Der arabische im Überblick
Am 14. Jänner hat sich der Tag gejährt, an dem Tunesiens Machthaber Zine al-Abidine Ben Ali nach wochenlangen Protesten die Regierung auflöste und aus dem Land floh. Von Tunesien aus schwappte eine beispiellose Welle des Protests auf andere arabische Länder über, die zum Sturz weiterer autoritärer Machthaber und zu blutigen Kämpfen führte. Nachfolgend ein Überblick.
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Tunesien: Am 17. Dezember 2010 zündete sich ein junger Straßenverkäufer in Sidi Bouzid selbst an und starb wenig später. Es war der Auftakt zu landesweiten Protesten gegen die Regierung und die von Armut und Perspektivlosigkeit geprägte Lage. Rund 300 Menschen starben. Am 14. Jänner floh Staatschef Ben Ali nach 23 Jahren im Amt nach Saudi-Arabien. Im Oktober fand eine Parlamentswahl statt, aus der die Islamisten als Sieger hervorgingen. Am 12. Dezember wählte die Verfassunggebende Versammlung Moncef Marzouki zum neuen Präsidenten des Vorzeigelandes des „arabischen Frühlings“.
Ägypten: In Ägypten begannen am 25. Jänner 2011 Massenproteste gegen den seit 1981 regierenden Staatschef Hosni Mubarak, die sich vor allem auf dem Tahrir-Platz in Kairo abspielten. Im Zuge der Proteste starben rund 850 Zivilisten. Am 11. Februar trat Mubarak von allen Ämtern zurück und übergab die Macht ans Militär. Seit August steht er in Kairo vor Gericht. In dem Land finden derzeit in mehreren Etappen Parlamentswahlen statt.
Libyen: Im Osten des nordafrikanischen Landes begannen Mitte Februar Proteste gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi. Die Demonstrationen wurden brutal niedergeschlagen und die Auseinandersetzungen gerieten zum blutigen Bürgerkrieg. Unter einem UNO-Mandat begann am 19. März ein Militäreinsatz, über den wenig später die NATO das Kommando übernahm. Die Rebellen eroberten Tripolis im August, am 20. Oktober wurde der gestürzte Gaddafi in seiner Geburtsstadt Sirte getötet. Ende November wurde eine Übergangsregierung gebildet, die nun Wahlen organisieren soll. In dem Bürgerkrieg starben nach Angaben des oppositionellen Übergangsrates mehr als 30.000 Menschen.
Jemen: Im ärmsten der arabischen Länder begann der Protest gegen den seit 1978 regierenden Staatschef Ali Abdallah Saleh Ende Jänner. Hunderte Menschen starben bei den Protesten. Im November unterzeichnete Saleh ein von den Golfmonarchien ausgehandeltes Abkommen zur Machtübergabe. Am 10. Dezember wurde eine Übergangsregierung vereidigt. Am 21. Februar soll in dem Land eine Präsidentschaftswahl stattfinden.
Syrien: Der Aufstand gegen Syriens Staatschef Baschar al-Assad begann Mitte März und wird seitdem blutig niedergeschlagen. Laut UNO starben in den folgenden Monaten mehr als 5.000 Menschen. Im Sommer gründeten Deserteure die Freie Armee Syriens, im Oktober wurde im Ausland der oppositionelle Syrische Nationalrat gebildet. Trotz harscher Sanktionen seitens des Westens und der arabischen Länder hält das Blutvergießen an. Auch eine Beobachtermission der Arabischen Liga konnte die Gewalt nicht stoppen und bat zuletzt um Unterstützung der UNO.
Bahrain: In dem Land begannen im Frühjahr 2011 Proteste, die von der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung ausgingen. Die Demonstranten begehrten gegen die sunnitische Dynastie von König Hamad Ben Issa al-Chalifa auf und forderten die Einrichtung einer konstitutionellen Monarchie. Im März erhielt das Militär Unterstützung von tausend vorwiegend saudi-arabischen Soldaten. Eine unabhängige Kommission kritisierte im November die „unverhältnismäßige Anwendung von Gewalt“ durch Sicherheitskräfte.
Jordanien: In Jordanien forderten Demonstranten im Jänner 2011 politische und wirtschaftliche Reformen sowie ein Ende der Korruption. Sie stellen aber nicht die jordanische Monarchie in Frage. Im Zuge von Reformen wurde in Folge zweimal der Regierungschef ausgewechselt.
Marokko: In Marokko begannen am 20. Februar Demonstrationen für politische Reformen, mehr Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Nach einer Verfassungsänderung im Sommer fanden am 25. November vorgezogene Neuwahlen statt, welche die gemäßigten Islamisten für sich entscheiden konnten.
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