Angepeiltes Volumen von fünf Mrd. Dollar
Bisher hat Facebook Inc., der Betreiber der gleichnamigen, weltweiten größten Onlinecommunity Geld lieber bei ausgewählten Investoren eingesammelt. Nun geht das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Menlo Park an die Börse. Als erster Schritt erfolgte am späten Mittwochnachmittag die Veröffentlichung des Börsenprospekts.
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Das angepeilte Volumen des IPOs (Initial Public Offering, Anm.) liegt - vorerst - bei fünf Mrd. Dollar (rund 3,8 Mrd. Euro) und fällt damit um die Hälfte kleiner aus als mitunter erwartet. Allerdings kann sich die Summe noch erhöhen.
Dass Unternehmen, die es an die Börse zieht, erst das Interesse von Investoren abwarten und im positiven Fall beim Preis „nachlegen“, ist durchaus nichts Ungewöhnliches. Einen Termin für das Erstlisting gibt es noch nicht. Außerdem ist noch nicht klar, wo die Aktien notieren werden. Infrage kommen sowohl die Börse New York (NYSE) als auch die Technologiebörse NASDAQ.
Bei Werbeerlösen weit vor Konkurrenz
Erstmals lüftete das Börsenprospekt - verpflichtend - das Geheimnis der Geschäftszahlen von Facebook. Das Unternehmen verdiente laut Veröffentlichung im letzten Jahr unter dem Strich eine Mrd. Dollar (knapp 760 Mio. Euro). 2010 waren es 606 Mio. Dollar und 2009 immerhin schon 229 Millionen gewesen. Haupteinnahmequelle der von CEO Mark Zuckerberg gemeinsam mit früheren Studienkollegen entwickelten Plattform ist der Verkauf von Werbung - und die Geschäfte laufen gut. Der Umsatz lag laut den bei der US-Börsenaufsicht (SEC) eingereichten Unterlagen im Jahr 2011 bei 3,7 Mrd. Dollar und verdoppelte sich im Vergleich zu 2010.
Nach Daten des Marktforschers ComScore hat Facebook seinen Anteil an den grafischen Anzeigen im US-Markt im vergangenen Jahr von 21 auf 28 Prozent ausbauen können. Das bedeutet: Mehr als jedes vierte Werbebanner auf amerikanischen Websites wurde bei Facebook geschaltet. Der nächstgrößere Anbieter Yahoo stagnierte bei rund elf, Microsoft und Google erreichten weniger als fünf Prozent. Rund ein Viertel von Facebook gehört Zuckerberg.
Bereits mehr als 840 Mio. Nutzer
Facebook ist angesichts seiner inzwischen mehr als 840 Millionen Mitglieder zu einer Macht im Onlinewerbegeschäft aufgestiegen. Je öfter und je länger seine User die Plattform nutzen, desto teurer kann Facebook Werbeplätze verkaufen. Trotz Kritik von Datenschützern und Politikern am Umgang mit Nutzerinformationen wächst das Netzwerk weiter schnell.
Selbst mit einem Volumen von fünf Mrd. Dollar wird Facebook immer noch einer der größten Internetbörsengänge bisher. Suchmaschinenplatzhirsch Google erzielte bei seinem Schritt an die Börse 2004 Einnahmen von 1,7 Mrd. Dollar. Zusammen mit den Aktien, die bei den Alteigentümern verblieben, lag die Gesamtbewertung damals bei 23 Mrd. Dollar. Bis heute sind daraus fast 190 Mrd. geworden. Der Softwarekonzern Microsoft kommt auf 249 Milliarden Dollar. Wertvollster (IT-)Konzern der Welt ist Apple mit einer Bewertung von fast 430 Mrd. Dollar Dollar.
Jüngste IT-Börsengänge mäßig erfolgreich
Die jüngsten Börsengänge von IT-Unternehmen waren dagegen nicht besonders erfolgreich. Die Aktie des Rabattportals Groupon wird wieder leicht über dem Ausgabepreis von 20 Dollar gehandelt, nachdem die Aktie schon fast auf 15 Dollar gesunken war. Groupon hatte einen niedrigeren Aktienausgabepreis von 16 bis 18 Dollar geplant, wegen der hohen Nachfrage aber noch nachgebessert. Der Börsenwert wurde zum Start des Handels Anfang November mit 12,6 Mrd. Dollar angesetzt, Groupon platzierte nur rund fünf Prozent seiner Aktien.
Zynga, der Anbieter von Facebook-Spielen wie „Farmville“ und „Mafia Wars“, konnte bei seinem Börsengang Mitte Dezember 100 Mio. Aktien zu je zehn Dollar (rund 7,6 Euro) platzieren und damit am oberen Ende der angepeilten Summe. Inklusive der Anteile der bisherigen Eigentümer wurde Zynga somit mit rund sieben Mrd. Dollar bewertet, inklusive aller ausstehenden Optionen mit 8,9 Mrd. Dollar. Im Sommer war noch von einem möglichen Börsenwert von 15 bis 20 Mrd. Dollar spekuliert worden.
US-Medien gingen bisher davon aus, dass Facebook bei seinem Börsengang mit 75 bis 100 Mrd. Dollar bewertet wird. Damit würde das Unternehmen in einer Liga mit Topkonzernen wie Volkswagen oder Siemens spielen.
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