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Erholung erst 2013 in Sicht

Nach der Zustimmung zum EU-Beitritt, dürften sich die Augen der kroatischen Öffentlichkeit wieder auf die Wirtschaft des Landes richten. Die Zahlen, mit denen Kroatien das Jahr 2011 abgeschlossen hat, sind besorgniserregend: Laut Arbeitsamt HZZ sind nur knapp mehr als die Hälfte oder 52,3 Prozent der Menschen im arbeitsfähigen Alter berufstätig.

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Angestrebtes Ziel der Regierung sind 60 Prozent bis 2015. Bis dahin dürfte sich die Wirtschaft erholt haben, doch für 2012 sind die Prognosen düster: Die Kroatische Nationalbank (HNB) geht davon aus, dass die Wirtschaft heuer nur um 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts wachsen wird.

Nationalbank warnt vor „griechischem Szenario“

Kroatien stehe vor einem drastischen Sparprogramm, mit dem das internationale Rating des Landes gerettet werden soll, so Nationalbank-Gouverneur Zeljko Rohatinski Mitte Dezember in Zagreb. Die neue Regierung müsse wenigstens neun Mrd. Kuna (1,2 Mrd. Euro) bei Sozialausgaben und Pensionen sparen. Das entspreche 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). „Das wäre ein klares und starkes Signal an die ausländischen Finanzmärkte, dass dieses Land eine verantwortungsvolle Fiskalpolitik betreibt“, so Rohatinski.

Kroatiens Schulden hätten zwar noch nicht die kritische Grenze erreicht, seien in den letzten Jahren aber explodiert, so Rohatinski. Der Schuldenberg sei von 34 Prozent des BIP im Jahr 2008 auf heute über 51 Prozent gestiegen. Wenn nicht gegengesteuert werde, müsse im Jahr 2014 mit 75 Prozent Verschuldung gerechnet werden. Dann drohe dem Land „ein griechisches Szenario“.

„Am 2. Juli 2013 wird nichts passieren“

Die Finanzsituation in der Euro-Zone habe einen entscheidenden Einfluss auf eine kleine Wirtschaft wie Kroatien, in der fast der gesamte Bankensektor in ausländischer Hand ist, so Luka Brkic, Politologe mit dem Schwerpunkt Wirtschaftspolitik am Institut für Europäische Studien an der Fakultät der Politikwissenschaften der Universität Zagreb.

Brkic beurteilt den kroatischen Bankensektor als stabil, und das aufgrund der Währungspolitik der Nationalbank, die die Landeswährung Kuna stabil halte. „Sosehr diese Politik für andere Sektoren kontraproduktiv ist, so produktiv ist sie für die Stabilität des Bankensektors“, so Brkic.

Kroatien hat die EU-Beitrittsverhandlungen Ende Juni 2011 abgeschlossen und am 9. Dezember den Beitrittsvertrag unterschrieben. Als Beitrittsdatum gilt der 1. Juli 2013. „Am 2. Juli 2013 wird wahrscheinlich nichts passieren“, so Brkic. „Ich sehe die EU als Möglichkeit, dass Kroatien in einer Reihe von Sektoren der Wirtschaft etwas Gutes macht, angefangen von der Landwirtschaft“, so Brkic. Ob Kroatien einen Nutzen daraus zieht, hänge von der politischen Führung und deren Wirtschaftspolitik ab. „Der EU-Beitritt wird die Probleme Kroatiens nicht lösen, doch er ist eine Möglichkeit, größere Schritte zu machen“, so Brkic.

2011 war gutes Jahr für Tourismus

2011 schrumpfte die Wirtschaft entgegen positiveren Prognosen zu Jahresmitte und der guten Tourismussaison um 0,2 Prozent. Ein leichtes Wachstum soll erst 2013 einsetzen, so die Prognose. 2011 war für den kroatischen Tourismus ein äußerst erfolgreiches Jahr: In den ersten neun Monaten nahm man sechs Mrd. Euro oder 6,8 Prozent mehr als im Jahr davor ein, ein Umsatz, der sich 2012 wegen der Krise auf den Hauptmärkten wohl nicht wiederholen wird, wie die Kroatische Nationalbank prognostiziert.

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