„Schweigen nicht positiv“
Die insolvente Drogeriekette Schlecker Deutschland soll noch eine Chance bekommen. Es „gibt einen guten Kern“, gibt sich der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz zuversichtlich - nicht zuletzt wegen des nicht insolventen Auslandsgeschäfts des Unternehmens. Bisher galt Schlecker Österreich als stabil und von der Insolvenz nicht betroffen. Experten sind aber „sehr skeptisch“.
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Österreich sei zwar in das Insolvenzverfahren nicht involviert, man könne aber nicht sagen, dass Schlecker Österreich nicht betroffen sei, erklärte ein Brancheninsider gegenüber der APA. Seit zehn Tagen gebe es von der Schlecker-Geschäftsführung in Österreich keine Informationen zur heimischen Situation: „Das Schweigen ist nicht positiv zu interpretieren.“
Wie profitabel ist Schlecker Österreich?
Die aktuellsten Zahlen, die veröffentlicht wurden, beziehen sich noch auf das Jahr 2010. Damals erwirtschaftete die Drogeriekette in Österreich einen Jahresüberschuss von 8,7 Mio. Euro bei einem Eigenkapital von 168 Mio. Euro. Die Verbindlichkeiten des Unternehmens lagen bei 70 Mio. Euro, die Forderungen gegenüber anderen Firmen beliefen sich auf 167 Mio. Euro.
Unklar sei aber, so Experten, gegenüber wem diese Forderungen bestehen - möglicherweise gegenüber Schlecker International. In einer Insolvenz könnte diese Position „zügig gegen null schwinden“, betonte ein Insider. Noch im Dezember betonte Schlecker-Geschäftsführer Lars Schlecker, dass das Österreich-Geschäft „absolut profitabel“ sei.
Auslandsgeschäft steht zur Disposition
Bisher wurden die Kosten für IT und den Einkauf von Schlecker Deutschland getragen, sagte ein Experte, der nicht genannt werden wollte, gegenüber der APA. Wenn Schlecker Österreich das selbst verbuchen müsste, könne das Unternehmen „nie und nimmer“ schwarze Zahlen schreiben. Der Umsatz von Schlecker werde sich „unauffällig“ auf die Mitbewerber dm und Bipa und den Lebensmittelhandel verteilen.
Angefacht wurde die Skepsis durch die Andeutung des deutschen Schlecker-Finanzchefs Sami Sagur, dass das Auslandsgeschäft zur Disposition stehe, um die Forderungen der Gläubiger zu erfüllen. Dass es sich dabei auch um Filialen in Österreich handeln könnte, wies ein Unternehmenssprecher am Montag gegenüber der ZIB zurück. Für die Sanierung in Deutschland sollen von den rund 6.000 deutschen Filialen einige hundert unprofitable Standorte geschlossen werden. Handelsexperte Peter Schnedlitz von der Wirtschaftsuniversität Wien rechnet jedoch damit, dass in Österreich zumindest jede zehnte Filiale geschlossen werde.
Konkurrenz nicht interessiert
Derzeit arbeiten 3.000 Mitarbeiter in 970 Filialen der Drogeriekette in Österreich. Die Konkurrenz zeigte bisher wenig Interesse daran, die Standorte zu übernehmen. Für die deutsche Drogeriekette Rossmann, aber auch für dm und Bipa sind die Schlecker-Filialen zu klein. Rossmann hatte bereits eine Expansion nach Österreich ausgeschlossen. Schnedlitz glaubt ebenfalls nicht an Übernahmen - es seien „viele schlechte Standorte“ dabei.
Die Eigentümer von Schlecker in Deutschland versuchen derzeit, das Unternehmen zu sanieren und weiterzuführen. Gelingt das nicht, könnte eine Zerschlagung die logische Folge sein - mit entsprechenden Auswirkungen auf Österreich. Das wurde bereits am Beispiel des Versandhauses Quelle deutlich. Nach der Pleite des Mutterunternehmens wurde auch die profitable Österreich-Tochter mitgerissen.
Verunsicherung unter Mitarbeitern
Die Gewerkschaft der Privatangestellten hatte zuletzt Sorge um die Jänner-Löhne von Schlecker-Mitarbeitern auch in Vorarlberg geäußert. Bernhard Heinzle von der Gewerkschaft geht von rund 250 Mitarbeitern aus, für die man am Dienstag bei der Schlecker-Geschäftsführung eintreten werde.
Die Gewerkschaft spricht von einem Krisengespräch. Die wirtschaftlichen Verflechtungen mit dem deutschen Mutterkonzern schüren bei den Arbeitnehmervertretern große Befürchtungen - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
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