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Aufatmen für 3.000 Mitarbeiter

Vorerst durchatmen heißt es für die rund 3.000 Österreich-Mitarbeiter der insolventen deutschen Drogeriekette Schlecker. „Unmittelbar bemüht man sich, die Geschäfte in Österreich aufrechtzuerhalten“, sagte Karl Proyer, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), Freitagabend.

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Das habe ihm Schlecker-Österreich-Geschäftsführer Andreas Kozik gesagt. Kozik sieht laut Proyer unmittelbar keine Insolvenzgefahr in Österreich. Kaffeesudlesen könne man aber nicht, hieß es. In Österreich hält Schlecker bei rund 970 Niederlassungen und beschäftigt etwa 3.000 Mitarbeiter. Schlecker-Österreich ist eine 100-Prozent-Tochter.

Die Mitarbeiterzahl lag Ende 2011 bei über 30.000 in Deutschland und weiteren rund 17.000 im Ausland. Außerhalb von Deutschland hat Schlecker etwa 3.000 Filialen in Österreich, Spanien, Frankreich, Italien, Tschechien, Polen und Portugal.

„Absolut profitabel“

2010 erwirtschaftete Schlecker in Österreich einen Jahresüberschuss von 8,7 Mio. Euro. Das Eigenkapital betrug 168 Mio. Euro. Diesem standen Verbindlichkeiten in Höhe von 70 Mio. Euro gegenüber. Die Bilanzsumme betrug 2010 rund 260 Mio. Euro. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor.

Erst im Dezember vorigen Jahres bezeichnete Schlecker-Geschäftsführer Lars Schlecker das Geschäft in Österreich als „absolut profitabel“. Vor drei Tagen hatte Schlecker-Sprecher Patrick Hacker auf APA-Nachfrage gemeint, Österreich sei von einer Schließungswelle nicht betroffen. „Innerhalb des Konzerns ist die Situation in Österreich vorbildlich“, meinte er.

Schlechtes Image

Eine Insolvenz in Deutschland könne die Österreich-Tochter aber mit in den Abgrund reißen, waren sich Experten am Freitag einig. Die „Planinsolvenz“, die Schlecker anstrebt, ist ein Spezialfall des deutschen Insolvenzverfahrens und entspricht in etwa dem in Österreich 2010 eingeführten Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Den Beschäftigten in Österreich bietet die Gewerkschaft Hilfe an. Inzwischen sollten auch schon alle über die aktuellen Vorgänge in Deutschland informiert sein.

„Geld reicht nicht mehr“

Das Geld reicht für den anstehenden Umbau des defizitären Branchenriesen mit insgesamt rund 47.000 Mitarbeitern nicht mehr, teilte Schlecker am Freitag mit.

Experten sehen für die Drogeriekette in Deutschland kaum Chancen auf einen Fortbestand. Ein Zerschlagungsszenario erscheint am wahrscheinlichsten. „Um so einen Laden umzudrehen, müssen Sie einen sehr langen Atem haben“, hieß es zur APA. Schlecker habe allerdings weder einen guten Namen noch gute Standorte. „Vielleicht findet sich trotzdem ein Abenteurer, der das kauft. Aber ich kann es mir nicht vorstellen“, so ein Experte, der nicht genannt werden möchte. Schlecker schreibt seit 2008 Verluste und hatte in den vergangenen eineinhalb Jahren Hunderte Filialen in Deutschland geschlossen - und andere modernisiert.

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