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Von 70 Personen keine Informationen

Nach dem Schiffsunglück Freitagabend vor der Küste der Toskana droht das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ nun zu sinken. Durch einen 70 Meter langen Riss trat Wasser ein, das Schiff hat schwere Schlagseite und hat sich um 80 Grad nach Steuerbord geneigt. Das Schiff war wenige Stunden nach der Abfahrt gegen einen Felsen gestoßen.

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Zwei französische Touristen und ein peruanisches Besatzungsmitglied kamen bei dem Schiffbruch ums Leben. Die drei Leichen seien in der Zwischenzeit identifiziert, die Männer wahrscheinlich ertrunken, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Kontrollen der an Land gebrachten mehr als 4.000 Menschen ergaben, dass 67 durch die Havarie verletzt worden sind oder zumindest medizinisch beobachtet werden müssen. Nach dem Unglück in der Nacht zum Samstag litten einige an Unterkühlung und Brüchen, hieß es.

Am Abend wurden noch Dutzende Passagiere und Besatzungsmitglieder des Kreuzfahrtschiffes vermisst. Einige hielten sich möglicherweise noch auf der Insel Giglio auf. Die Feuerwehr teilte mit, das unmittelbar vor der Insel Giglio auf Grund gelaufene Kreuzfahrtschiff habe Risse auf beiden Seiten. Bis zu 150 Menschen seien aus dem Wasser gerettet worden.

Schiffsunglück der "Costa Concordia"

AP Photo/Gregorio Borgia

Durch Risse trat Wasser in das Schiff ein und es bekam Schlagseite

Menschlicher Fehler oder elektronischer Defekt

Laut Experten sind ein menschlicher Fehler oder ein Defekt des elektronischen Systems die wahrscheinlichsten Ursachen des Unglücks. „Es bestehen keine Zweifel, dass das Schiff gegen einen Felsen gestoßen ist. Man muss jetzt feststellen, warum. Es kann sich um einen menschlichen Fehler oder auch um einen Defekt der elektronischen Geräte gehandelt haben“, sagte ein Experte, der die „Costa Concordia“ aus der Nähe überprüfen konnte. Fachleute vermuten, dass sich das Schiff zu stark der Insel Giglio genähert habe, vor der sich das Unglück ereignete.

Das Schiff neigte sich nach einem Wassereinbruch stark zur Seite. Als die „Costa Concordia“ Schlagseite bekam, seien einige Passagiere in Panik geraten und über Bord gesprungen, sagte Linardi. Das knapp 300 Meter lange Schiff war am Freitag von Civitavecchia aus zu einer Mittelmeerkreuzfahrt aufgebrochen. Einige Stunden später habe es technische Probleme an die Hafenbehörde gemeldet.

Viele Passagiere bereits auf dem Heimweg

Von den 4.229 Passagieren und Besatzungsmitgliedern, die sich an Bord des Schiffs befanden, wurden 3.179 aufs Festland gebracht. Die anderen befinden sich noch auf der Insel Giglio, berichteten die Behörden. Hunderte ausländische Passagiere, die unversehrt das Unglück überlebten, wurden zum römischen Flughafen Fiumicino geführt. Von hier aus sollen sie in ihre Heimat zurückkehren.

Schiffsunglück der "Costa Concordia"

AP Photo/Gregorio Borgia

Mit Tauchern, Booten und Hubschraubern suchen Rettungskräfte das Wrack nach weiteren Vermissten ab

72 bis 74 Österreicher an Bord

„Nach unseren Informationen haben sich 72 bis 74 Österreicher an Bord befunden, darunter eine große Gruppe von bis zu 51 Personen, die bei einem Reiseveranstalter gebucht hatten“, gab Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal am Samstagnachmittag bekannt. Bei den übrigen handelte es sich um Indivualreisende bzw. Kleinstgruppen. Den Umstand, dass bisher kaum besorgte Angehörige das Außenamt kontaktiert haben, wertete Launsky-Tieffenthal als „gutes Zeichen“.

Den meisten dürfte es gelungen sein, in Verbindung mit ihren Familien zu treten und diese zu beruhigen. „Scheinbar befinden sich wenige Österreicher in einer Notsituation“, so der Außenamtssprecher. Da die meisten Österreicher eine organisierte Reise gebucht hatten, werden sich die jeweiligen Veranstalter um die Organisation ihrer Rückkehr kümmern.

Der Großteil wird vermutlich mit Bussen von Savona zurück in die Heimat gebracht werden. Ob einzelne Personen von Rom zurückfliegen werden, war vorerst unklar. An Bord befand sich auch Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden, der den Vorfall unverletzt überlebte - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Eines der modernsten Schiffe

Die „Costa Concordia“ gehört nach Angaben des Eigentümers zu den neuesten und größten Kreuzfahrtschiffen, die derzeit auf den Meeren unterwegs sind. Sie wurde 2006 gebaut und bietet in 1.500 Kabinen Platz für 3.780 Passagiere. Betreiber ist das italienische Kreuzfahrtunternehmen Costa Crociere mit Sitz in Genua. Das Schiff misst 290 Meter und ist rund 35 Meter breit.

Passagiere sprangen aus Schiff

Laut Berichten italienischer Medien sprangen einige Passagiere nach dem Auflaufen des Schiffs ins Meer. Ein 70-Jähriger erlitt demnach in dem kalten Wasser einen Herzinfarkt und starb. Über die Unglücksursache machten die Behörden und die Betreibergesellschaft bisher keine Angaben.

Ein geretteter Passagier sagte ANSA, er habe einen lauten Knall gehört. Zunächst sei dann von Problemen mit der Elektrik die Rede gewesen, bevor eine Anweisung zum Anlegen von Rettungswesten ergangen sei. Ein Frau sagte, sie habe sich „wie auf der ‚Titanic‘“ gefühlt, als das Schiff zur Abendessenszeit Schlagseite bekommen habe. Viele Passagiere brachen nach Angaben von Zeugen in Panik aus.

Rettungsmanschaft nach Schiffsunglück der "Costa Concordia"

AP Photo/Gregorio Borgia

Rettungskräfte brachten die Menschen auf die nahe gelegene Insel Giglio, wo sie die Nacht in Schulen, Kirchen und Privathäusern verbrachten

Betreiber spricht Angehörigen Beileid aus

Die Kreuzfahrtgesellschaft nannte das Schiffsunglück eine bestürzende Tragödie. Den Angehörigen der Opfer sprach die in Genua ansässige Gesellschaft in einer Mitteilung ihr Beileid aus. Man werde alles unternehmen, um die Passagiere und die Besatzungsmitglieder der „Costa Concordia“ zu betreuen und im höchsten Maße mit den Behörden zusammenarbeiten, um die Ursache des Unfalls zu klären.

Es ist nicht der erste Zwischenfall mit der „Costa Concordia“. 2008 hatte das Schiff bei der Einfahrt in den Hafen von Palermo die Hafenbefestigung gerammt und war leicht beschädigt worden. Zum Zeitpunkt des Unfalls fegten heftige Sturmböen über die sizilianische Hauptstadt.

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