Flotte wird fast vervierfacht
Die norwegische Billigfluggesellschaft Norwegian hat die nach eigenen Angaben größte Bestellung in der europäischen Zivilluftfahrt aufgegeben: Die Fluglinie bestellt 222 Maschinen. Der Auftrag habe einen Katalogwert von 127 Milliarden norwegischen Kronen (16,6 Mrd. Euro).
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Die in Österreich relativ unbekannte Norwegian bestellt dabei auch erstmals bei Airbus. Es handle es sich um 100 Maschinen des Typs Airbus A320neo. Hinzu kommen 100 Boeing 737 MAX8 und 22 Exemplare der 737-800, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Damit werde Norwegian der erste europäische Kunde für dieses neue Flugzeug. Das Unternehmen sicherte sich demnach zudem die Option auf weitere 150 Maschinen - 100 von Boeing und 50 von Airbus. Bisher fliegt Norwegian mit insgesamt 61 Maschinen.
„Profitieren von Wettbewerb Boeing - Airbus“
„Die Idee ist, auf diesen Märkten ein bisschen antizyklisch zu handeln, (...) wenn die Nacht am dunkelsten ist“, so Konzernchef Björn Kjos. Der Preis für die bestellten Maschinen sei in der Flaute günstig gewesen. Die Bestellung sei ein „Meilenstein in der zehnjährigen Geschichte von Norwegian“, so Kjos weiter. Die Fluglinie habe eine Größe erreicht, bei der sie von zwei Herstellern und ihrem Wettbewerb untereinander profitiere. Bisher hatte Norwegian ihre Flugzeuge nur bei Boeing gekauft. Die neuen Maschinen sollen ab 2016 eingesetzt werden.
Sowohl die Boeing 737 als auch der Airbus A320neo verbrauchen weniger Sprit als ihre Vorgängermodelle. Die Hersteller beziffern die Ersparnis mit rund 15 Prozent. Über Jahre hinaus sei mit dem Erwerb der 222 Flugzeuge die Verjüngung der Flotte gesichert. Norwegian wolle jedes Flugzeug nach einer Nutzungsdauer von sieben Jahren erneuern und die älteren Maschinen vermieten oder verkaufen.
Konkurrenz für Ryanair
Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 2.500 Mitarbeiter. Norwegian hat sich seit der Gründung 2002 zur ernsten Konkurrenz der skandinavischen Fluggesellschaft SAS entwickelt. Sie ist bereits die zweitgrößte Fluggesellschaft in Nordeuropa. Nach Ryanair und easyJet ist die Airline der drittgrößte europäischen Billigflieger und will sich mit dem Aufstocken der Flotte einen noch größeren Anteil in diesem Marktsegment sichern.
Sein Unternehmen wolle mit der gewaltigen Investition den Abstand zu den in Europa führenden Billigfluggesellschaften verringern, so Kjos. Im vergangenen Jahr transportierte Norwegian 16 Millionen Passagiere - drei Millionen mehr als 2010.
Im Frühjahr 2011 war bei der Fluglinie ein Konflikt über das Anheuern billigen Flugpersonals aus Estland, um die Kosten zu drücken, ausgebrochen. Laut einem damaligen Bericht der Wirtschaftszeitung „Dagens Naeringsliv“ hatte die Airline über eine estnische Leiharbeitsfirma Piloten zu wesentlich schlechteren Bedingungen angestellt, als für ihre norwegischen Kollegen gelten.
Auch Ryanair stockt auf
Der irische Konkurrent Ryanair wiederum will im laufenden Jahr mehr als 1.000 neue Jobs schaffen. Eingestellt werden sollten Piloten, Flugbegleiter, Ingenieure und Verkäufer, teilte das Unternehmen vorige Woche in Dublin mit. Damit reagiere Ryanair auf die wachsende Nachfrage nach Flügen, hieß es weiter. Der Billigflieger will seine Flugzeugflotte laut Unternehmensangaben von 270 auf 305 Flugzeuge aufstocken. Ryanair rechnet damit, seine Passagierzahlen von 76 Millionen im Jahr 2011 auf 80 Millionen in diesem Jahr steigern zu können.
Irland wird von dem Stellenzuwachs demnach allerdings nicht profitieren. Ryanair verwies zur Begründung auf zu hohe Steuern im Mutterland des Unternehmens. Stattdessen sollten die zusätzlichen Mitarbeiter an neuen Ryanair-Standorten im dänischen Billund, im polnischen Wroclaw, im spanischen Palma, im britischen Manchester und in Paphos in Zypern eingesetzt werden. Bisher hatte es wegen der niedrigen irischen Unternehmenssteuern eher Bewegungen bei multinationalen Firmen in die Gegenrichtung gegeben.
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