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EU-Kommission fordert schärfere Regeln

Der Vorstandschef der größtenteils verstaatlichten Royal Bank of Scotland (RBS), Stephen Hester, wird in diesem Jahr einen Bonus im Wert von 963.000 Pfund (1,15 Millionen Euro) erhalten. Das gab die britische Großbank am Donnerstagabend in London bekannt. Die Bonuszahlung ist in Großbritannien höchst umstritten.

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Premierminister David Cameron hatte zuvor erklärt, ein Bonus von mehr als einer Million Pfund sei aus Sicht der Regierung nicht akzeptabel. Wirtschaftsminister Vince Cable kämpft für ein Gesetz, das die Beteiligung der Aktionäre an den Bonusentscheidungen der Banken stärkt.

3.500 Jobs gestrichen

Die Royal Bank of Scotland erklärte, Hester soll 3,6 Millionen Aktien der Bank als Bonusleistung erhalten. Das entspricht derzeit 963.000 Pfund. Im vergangenen Jahr hatte Hester einen Bonus in doppelter Höhe erhalten. Sein Grundgehalt beträgt 1,2 Millionen Pfund. Hester war am Niedergang der RBS im Jahr 2008 nicht beteiligt. Heute befindet sich die Bank zu 83 Prozent im Staatsbesitz.

Die RBS hatte erst vor wenigen Wochen angekündigt, weitere 3.500 Stellen zu streichen und ihre Investmentbank deutlich zu verkleinern. In den vergangenen drei Jahren verkleinerte sich der Personalbestand bei RBS um rund 50.000 Stellen auf 150.000. Die Bank hatte sich mit der Übernahme der niederländischen ABN Amro übernommen. In den Jahren 2008 bis 2010 lief ein Verlust von 29 Milliarden Pfund auf, für die der britische Steuerzahler geradestehen musste.

EU: Boni sollen begrenzt werden

Die Bonipraxis der Finanzinstitute sorgt auch bei der EU für Handlungsdrang. EU-Kommissar Michel Barnier betonte zuletzt in einem Interview mit Reuters, dass er eine schärfere Regulierung bei den Gehalts- und Bonuszahlungen für Banker erwäge.

Außerdem denke er darüber nach, die Boni in einem festen Verhältnis zum Gehalt zu fixieren. „Sollten die Geldhäuser nicht in der Lage sein, sich mit Blick auf die Boni selbst zu disziplinieren, dann müssen wir handeln“, sagte Barnier. Der Unmut in der Bevölkerung über die hohen Zahlungen an die Bankenmanager trotz Schuldenkrise ist groß. „Wenn wir jetzt nicht regulieren, riskieren wir eine brutale Reaktion“, ergänzte er.

Scharf kritisiert wurde von Barnier auch die RBS. Obwohl die größte Bank Europas während der Finanzkrise vom Staat gerettet werden musste, wurden 500 Millionen Pfund für Bonuszahlungen beiseite gelegt. Topbanker in London und anderen Finanzzentren dürften indes gegen die Überlegungen Sturm laufen. Barnier könnte seine Ideen mit führenden Vertretern der Finanzindustrie beim Weltwirtschaftsforum in dieser Woche im schweizerischen Davos diskutieren. Bei Umwandlung in EU-Recht wären die Vorschläge der stärkste Eingriff aus Brüssel bei Kreditinstituten seit dem Beginn der Finanzkrise.

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