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Hoher Seegang behindert Arbeiten

Nach dem Schiffsunglück vom 13. Jänner vor der toskanischen Küste wird die schwer beschädigte „Costa Concordia“ wohl auf dem Schrottplatz enden. Fahren wird das Schiff - auch nach einer möglichen Hebung - nicht mehr, wie der Geschäftsführer der Reederei Costa Crociere, Pierluigi Foschi, am Dienstag in einer Stellungnahme vor dem Senat in Rom sagte.

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Hoher Seegang und starker Wind verhindern unterdessen weiterhin die Arbeiten am Wrack der „Costa Concordia“ vor der Insel Giglio. Die Vorbereitungen auf das Abpumpen von etwa 2.300 Tonnen Treibstoff - überwiegend gefährliches Schweröl - aus den Tanks des Kreuzfahrtschiffes dürften nicht vor dem Wochenende beginnen. Das teilte der Kommandant des Hafenamtes in Livorno, Ilarione Dell’Anna, am Donnerstag mit.

Krisenstabsleiter Franco Gabrielli schloss derweil entgegen früheren Ankündigungen nicht aus, dass nach dem Beginn des Ölabpumpens Taucher auch wieder in dem unter Wasser stehenden Teil des Schiffes suchen könnten. Denn 15 Menschen werden noch vermisst.

Reederei bestreitet Sicherheitsmängel

Der Costa-Geschäftsführer bestritt Sicherheitsmängel an Bord des havarierten Schiffes. Die Besatzung sei trainiert worden, um Notstandssituationen zu bewältigen. Alle vier Wochen werde das Personal einem Trainingsprogramm unterzogen. Foschi bemängelte allerdings, dass zu viel Zeit zwischen der Havarie und dem Evakuierungsbefehl vergangen sei. Zu diesem Aspekt seien Ermittlungen der Justizbehörden im Gange, sagte er.

Laut Einschätzung des Leiters des zuständigen Krisenstabs, Franco Gabrielli, könnte das 290 Meter lange Schiff noch monatelang vor der Küste der Insel Giglio liegen. Möglicherweise könnte eine Bergung erst gegen Jahresende erfolgen, sagte Gabrielli am Sonntag. Costa-Geschäftsführer Foschi hatte den Schaden für seine Reederei Mitte Jänner mit über 70 Mio. Euro beziffert - zuzüglich möglicher weiterer Schadenersatzklagen betroffener Passagiere.

Suche nach Eingeschlossenen eingestellt

Die Suche nach Vermissten im Wrack ist derzeit offiziell eingestellt. Grund dafür sei die Sicherheit der Taucher, die am halb unter Wasser liegenden Schiff arbeiten, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Den Verwandten der noch vermissten Opfer und den betroffenen Botschaften sei diese Entscheidung bereits mitgeteilt worden, hieß es.

Das Kreuzfahrtschiff mit rund 4.200 Menschen an Bord war am 13. Jänner vor Giglio auf einen Felsen aufgelaufen und gekentert. 17 Opfer der Schiffskatastrophe wurden bisher tot geborgen. Insgesamt 15 Passagiere und Crewmitglieder werden nach Angaben der Präfektur im toskanischen Grosseto noch vermisst.

Zu gefährlich für Taucher

Taucher hatten zunächst geplant, die gefährliche Suche nach Opfern in dem gekenterten Kreuzfahrtschiff am Dienstag wieder aufzunehmen, wurden aber von schlechten Wetterbedingungen daran gehindert. Die Bergungsarbeiten waren bereits am Sonntag unterbrochen worden, weil sich das Kreuzfahrtschiff etwas stärker bewegt hatte und höherer Wellengang herrschte.

Weitere Vorwürfe gegen Kapitän

Weitere Vorwürfe wurden am Dienstag gegen den Kapitän des Schiffs, Francesco Schettino, laut. Nach Angaben des Bordarztes Gianluca Marino Cosentino kam es wegen Schettinos Verhalten zu gravierenden Verzögerungen bei der Evakuierung.

„Das Besatzungspersonal war schon eine halbe Stunde lang zur kompletten Evakuierung bereit, bevor per Lautsprecher der Befehl zum Verlassen des Schiffes kam“, so Cosentino im Interview mit der neapolitanischen Tageszeitung „Il Mattino“ (Dienstag-Ausgabe). Der Evakuierungsbefehl war seiner Ansicht nach nicht vom Kapitän gegeben worden. „Es war zu 90 Prozent nicht seine Stimme“, sagte Cosentino.

In der Nacht nach der Havarie sei ihm der Kapitän geschockt und nicht bei sich vorgekommen. Er sei keineswegs seinen Koordinierungspflichten an Bord nachgekommen, so der Bordarzt. „Ich war sehr überrascht, als ich nach Mitternacht Schettino ohne Uniform auf der Insel Giglio gesehen habe“, so Cosentino.

Salzburger Bürgermeister will aussagen

Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), der das Schiffsunglück der „Costa Concordia“ als Passagier hautnah miterlebt hatte, will als Zeuge vor Gericht aussagen. „Ich habe nicht vor, eine Klage aktiv einzubringen. Wenn es aber eine vernünftige Plattform gibt, schließe ich mich an“, sagte Schaden am Dienstag

Die Tragödie hat offenbar zahlreichen Menschen die Lust auf Kreuzfahrten verdorben. Die Buchungen bei der italienischen Unglücksreederei seien „deutlich“ zurückgegangen, teilte der US-Mutterkonzern Carnival mit. Durch zahlreiche Umbuchungen sei es aber schwer, genaue Zahlen zu nennen, hieß es in dem am Montag vorgelegten Geschäftsbericht. Bei allen anderen Tochtergesellschaften bezifferte Carnival den Buchungsrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit um die 15 Prozent.

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