Umsatzrückgang bei Carrefour
Die Schuldenkrise in Europa und die damit einhergehende Konsumzurückhaltung machen auch dem Einzelhandel zu schaffen. Europas größter Detailhandelskonzern Carrefour hinkt seinen Umsatzerwartungen hinterher. Die Erlöse fielen im vierten Quartal um 0,8 Prozent auf 24,15 Milliarden Euro, wie der französische Supermarktriese mitteilte.
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Konsumenten gaben in vielen Ländern Europas weniger aus, daher erwartet Carrefour, das vergangene Jahr nur am unteren Ende der eigenen Erwartungen abgeschlossen zu haben. Im Oktober hatte der Branchenzweite hinter dem US-Konzern Wal-Mart einen Rückgang beim Betriebsgewinn zwischen 15 und 20 Prozent prognostiziert. Die Franzosen kündigten an, wegen des harten Wettbewerbs in Europa die geplante Eröffnung von Großfilialen Land für Land zu überprüfen. Carrefour ist mit mehr als 9.500 Supermärkten in 32 Ländern vertreten.
Preissenkungen und neue Konzepte
Schwächen zeigte der Handelskonzern vor allem im Non-Food-Geschäft. Im Heimatmarkt Frankreich fiel der Umsatz im vierten Quartal um 2,4 Prozent. Carrefour hatte deshalb versucht, mit Preissenkungen gegenzusteuern, und ein neues Ladenkonzept eingeführt, in dem es mehr Biowaren, Kosmetik oder Mode gibt, aber das alte „Alles unter einem Dach“-Konzept nicht mehr gilt. Im übrigen Europa sank der Umsatz um mehr als vier Prozent. Punkten konnte Carrefour einzig in den Schwellenmärkten, vor allem in Lateinamerika, wo der Umsatz um fast sieben Prozent zulegte.

Reuters/Yves Herman
Unsichere Wirtschaftslage lässt die Konsumenten fernbleiben
Carrefour-Chef unter Druck
Die schlechten Nachrichten dürften den Druck auf Carrefour-Chef Lars Olofsson erhöhen. Schon jetzt gilt er als Vorstandsvorsitzender auf Zeit. In seine Ägide fallen sechs Gewinnwarnungen. Aktionäre sind unzufrieden, da es dem Management bisher nicht gelungen ist, eine klare Strategie für die Zukunft vorzustellen. Und die Aktien reagieren auch bereits: Carrefour-Papiere rutschten im Pariser Leitindex um fast drei Prozent ab. „Das laufende Jahr dürfte angesichts der konjunkturellen Situation in Europa ebenfalls schwierig verlaufen“, kommentierte eine Börsenanalystin.
Auch andere Ketten in der Krise
Anderen Einzelhandelskonzernen geht es kaum besser: Zuletzt hatte zwar der französische Konkurrent Casino ein Umsatzplus von rund 14 Prozent bekanntgegeben - nur dank mehrerer Übernahmen. Allerdings wurde auch hier eine sinkende Kauflust der Verbraucher registriert.
Probleme hat auch der britische Branchenriese Tesco. Nach dem schwächsten Weihnachtsgeschäft seit Jahrzehnten geht Großbritanniens größter Einzelhändler mit geringeren Erwartungen in sein neues Geschäftsjahr. Es sei nur noch mit einem minimalen Gewinnwachstum zu rechnen, teilte die Supermarktkette kürzlich mit. Analysten hatten dagegen ein Plus von zehn Prozent für das Geschäftsjahr prognostiziert. Große Ladeneröffnungen sollen nun auch bei Tesco, dem weltweit drittgrößten Einzelhändler, hintangestellt werden.
Gute Aussichten in Deutschland
Von einer generellen Krise im europäischen Einzelhandel zu sprechen, ist aber vermutlich noch verfrüht. In Deutschland können sich die Supermarktketten nach einem starken Jahr 2011 auch auf einen guten Start ins neue Jahr freuen. Im ersten Quartal dürften die Geschäfte weiter gut laufen, berichtete das Magazin „Focus“ unter Berufung auf die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Im Dezember war die Konsumstimmung der Deutschen trotz Euro-Dauerkrise und Rezessionsängsten konstant geblieben. Auch bei der österreichischen Handelskette Billa ist offenbar keine Krise zu spüren. Vor kurzem kündigte die Tochter des deutschen Rewe-Konzerns an, in Russland expandieren zu wollen.
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