Multimillionär zahlt 15 Prozent Steuern
Die Schätzungen variieren, doch das Vermögen von Mitt Romney dürfte irgendwo in der Größenordnung von 250 Millionen Dollar liegen. Je deutlicher sich abzeichnet, dass Romney im Herbst als Kandidat der Republikaner gegen US-Präsident Barack Obama antreten könnte, desto stärker geraten die Besitztümer des früheren Fondsmanagers in die politische Debatte.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Zunächst musste er sich gegen Vorwürfe wehren, die hohen Profite seiner Firma Bain Capital auf dem Rücken einfacher Arbeiter erzielt zu haben. Nun muss Romney einräumen, auf seine Einkommen nur etwa 15 Prozent Steuern zu zahlen.
Sieht sich zu Veröffentlichung gezwungen
Die Website Politico spricht bereits von „Romneys toxischem Steuerproblem“. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten könnten viele Wähler den niedrigen Steuersatz für den Multimillionär als ungerecht empfinden. Erschwerend kommt Romneys zögerlicher Umgang mit der Steuerfrage hinzu. In einer TV-Debatte am Montagabend antwortete er ausweichend auf die Frage, ob er seine Steuerunterlagen öffentlich machen werde.
Erst unter wachsendem Druck sagte er am Dienstag, dass sein Steuersatz „wahrscheinlich näher an 15 Prozent als an etwas anderem“ liege. Außerdem versprach Romney die Veröffentlichung von Steuerunterlagen im April. Allerdings blieb weiter unklar, für wie viele Jahre er seine Steuern publik zu machen gedenkt.
Transparenz als Tradition
Transparenz bei den persönlichen Finanzen ist ein ungeschriebenes Gesetz für Präsidentschaftswerber in den USA. Begründer dieser Tradition ist ausgerechnet Romneys Vater George, der sich 1968 erfolglos um die Kandidatur der Republikaner bewarb und der Öffentlichkeit damals Einsicht in seine Steuerunterlagen der vergangenen zwölf Jahre gewährte. Obama veröffentlichte im Wahlkampf 2008 immerhin seine Steuererklärungen der vergangenen sechs Jahre.
Die „New York Times“ berichtete, dass Romney 2010 und in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres mindestens 9,6 Millionen Dollar verdient habe. Der Ex-Gouverneur von Massachusetts begründete seinen geringen Steuersatz am Dienstag damit, dass sein Einkommen überwiegend „aus in der Vergangenheit gemachten Investitionen“ stamme, also aus seiner Zeit mit Bain Capital. Der Satz für Kapitaleinkünfte liegt in den USA nur bei 15 Prozent, Lohneinkommen werden dagegen mit bis zu 35 Prozent besteuert.
Ungleiche Besteuerung von Arbeit und Besitz
Dieses System führt dazu, dass etwa Angestellte mit mittleren Gehältern oft in höheren Steuergruppen liegen als Menschen, die den Großteil ihres Einkommens aus Dividenden oder Aktiengewinnen beziehen. Vergangenen August bekannte der milliardenschwere Investor Warren Buffett, dass sein Steuersatz niedriger als der seiner Mitarbeiter sei, und forderte einen Aufschlag für Superreiche.
Obama griff die Vorlage dankbar auf und präsentierte umgehend die „Buffett-Regel“, wonach Millionäre in den USA steuerlich nicht besser gestellt werden dürften als die Mittelschicht. Die Versuche von Obamas Demokraten, die Reichen in den USA stärker zur Kasse zu bitten, scheitern aber regelmäßig am Widerstand der Republikaner im Kongress. Auch bei der Rücknahme von Vergünstigungen für Topverdiener aus der Ära von Obamas Vorgänger George W. Bush stellen sie sich quer.
375.000 Dollar für Vorträge
Dass Romneys republikanische Rivalen dem Favoriten ausgerechnet mit klassenkämpferischer Rhetorik noch die Präsidentschaftskandidatur entreißen können, ist unwahrscheinlich. Obamas Demokraten kommt das Bild des abgehobenen Finanzhais Romney dagegen sehr entgegen. Als dieser bei seiner Steuerbeichte am Dienstag sagte, mit Redehonoraren im vergangenen Jahr „nicht sehr viel“ verdient zu haben, veröffentlichten sie genüsslich die Summe - rund 375.000 Dollar. Das durchschnittliche Jahreseinkommen in den USA liegt dem Zensusbüro zufolge bei rund 50.000 Dollar.
Links: