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Afrikas bevölkerungsreichster Staat

Nigeria ist mit einer Bevölkerung von rund 170 Millionen der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Obwohl es auch das ölreichste Land Afrikas ist, lebt die Mehrheit der Bevölkerung trotz sprudelnder Einnahmen seit vielen Jahren in großer Armut. Nigeria bezieht mehr als 90 Prozent seiner Deviseneinnahmen und 80 Prozent seines Haushalts aus dem Erdölexport.

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Der Norden des westafrikanischen Landes ist mehrheitlich von Muslimen bevölkert, während im ölreichen Süden die Christen in der Mehrheit sind. Christen und Muslime stellen jeweils etwa die Hälfte der nigerianischen Bevölkerung. Das Verhältnis zwischen den beiden Landesteilen ist seit langem angespannt, und es kommt immer wieder zu Gewalt zwischen den Religionsgemeinschaften.

Umkämpfter Teilstaat Plateau

Zu Zusammenstößen kommt es vor allem immer wieder im „Mittelgürtel“, in dem es viel fruchtbares Land gibt. Besonders der Teilstaat Plateau mit seinen mehr als drei Millionen Einwohnern gilt als religiöses Pulverfass. In Plateau, dem „Nigeria im Kleinen“, sind die meisten ethnischen Gruppen des Gesamtstaates vertreten und kämpfen um politische und wirtschaftliche Kontrolle.

Alleine in der Stadt Jos, der Hauptstadt des Teilstaates Plateau, fielen im vergangenen Jahr mindestens 1.000 Menschen ethnisch und religiös motivierter Gewalt zum Opfer. Für viele Anschläge zeichnet die radikalislamische Sekte Boko Haram verantwortlich. Derzeit leben in Nigeria über 250 ethnische Gruppen. Hausa, Yoruba und Igbo sind die einflussreichsten und größten Volksgruppen.

Fluch des Öls

Nigerias Anteil an der weltweiten Ölförderung betrug 2010 2,9 Prozent. Mit 115,2 Millionen Tonnen gefördertem Öl belegte das Land Platz zwölf. In der Statistik der größten Erdölreserven liegt der 1971 der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) beigetretene Staat sogar auf Platz zehn mit einem weltweiten Anteil von 3,1 Prozent.

Die reichen Ölvorkommen und Einkommen durch deren Export konnten aber bisher nicht zur Beseitigung der Armut genutzt werden. Nigerias Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf beträgt etwa 2.500 US-Dollar (2.029 Euro) - im Vergleich dazu: Österreichs BIP pro Kopf beträgt 41.700 US-Dollar.

Das Öl wurde in der zweiten Hälfte der 50er Jahre entdeckt und führte zu Kämpfen zwischen den Volksgruppen im Nigerdelta im Südosten Nigerias. Seither flossen Experten zufolge rund zwei Millionen Tonnen Rohöl in das Ökosystem und verursachten im Nigerdelta eine ökologische Katastrophe.

29 Jahre Militärherrschaft

Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan ist ein Christ aus dem südlichen Nigerdelta, der im Vorjahr als Vizepräsident die Nachfolge des schwer erkrankten und inzwischen verstorbenen Umaru Yar’Adua, eines Muslims, antrat. Im islamisch geprägten Norden hatte es unter den Anhängern des ehemaligen Militärmachthabers Muhammadu Buhari die meisten Vorbehalte gegen Jonathan gegeben.

Nigeria ist seit 1960 unabhängig, seither stand es 29 Jahre unter Militärherrschaft und nur 22 Jahre unter Zivilregierungen. Die langen Zeiten der Militärherrschaft (1966 bis 1979 und 1984 bis 1999) sind ein Indiz dafür, wie schwierig es ist, den multiethnischen Staat zusammenzuhalten. Die Vierte Republik besteht seit Mai 1999.

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