„Monströses Verhalten“
Nach der Veröffentlichung eines Videos mit Bildern von US-Soldaten, die offenbar auf Leichen von Taliban-Kämpfern urinieren, hat das US-Marine-Corps am Mittwoch Ermittlungen aufgenommen. Die Herkunft des im Internet verbreiteten Amateurvideos sei noch unklar, erklärte die US-Elitetruppe am Mittwoch. Derartige Taten stünden jedoch nicht im Einklang mit den Werten der Marineinfanterie.
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In dem Video, das offenbar bei einem Einsatz in Afghanistan aufgenommen wurde, sind vier Männer in US-Uniform zu sehen, die über drei blutverschmierten Leichen urinieren. Einer der Soldaten sagt: „Schönen Tag noch, Kumpel“, während er sich offenbar darüber im Klaren ist, gefilmt zu werden. Das Amateurvideo wurde über YouTube und andere Websites verbreitet.
Empörung in Afghanistan
In Afghanistan zeigt man sich empört über das Video. Der afghanische Präsident Hamid Karzai forderte die USA dazu auf, die Täter so schwer wie möglich zu bestrafen. „Die afghanische Regierung ist zutiefst verstört über ein Video, das zeigt, wie amerikanische Soldaten die Leichen von drei Afghanen entehren“, teilte der Präsidentenpalast in Kabul am Donnerstag mit.
Die Taliban verurteilten die Aufnahmen als eine unmenschliche, unmoralische und brutale Tat der Invasoren. Taliban-Sprecher Sabiullah Mujahid warnte, der Vorfall werde dazu beitragen, „dass die Amerikaner und ihre Alliierten ein kurzes Leben in Afghanistan haben“.
Hinweis auf Scharfschützeneinheit
Pentagon-Sprecher John Kirby sagte, die Aufnahmen hätten ihm „den Magen umgedreht“. Egal unter welchen Umständen das Video entstanden und wer die Personen darin seien, handle es sich um ein „abstoßendes, monströses und inakzeptables Verhalten für jede Person in Uniform“. Ein Militärvertreter, der anonym bleiben wollte, sagte, Helm und Waffen eines der Beteiligten in dem Video deuteten darauf hin, dass es sich um Mitglieder einer Elite-Scharfschützeneinheit handeln könnte.
US-Einsatz am Hindukusch
In Afghanistan sind rund 20.000 Marines stationiert, die meisten in Kandahar und Helmand. Insgesamt sind rund 130.000 US- und NATO-Soldaten in Afghanistan im Kampf gegen Taliban-Kämpfer im Einsatz.
Gefahr für „Soldaten und Zivilisten“
Die muslimische US-Bürgerrechtsvereinigung Council on American-Islamic Relations (CAIR) verurteilte die mutmaßliche Leichenschändung. Sollte sich das Video als echt herausstellen, könne es „andere Soldaten und Zivilisten“ gefährden, hieß es in einer Erklärung. CAIR vertraue darauf, dass der Fall umgehend und auf transparente Weise aufgeklärt werde und „angemessene Schritte“ ergriffen würden. Mögliche Schuldige müssten nach der US-Militärgesetzgebung und US-Gesetzen bestraft werden.
Entsetzen innerhalb des Militärs
„Wir haben bisher weder die Herkunft noch die Echtheit des Videos überprüfen können, die gezeigten Taten stehen jedoch nicht im Einklang mit unseren Werten und spiegeln nicht die Werteinstellungen des Marine Corps wider“, erklärte die Marineinfanterie in einer schriftlichen Stellungnahme. Zwei Vertreter, die anonym bleiben wollten, sagten gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass das Video durchaus echt wirke.
Innerhalb des US-Militärs lösten die Bilder starke Reaktionen aus. Auch auf der Website Stars and Stripes, die dem Pentagon zugeordnet ist, wurde das Video emotional diskutiert. Während viele User ihr Entsetzen äußern, wird aber auch Verständnis gezeigt. „Ich bin Veteran und weiß, was es heißt, den Feind zu hassen“, schreibt ein Ex-Soldat. „Aber man darf nie solche Sachen filmen und sie im Internet posten“, warnt er gleichzeitig.
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