Themenüberblick

Aufsteigen mit Fünfern

Der Nationalrat hat sich am Donnerstag Bildungsthemen gewidmet: Die Einführung der modularen Oberstufe wurde beschlossen, das kostenlosen Nachholen von Bildungsabschlüssen abgesegnet. Das Bildungsbegehren wird nun in einem besonderen Ausschuss behandelt.

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Während das kostenlose Nachholen von Bildungsabschlüssen einhellige Zustimmung erhielt, wurde die Oberstufenreform, die Schülern das Aufsteigen mit höchstens zwei Nicht genügend in die nächste Klasse ermöglicht, von FPÖ und Grünen nicht unterstützt. Das BZÖ stimmte mit der Koalition. Umgesetzt wird die Reform ab 2013, mit Beginn des Schuljahres 2017/18 soll sie abgeschlossen sein.

Maximal drei Nicht genügend

Im Rahmen der modularen Oberstufe absolvieren die Schüler nicht mehr wie bisher einzelne Schuljahre oder Klassen, sondern in sich abgeschlossene Module in der Dauer von einem Semester. Damit entfällt das klassische Sitzenbleiben und Wiederholen eines Schuljahres, nachgeholt bzw. in einzelnen Fällen ausgetauscht werden muss nur das negativ absolvierte Modul.

Kern der Neuregelung

Bei einer negativen Note muss nur noch das Modul wiederholt werden. Bis zur Matura müssen alle Fächer positiv absolviert sein.

Bis zur Matura müssen alle Fächer positiv absolviert sein. Ein Aufstieg ins nächste Schuljahr ist in der Modularen Oberstufe mit zwei Nicht genügend, nach Beschluss der Klassenkonferenz einmal auch mit drei Fünfern möglich. Ursprünglich hätten Schüler der AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) mit drei Fünfern automatisch aufsteigen dürfen, nach Protesten aus der ÖVP wurde das letztlich verschärft. „Es gibt eine neue Lehr- und Lernkultur. Mit der modularen Oberstufe entwickeln wir das Bildungssystem positiv weiter“, kommentierte ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon den Beschluss am Donnerstag.

Besseres Frühwarnsystem

Das Frühwarnsystem soll verdichtet werden. Droht einem Schüler ein Fünfer, wird er von einem Lerncoach betreut oder kann Kurse zur Wiederholung von Fachgebieten besuchen. Gleichzeitig sollen Hochbegabte einzelne Module bzw. Teile der Matura vorziehen können. An 40 Schulstandorten wird das Modell der modularen Oberstufe in unterschiedlichen Varianten bereits seit einigen Jahren erprobt.

Dabei zeige sich, dass durch das Frühwarnsystem viel früher auf einzelne Schwächen und Stärken eingegangen werden könne, so Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) am Donnerstag. Sie hebt das bessere Schulklima hervor. Lehrer würden als Lernbegleiter und Coaches eine neue Rolle bekommen. Schüler würden selbstbewusster werden.

10.000 zusätzliche Lehrer

Wichtig in der Umsetzung sei, dass die Schulstandorte gut auf die Umstellung vorbereitet werden. Daher bekamen die Schulen bis 2017 Zeit. Es sollen mehr Lehrer und Ressourcen eingesetzt werden, so Schmied. „Wenn ich zusätzliches Coaching haben will, braucht es mehr Leistung. Mehr Leistung braucht auch entsprechende finanzielle Abgeltung“, so Schmied.

50.500 „frühe Schulabbrecher“

Fast 280.000 Österreicher zwischen 15 und 64 Jahren haben nicht einmal die Pflichtschule positiv abgeschlossen. Besonderes Augenmerk will das Unterrichtsministerium auf die insgesamt 50.500 „frühen Schulabbrecher“ zwischen 15 und 24 Jahren legen, da Jüngere noch am ehesten für das Nachholen von Schulabschlüssen zu motivieren seien.

Mit den Maßnahmen federe man auch das Wegfallen von 4.000 bis 6.000 Lehrerjobs bis 2018 ab, präzisierte man am Freitag aus dem Büro Schmieds. Berichte über 10.000 „neue“, beim Bund angestellte Lehrer, wie etwa vom „Kurier“ am Freitag kolportiert, seien eine „unsachliche Zuspitzung“. Alle Maßnahmen würden sowohl Lehrer im Bund als auch die Quote der den Ländern unterstellten Lehrer betreffen.

54,6 Mio. Euro für Bildungsabschlüsse

Beschlossen wurde am Donnerstag auch das kostenlose Nachholen von Bildungsabschlüssen. Von 2012 bis 2014 werden von Bund und Ländern insgesamt 54,6 Millionen Euro investiert und damit 12.400 Menschen beim Nachholen von Abschlüssen oder dem Erwerb von Basisbildung unterstützt. Pro Person wird die Ausbildung mit maximal 6.600 Euro gefördert. Die Kosten sollen gemäß der nun beschlossenen Bund-Länder-Vereinbarung jeweils zur Hälfte von beiden Seiten getragen werden.

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