Themenüberblick

„Kapitalistische Krise“

Mit einem Aufruf zum verstärkten Kampf gegen den Hunger hat in Brasilien das fünftägige Weltsozialforum begonnen. Zu der Konferenz werden bis Sonntag 30.000 Teilnehmer in Porto Alegre erwartet.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Das Forum begann einen Tag vor dem Weltwirtschaftsforum (WEF) im Schweizer Davos. In Porto Alegre und drei angrenzenden Städten stehen unter der Überschrift „Kapitalistische Krise, soziale und ökologische Gerechtigkeit“ fast 1.000 Aktivitäten auf dem Programm. Geplant sind Workshops, Podiumsdiskussionen, Vorträge und Ausstellungen. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff reist nicht nach Davos, sondern am Donnerstag zum Forum in Porto Alegre, wo 2001 das Weltsozialforum gegründet wurde.

„Müssen andere Modelle finden“

Die Forumsteilnehmer wollen ein Alternativprogramm zu dem im Juni in Rio anstehenden UNO-Umweltgipfel Rio+20 erarbeiten, zu dem über 100 Staats- und Regierungschefs erwartet werden. Kritiker hatten einen ersten Deklarationsentwurf für den Gipfel als Enttäuschung bezeichnet. Der portugiesische Soziologe Boaventura Sousa Santos warnte in Porto Alegre, Rio+20 werde lediglich den Kapitalismus bestätigen. Ein „grüner Kapitalismus“ sei keine Lösung für die Probleme der Armen, der Umwelt oder der Menschenrechte. „Wir müssen andere ökologische, postkapitalistische Modelle finden.“

„Nicht Kampf einer einzelnen Regierung“

Der Chef der Welternährungsorganisation (FAO), Jose Graziano, forderte zudem eine stärkere Einbeziehung der Zivilgesellschaft: „Der Kampf gegen den Hunger ist nicht ein Kampf einer einzelnen Regierung. Es ist die Gesellschaft, die vereint entscheidet, dass der Hunger aufhört.“ Der FAO-Etat von etwa einer Milliarde Dollar sei klein für die Herausforderung, einer Milliarde hungernden Menschen zu helfen.

Auch Tausende Globalisierungskritiker forderten beim Eröffnungsmarsch durch Porto Alegre mehr soziale Gerechtigkeit ein. An der Auftaktveranstaltung am Dienstag nahmen bei Temperaturen von 35 Grad Celsius Studenten, Indios, Gewerkschafter, Kirchenvertreter und Umweltschützer teil.

Protest gegen Kraftwerk Belo Monte

Die Proteste richteten sich unter anderem auch gegen die laufenden Bauarbeiten für das umstrittene drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt, Belo Monte im brasilianischen Amazonas-Gebiet, sowie gegen die Aufweichung des Waldschutzes durch die geplante Änderung des Waldgesetzes (Codigo Florestal).

Zudem protestierten die Teilnehmer gegen Zwangsumsiedlungen im Zuge der Bauarbeiten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Auch die Finanzkrise in der Euro-Zone wurde thematisiert. Die Demonstranten machten das „neoliberale Modell“ für die Krise und die daraus resultierenden Sparmaßnahmen verantwortlich.

Links: