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Handelskonzern in Schwierigkeiten

Beim Parfümerie-, Buch-, Süßigkeiten- und Schmuckhändler Douglas stehen große Veränderungen an. Die Unternehmensgründerfamilie Kreke will den derzeit mit Gewinnrückgängen kämpfenden deutschen Handelskonzern nach mehr als 45 Jahren wieder von der Börse nehmen und dafür Finanzinvestoren an Bord holen.

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Aufsichtsratschef Jörn Kreke, Sohn und Vorstandschef Henning Kreke und Branchenkennern zufolge auch der größte und befreundete Aktionär, die Oetker-Gruppe, streben nach der Mehrheit im Unternehmen. Zurzeit haben sie zwar faktisch schon das Sagen, nach Aktienbesitz ist das aber nicht untermauert. Es fehlen für die einfache Mehrheit mehr als zehn Prozent. Die Familie erwäge, „Anteile zusammen mit Finanzinvestoren aufzustocken“, sagte Henning Kreke am Donnerstag. „Wir wollen kaufen, nicht verkaufen.“

Fünf Handelssegmente

Die Hagener Douglas-Gruppe ist im deutschen Börsenindex MDAX für mittelgroße Unternehmen notiert und stützt sich auf fünf Handelssegmente, allen voran die Parfümerien.

Am Mittwoch hatte das Unternehmen die Börse mit einem düsteren Ausblick und der Erkenntnis erschreckt, den Wandel im Buchhandel, wo das Internet und E-Books der Tochter Thalia zu schaffen machen, offenbar zu spät erkannt zu haben. Die Buchhandelskette steht vor einer Restrukturierung, und im Auslandsgeschäft, vor allem in Südeuropa, mussten die Douglas-Parfümerien zuletzt Federn lassen - auf dem deutschen Heimatmarkt laufen die Geschäfte allerdings gut.

An einem Strang mit Oetker

Douglas hat rund 2.000 Fachgeschäfte und weltweit etwa 25.000 Mitarbeiter. Zum Konzern gehören neben den Parfümerien die Buchhandelsgruppe Thalia, der Juwelier Christ, die Modehäuser AppelrathCüpper und die Süßwarengeschäfte Hussel. Bereits jetzt dominieren drei Familien den Eigentümerkreis des Handelskonzerns.

Henning Kreke und Joern Kreke im Portrait

dapd/Georg Hilgemann

Henning Kreke (rechts) ist Vorstandschef, Vater Jörn führt den Aufsichtsrat

Größter Aktionär der Firma ist die Familie Oetker, die mit 25,81 Prozent der Anteile eine Sperrminorität hält. Gegen die Bielefelder Unternehmerfamilie, die im Aufsichtsrat vertreten ist, können kaum Beschlüsse gefasst werden. Vertreter der Krekes, die 12,62 Prozent halten, sitzen in Vorstand und Aufsichtsrat. Zwischen beiden Familien habe in der Vergangenheit immer Einigkeit über ihr Vorgehen geherrscht, berichteten Insider. Ein Oetker-Sprecher wollte sich zu den Gesprächen mit Finanzinvestoren allerdings vorerst nicht äußern.

Lästiger Großaktionär

Zum Aktionärskreis gehört zudem der Drogerieunternehmer Erwin Müller, der von Ulm aus ein weit verzweigtes Imperium leitet und rund zehn Prozent der Anteilsscheine hält - und bereits angekündigt hat, weiter - auf 18 Prozent - aufzustocken. Douglas-Chef Kreke hatte immer wieder betont, Müller werde keine Mehrheit übernehmen können, weil die Großaktionäre Kreke und Oetker an ihren Beteiligungen festhalten wollten und beabsichtigten, die Geschicke von Douglas „langfristig zu steuern“.

Bewertung an der Börse

An der Börse wird Douglas mit einer guten Milliarde Euro bewertet.

Douglas teilte am Donnerstag mit, es gebe Gespräche „zwischen der Gesellschaft, an der Gesellschaft nicht unerheblich beteiligten Mitgliedern des Vorstands und des Aufsichtsrats der Douglas Holding AG und verschiedenen Finanzinvestoren über den möglichen Erwerb einer wesentlichen Beteiligung der Investoren an der Douglas Holding AG, etwa im Rahmen eines öffentlichen Übernahmeangebots“.

Bisher gebe es aber weder verbindliche Angebote der Finanzinvestoren, noch seien Struktur und Finanzierung einer etwaigen Transaktion geklärt. Die Douglas-Aktie schoss daraufhin nach oben. Am Freitag gab es eine vorläufige Stabilisierung mit gespanntem Warten auf weiteres.

„Erst in der Konzeptionsphase“

Dem „Wall Street Journal“ zufolge wurden die Finanzinvestoren Apax und BC Partners angesprochen. Apax wollte die Angaben nicht kommentieren - und auch von Großaktionär Müller war keine Stellungnahme zu erhalten. Familie Kreke versuchte am Freitag, die Geschwindigkeit herauszunehmen: Die Familie befinde sich „erst in der Konzeptionsphase, in der es darum geht zu evaluieren, ob eine Transaktion überhaupt sinnvoll und machbar ist“, sagte Henning Kreke gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Gerüchte über Konzernzerschlagung

„Daher kann es auch keine Pläne geben, die Douglas-Gruppe zu zerschlagen“, fügte er hinzu. Es könne „derzeit noch nicht abgesehen werden, ob, wann und in welcher Form es überhaupt zu einer Transaktion kommt“. Das Vorgehen der Familie sei „in jedem Fall langfristig ausgerichtet und zielt nicht darauf, kurzfristig den schnellen Schnitt zu machen“, versicherte Kreke. Die „Financial Times Deutschland“ (FTD) hatte kurz zuvor berichtet, die Familie wolle den Konzern nach einer Übernahme auf die Parfümerien beschränken und sich von anderen Teilen trennen.

Will die Familie Kreke das Unternehmen von der Börse nehmen, dann ist das aktienrechtlich nur dann möglich, wenn sie mindestens 95 Prozent der Anteile besitzt. Aus Sicht von DZ-Bank-Analyst Holger Schwesig gäbe es einige Vorteile, sollte das Unternehmen zurück in private Hand gehen. Der Wert der Parfümeriekette sei für sich genommen wertvoller als die gesamte Gruppe zusammen, sagte er.

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