom Abbau bis zum Transport und Verkauf der Rohstoffe die gesamte Wertschöpfungskette weltweit abgedeckt werden. Es soll verstärkt in derzeit wichtigen Abbauregionen wie dem afrikanischen Kupfergürtel, in Kasachstan und Südamerika investiert werden. Der gemeinsame Jahresumsatz liegt bei fast 210 Mrd. Dollar. Brancheninsidern zufolge soll der neue Konzern weltgrößter Förderer von Kraftwerkskohle und Zink sein.

Führungsfrage geklärt

Konzernchef der neuen Gruppe wird der bisherige Xstrata-Chef Mick Davis. Ivan Glasenberg, bisheriger Chef von Glencore, soll als Vizekonzernchef und Verwaltungsratspräsident agieren. „Unsere Firmen arbeiten schon seit zehn Jahren gut zusammen. Ich freue mich, Mick zu unterstützen“, ließ Glasenberg mitteilen. Glasenberg kam damit Xstrata in der Führungsfrage entgegen. Auch die Standortfrage dürfte kein Problem sein. Beide Konzerne haben ihren Sitz im Schweizer Steuerparadies Zug.

An der Börse wurde schon die Nachricht, dass es zu einer Fusion kommen könnte, mit Wohlwollen aufgenommen. Die Aktien beider Unternehmen legten stark zu. Schon im Vorfeld hatte Xstrata-Chef Davis die Aussicht einer Unabhängigkeit beider Konzerne als „unhaltbar“ bezeichnet.

„Schneller als gedacht“

Schon der Börsengang von Glencore im Mai 2011 hatte Anlass zu Spekulationen über den Zusammenschluss der beiden Konzerne gegeben. Dieser Schritt war mit besseren Zukaufsmöglichkeiten begründet worden. „Wir haben erwartet, dass diese beiden Konzerne fusionieren, aber es passiert jetzt ein bisschen schneller als gedacht“, sagte Tim Dudley, Analyst bei Collins Stewart. Für ihn ergibt es aber „Sinn, wenn man sich die Marktpositionen der Unternehmen und ihre Entwicklung anschaut“.

Widerstand gegen Fusion

Nicht alle unterstützen die am Dienstag vorgestellten Pläne. Zwei der zehn größten Xstrata-Aktionäre meldeten Bedenken gegen ein Zusammengehen mit Glencore an. Sie wollen gegen den Schritt stimmen und stellen so die geplante Megafusion in der Bergbaubranche infrage. Standard Life Investments, der viertgrößte Anteilseigner des britisch-schweizerischen Bergbaukonzerns, ist mit dem Deal unzufrieden. Auch das Finanzhaus Schroders findet die gebotenen 41 Mrd. Dollar (31,4 Mrd. Euro) für jene 66 Prozent der Aktien, die nicht schon Glencore gehören, zu wenig.

Laut dem Finanzdatendienstleister Thomson Reuters besitzen die Kritiker zusammen 3,6 Prozent der Xstrata-Aktien. Sollten Standard Life und Schroders weitere Aktionäre auf ihre Seite bringen, könnten sie Glencores Pläne zur Schaffung eines Megakonzerns durchkreuzen.

Kritik von Wettbewerbsbehörden erwartet

Neben den Aktionären dürften auch die Wettbewerbsbehörden kritisch auf die geplante Fusion blicken. Glencore und Xstrata würden einen großen Teil des Marktes für Kraftwerkskohle, Kupfer und Zink beherrschen. Regierungen auf der ganzen Welt könnten sich fragen, inwieweit ein solcher Konzern Einfluss auf den Handel mit Nahrungsmitteln, Industriegütern und Energie haben wird.

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