Bisher elf Todesopfer bestätigt
Die toskanischen Behörden haben eine Liste mit den Namen der Vermissten nach dem Schiffsunglück vor der Insel Giglio veröffentlicht. Laut dieser Liste waren noch 28 Personen gesucht worden - Passagiere und Besatzungsmitglieder. Als vermisst galten demnach 13 Deutsche, sechs Italiener, vier Franzosen, zwei US-Bürger, ein Ungar, ein Inder und ein Peruaner.
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Mittwochabend wurde die Vermisstenzahl von Regierungsseite mit 22 angegeben. Zu den Verschollenen zählen auch ein fünfjähriges italienisches Mädchen und sein Vater. Tauchermannschaften waren Mittwochfrüh an der Arbeit, um sich mit Sprengkörpern Zugang zu Teilen des Wracks zu verschaffen, die bisher noch nicht inspiziert wurden. Die Leichen von fünf Personen konnten geborgen werden, wodurch die Zahl der Todesopfer auf mindestens elf stieg.

APA/EPA/Italian Police
Taucher sprengten Löcher ins Wrack, um Zugang zu den Kabinen zu erhalten
Zu gefährlich, sich dem Wrack „auch nur zu nähern“
Am Vormittag mussten die Arbeiten jedoch erneut unterbrochen werden, da sich Messungen zufolge die havarierte „Costa Concordia“ bewegt hatte, sagte ein Feuerwehrsprecher. Es müsse geprüft werden, ob das Schiff weiter Halt habe und die Sucharbeiten fortgesetzt werden könnten. Derzeit sei es zu gefährlich, sich dem Wrack „auch nur zu nähern“.
Sollten die Arbeiten fortgesetzt werden können, erschwert ein zusätzlicher Umstand die Rettung: Es sei moderater Wind aus Südwest zu erwarten, der den Wellengang verstärken dürfte, sagte der Meteorologe Antonio Sano am Mittwoch der Nachrichtenagentur ANSA. Am Freitagabend werde dann Mistral-Wind einsetzen, der allerdings nicht so stark wie befürchtet sein werde. Regen sei bis zum Wochenende nicht zu erwarten.

Reuters/Max Rossi
Die Insel Giglio ist von einer Umweltkatastrophe bedroht
„Costa Serena“ startet auf selber Route
Am Mittwochnachmittag sollte aus der Hafenstadt Civitavecchia nördlich von Rom die erste Mittelmeer-Kreuzfahrt der Rederei Costa Crociere, Betreiberin der verunglückten „Costa Concordia“, nach der Katastrophe vor der Insel Giglio starten. Das Schiff „Costa Serena“ wird in Richtung der Hafenstadt Savona aufbrechen. Es handelt sich um dieselbe Route, die die „Costa Concordia“ vor dem Unglück am Freitagabend genommen hatte. Nach dem Unglück hätten kaum Passagiere die Kreuzfahrt abgesagt, berichtete Costa Crociere.
Der materielle Schaden nach dem Unfall ist gewaltig. Möglicherweise müssen die Versicherer einen Schaden von mehr als einer halben Milliarde Euro einkalkulieren. Die Summe von 500 Millionen Euro könne leicht überschritten werden, berichtete die „Financial Times Deutschland“ unter Berufung auf Versicherungskreise.
Angst vor Umweltschäden steigt
Unterdessen werden auch enorme Umweltschäden befürchtet: Italiens Umweltminister Corrado Clini sagte, zur Bewältigung des Unfalls werde der Notstand erklärt. Es gehe darum, die knapp 2.400 Tonnen Treibstoff so schnell wie möglich aus den Tanks des Schiffes zu holen. Die Reederei Costa Crociere müsse bis Mittwoch einen Plan für das Abpumpen vorlegen und innerhalb von zehn Tagen angeben, wie sie das gekenterte Schiff abtransportieren wolle. Clini befürchtet erhebliche Umweltschäden, sollte der Treibstoff auslaufen, zumal das Wrack in die Tiefe abrutschen und auch ganz versinken könnte.
Auch Naturschützer befürchten Schlimmes: „Bei einem Austritt stellt das Öl eine tödliche Gefahr für Zehntausende Meerestiere dar, die in dem 1996 gegründeten Nationalpark Toskanischer Archipel leben“, so der Meeresschutzexperte Kim Detloff vom Naturschutzbund Deutschland. Der WWF warnte: „Die Unglücksstelle liegt mitten im Pelagos-Meeresschutzgebiet. Das ist das wichtigste Walschutzgebiet im Mittelmeer. Da sind acht Walarten zu Hause, von Delfinen bis Pottwale oder Finnwale“, sagte der WWF-Experte Jochen Lamp.
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