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Damaskus sieht „Lügenmärchen“

Bei einem Blutbad in der syrischen Protesthochburg Homs hat die Armee nach neusten Angaben des arabischen Fernsehsenders al-Arabija 337 Menschen getötet. Wie der Sender Samstagfrüh weiter berichtete, wurden etwa 1.300 Menschen verletzt. Die syrische Führung dementierte die Berichte.

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Die Zivilisten seien von bewaffneten Männern getötet worden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur SANA. Auch das syrische Staatsfernsehen bestritt nach Angaben des US-Senders CNN Berichte über den Beschuss von Stadtvierteln in Homs durch die Streitkräfte. Das sei eine „Medienkampagne“, die „Lügenmärchen und Unwahrheiten“ benutze, um die Entscheidung des UNO-Sicherheitsrates zu beeinflussen und um Verbrechen und Angriffe zu verschleiern, die von bewaffneten terroristischen Gruppen begangen worden seien, berichtete CNN weiter.

„Erschreckendstes Massaker“

Der Syrische Nationalrat, die wichtigste Oppositionsgruppe des Landes, erklärte unterdessen, in Homs seien in der Nacht zum Samstag 260 Zivilisten getötet worden. In einer Erklärung war von dem „erschreckendsten Massaker“ seit Beginn der Proteste gegen Präsident Baschar al-Assad im März 2011 die Rede. Der Nationalrat appellierte zudem an Russland, „das Regime klar zu verurteilen und es für die Massaker verantwortlich zu machen“. Russland legte allerdings bei der Sitzung des UNO-Sicherheitsrates gemeinsam mit China ein Veto gegen die Resolution ein und legte so weiterhin seine schützende Hand über das Regime von Assad.

Botschaften im Ausland gestürmt

Aufgebrachte Syrer stürmten in der Nacht auf Samstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo die syrische Botschaft, um gegen die jüngste Gewalt in ihrem Land zu protestieren. Der Eingang des Botschaftsgebäudes wurde demoliert, Mobiliar und Computer wurden zerstört, der erste Stock war teilweise ausgebrannt, wie ein Reuters-Korrespondent berichtete. Zu ähnlichen Aktionen war es zuvor auch in Großbritannien, Deutschland und den USA gekommen.

In London gelang es fünf Männern, in das Botschaftsgebäude im Zentrum der britischen Hauptstadt einzudringen, wie Scotland Yard mitteilte. Die Männer seien festgenommen worden. Laut dem Rundfunksender BBC sollen Fenster eingeschmissen worden sein. In Syrien gibt es seit fast elf Monaten massive Oppositionsproteste gegen das Assad-Regime, auf die dessen Sicherheitskräfte mit aller Gewalt reagieren. Die Führung in Damaskus macht immer wieder „Terroristen“ für die anhaltende Gewalt im Land verantwortlich. Seit vergangenem März kamen nach UNO-Angaben mit Stand vor dem Massaker in Homs mehr als 5.400 Menschen ums Leben, Menschenrechtler gingen von mindestens 6.000 Todesopfern aus.

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