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Strenge Strafen für Täter gefordert

Die Bemühungen um einen Friedenspakt für Afghanistan haben einen neuen Dämpfer erhalten. Im Internet tauchte ein Amateurvideo von US-Marineinfanteristen auf, wie sie an mutmaßlichen Taliban-Kämpfern Leichenschändung verüben. Ein Vertreter des Hohen Friedensrates in Afghanistan warnte, dass gerade durch derartige Aufnahmen die Taliban junge Menschen für sich gewinnen könnten.

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„Solche Taten haben einen sehr, sehr schlechten Einfluss auf die Friedensbemühungen“, sagte Arsala Rahmani, Verhandlungsvertreter für den Hohen Friedensrat. Auch die Taliban reagierten empört auf das Video. „Das ist eine unmenschliche, unmoralische und brutale Tat der Invasoren“, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mujahid am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Kabul.

„Kurzes Leben für Amerikaner in Afghanistan“

Der Vorfall werde dazu beitragen, „dass die Amerikaner und ihre Alliierten ein kurzes Leben in Afghanistan haben“, sagte Mujahid weiter. Seit zehn Jahren würden die ausländischen Truppen solche Straftaten im Land verüben. In einer an Medien verschickten SMS eines weiteren Taliban-Sprechers namens Kari Yussif Ahmadi war von „amerikanischer Brutalität“ die Rede. Weiters hieß es, keine Religion könne ein solches Verhalten hinnehmen.

Hingegen erklärte ein ungenannter Sprecher der Taliban gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, es handle sich bei dem Video nicht um einen „politischen Vorgang“. Die Aufnahmen würden daher auch nicht die Gespräche mit den USA oder den geplanten Gefangenenaustausch beeinflussen.

Karzai fordert strenge Strafen

Der afghanische Präsident Hamid Karzai forderte die USA dazu auf, die Täter so hart wie möglich zu bestrafen. „Die afghanische Regierung ist zutiefst verstört über ein Video, das zeigt, wie amerikanische Soldaten die Leichen von drei Afghanen entehren“, teilte der Präsidentenpalast in Kabul mit.

Aber es gibt auch gemäßigte Stimmen. Ein namentlich nicht genannter Taliban-Vertreter äußerste sich gelassen über die Aufnahmen: „Das ist kein politischer Vorgang.“ Das Video werde die Gespräche oder den geplanten Gefangenenaustausch nicht beeinflussen. Aber er betonte, dass eine Teilnahme an Friedensgesprächen nicht gleichzeitig die Aufgabe des bewaffneten Kampfes bedeute.

US-Unterhändler reist nach Kabul

Nach einem mehr als zehnjährigen Krieg versuchen die USA und die afghanische Regierung derzeit, mit den Taliban Frieden zu schließen. Doch die Gespräche verlaufen zäh. Zuletzt hat die Ankündigung der Taliban, im Golfstaat Katar ein Verbindungsbüro eröffnen zu wollen, für Unstimmigkeit gesorgt. Der Unterhändler von US-Präsident Barack Obama soll am Wochenende in die Region reisen und unter anderen mit Karzai und Vertretern der Türkei, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate sprechen.

Taliban-Sprecher Mujahid sagte der dpa, das Video werde keine Auswirkungen auf die Pläne der Taliban haben, ein Büro im Golf-Emirat Katar zu eröffnen. Er betonte aber erneut, die Eröffnung des Büros bedeute nicht, dass es Friedensverhandlungen gebe. Die Taliban zeigten sich bereit für Gespräche mit der Internationalen Gemeinschaft über eine politische Lösung des Konflikts. Zugleich betonten sie aber, sie würden ihren „Heiligen Krieg“ gegen die ausländischen Truppen fortsetzen.

In einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung der Aufständischen hieß es, die Taliban hätten zwar ihre „politischen Bemühungen“ verstärkt. Das bedeute aber weder eine Abkehr vom „Dschihad“ noch eine Anerkennung der „Handlangerregierung“ in Kabul.

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