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Wenn der Helm zur Brille spricht

45 Pistenkilometer, 15 Liftfahrten: Wer sich für die genaue Bilanz eines Skitages interessiert, war früher darauf angewiesen, Gondelfahrten zu protokollieren und mittels Pistenplänen Distanzen zu berechnen. Smartphones und Webangebote machen die Rechenleistung nun überflüssig - und ermöglichen die Auswertung zahlreicher Zusatzdaten, von den überwundenen Höhenmetern bis zur Länge der Mittagspause.

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In 160 Skigebieten von Andorra bis Japan hat die österreichische Firma Skiline ihr gleichnamiges System bisher erfolgreich installiert. Wer in einem dieser Wintersportorte einen Skipass erwirbt, kann dessen Nummer auf der Plattform eingeben und speichert damit automatisch sämtliche Daten des Skitages in seinem Profil. Somit lässt sich die sportliche Statistik nicht nur über die gesamte Saison verfolgen, sondern - über eine Social-Network-Funktion - auch mit der von befreundeten Skifahrern vergleichen.

Screenshot/www.skiline.cc

skiline marketing gmbh

Zu lange Mittagspausen oder zu frühes Apres-Ski schlagen sich unschön in der Skikurve nieder

Familienabfahrt vs. schwarze Piste

Einziger Wermutstropfen: Da die Skilinedaten bisher ausschließlich beim Durchschreiten der Absperrungen am Lift erhoben werden, handelt es sich bei den angezeigten Pistenkilometern um Mittelwerte. Denn je nach Anlage und Skigebiet können die tatsächlich skifahrend zurückgelegten Kilometer stark differieren: Eine gemächlich in Serpentinen verlaufende Familienabfahrt kann gut und gerne - bei Überwindung der gleichen Höhenmeter - ein vielfaches länger sein als eine steile schwarze Piste.

Für einen Vergleich innerhalb des Systems taugen die Kilometerdaten trotzdem - außerdem bleiben ja noch die Höhenmeter als Vergleichswert.

Damit sich die Abfahrten künftig nicht nur in Zahlen und Grafiken nachvollziehen lassen, stellt Skiline den bisher rund eine Million Usern aus 200 Ländern in ausgewählten Skigebieten ein weiteres Service zur Verfügung. Beim Passieren eines Drehkreuzes vor speziell ausgewiesenen Rennstrecken aktiviert der Skifahrer eine HD-Filmkamera, die daraufhin die Fahrt bis zum Ziel dokumentiert und den daraus gewonnenen Film unmittelbar im zugehörigen Nutzerprofil zur Verfügung stellt.

Geschwindigkeitsrekorde und Positionsbestimmung

Noch mehr - und bei gutem GPS-Empfang genauere - Daten lassen sich mit am Handy installierten Apps sammeln. Die Anwendung runtastic sammelt während eines Skitags unter anderem Informationen wie Höchst- und Durchschnittsgeschwindigkeit, zurückgelegte Höhenmeter und insgesamt zurückgelegte Kilometer. Sämtliche Informationen lassen sich im Nachhinein auf der Website des Portals in Tabellenform oder als Grafik abrufen. Dafür berechnet die App auch die während des Skifahrens verbrauchten Kalorien, damit sich das schlechte Gewissen auch bei Berner Würstel und Germknödel in Grenzen hält.

Screenshot

Runtastic GmbH

Die Sport-App runtastic weist die gesammelten Daten in einem Diagramm aus und setzt Geschwindigkeit, Höhenmeter und Zeit in Relation

Ähnlich funktioniert der für Apple- und Android-Handys kostenlos verfügbare iSki-Tracker der österreichischen Firma intermaps AG. Die App misst neben Pistenkilometern und Höhenmetern ebenfalls die Geschwindigkeit und erlaubt es durch Ortung und Aufzeichnung via GPS, die Position im Skigebiet und den gesamten Skitag visuell auf einer Karte darzustellen. Die App informiert die User außerdem mit aktuellen Nachrichten aus den Skigebieten zu Schneehöhe, Wetter, Pisten- und Anlagenzustand.

Videos für Sessellift und Gondel

Direkte Informationen zur bevorstehenden Abfahrt erhalten Smartphone-Nutzer im Skigebiet Leogang (Salzburg). Dort ist seit Jänner die von der niederösterreichischen New-Media-Agentur Fosbury entwickelte Augmented-Reality-App „Mobile Ski Guide“ im Einsatz. Direkt an den Liftanlagen befinden sich Kleber, die mit dem Handy abfotografiert Videos abspielen, in denen lokale Sportgrößen wie Wolfgang Hörl und Stefan Gimpl Details zu den Pisten präsentieren. So will man den Gästen die Wartezeit „auf überraschende und amüsante Weise“ verkürzen.

Direkte Datenübertragung per WLAN

Für technikaffine Skifahrer, die schon während der Fahrt jederzeit die Kontrolle über Geschwindigkeit, Temperatur und Kilometerbilanz behalten wollen, wurden heuer auf der internationalen Fachmesse ispo in München Skibrillen mit eingebauten Displays vorgestellt - komplett mit Bluetooth und GPS-Navigation.

Vorinstallierte Skigebietskarten machen sogar Orientierungsstopps auf der Piste oder das - mit Skihandschuhen ohnehin mühsame - Auspacken des Pistenplans auf dem Sessellift überflüssig. Und die zur Brille kompatible Helmkamera - natürlich ebenfalls mit WLAN ausgestattet - schickt die Bilder der spektakulärsten Abfahrten auf Wunsch direkt ins Internet. Damit die zu Hause gebliebenen Freunde via Facebook gleich in Echtzeit neidisch werden und die Hüttensitzer auf dem Smartphone sehen können, was sie verpassen.

Sophia Felbermair, ORF.at

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