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Jubel im Westen, Abwarten im Süden

Der Winter hat sich heuer etwas bitten lassen, aber nun ist er mit mehr oder weniger großen Schneemengen im ganzen Land angekommen. Die Pisten sind überall in gutem bis ausgezeichnetem Zustand, und auch die Buchungslage ist zufriedenstellend, versichern die Hoteliers. Für einen Rekordwinter dürfte es jedoch nicht ganz reichen.

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Nach den starken Schneefällen Anfang Jänner dominierten tagelang Bilder von eingeschneiten Ortschaften die Medien im In- und Ausland. Dass Gäste davon abgeschreckt werden, glaubt Ulrike Rauch-Keschmann von der Österreich Werbung nicht. „In der Berichterstattung dominierte, dass die Skigebiete die Lage im Griff hatten“, erklärte Rauch-Keschmann gegenüber ORF.at. Angst sei bei den Gästen kein Thema.

Zugeschneiter Pkw in Klösterle am Arlberg

APA/Dietmar Stiplovsek

Das neue Jahr brachte im Westen Rekordschneemengen

Einzig bei russischen Gästen, die wegen der verspäteten Rückreise Probleme mit dem Visum hatten, habe sich etwas Unruhe breitgemacht, erzählte Rauch-Keschmann. Aber auch das sei mittlerweile geklärt. Die Schneemassen könnten vielmehr ein Motivationskick für kurzentschlossene Gäste sein, doch noch einen Winterurlaub zu buchen.

„Schnee bis Ostern gesichert“

Auch Sepp Schellhorn, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), sieht die Entwicklungen der heurigen Wintersaison optimistisch. „Der Schnee kam rechtzeitig vor Weihnachten, und wenn nichts Unerwartetes passiert, ist die Schneelage bis Ostern gesichert“, zeigte sich Schellhorn zufrieden. Das Nord-Süd-Gefälle sei sicher außergewöhnlich, so Schellhorn. Aber auch der Süden habe gut präparierte Pisten vorzuweisen, und das große Ausbleiben der Gäste erwarte er hier ebensowenig wie Stornierungen wegen der großen Schneemenge im Westen.

Kopfschütteln in Vorarlberg

In Vorarlberg selbst sieht man die Berichte der letzten Tage über die dramatische Schneesituation mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Nachdem vor allem deutsche Medien darüber berichtet hätten, dass Vorarlberg abgeschnitten sei, habe es schon besorgte Anrufe gegeben, erzählt Stefan Bischof, Bürgermeister des Vorarlberger Skiortes Damüls. Die Einheimischen können darüber nur den Kopf schütteln, denn große Schneemengen sind in dem 2.000-Betten-Ort im Bregenzer Wald keine Seltenheit.

„Die Saison selbst verläuft bisher sehr gut“, erklärte Bischof gegenüber ORF.at. Nachdem die Schneelage im Gegensatz zum Vorjahr heuer üppig ist, sind die Hotels gut ausgelastet. Einzig das schöne Wetter habe bisher noch gefehlt, so Bischof, was sich bei den Tagesbesuchern niederschlägt. Bei einer Schneehöhe von bis zu 250 cm ist der Skibetrieb aber bis Ostern auf jeden Fall sicher.

Genug Schnee in den Karnischen Alpen

Dafür ärgert man sich in Kärnten über die Konzentration der Schneeberichte auf Nordösterreich. „Es ist falsch, dass immer berichtet wird, in Kärnten gebe es keinen Schnee. Wir haben einen Meter Schnee und traumhaftes Wetter“, erklärte Kurt Genser, Geschäftsführer Kärntner Naturarena Nassfeld. Auch die Buchungslage sei gut, vor allem Kroaten würden derzeit das Jänner-Loch füllen.

In der Skiweltcup-Region Bad Kleinkirchheim erholt man sich gerade von den stärksten Wochen des Jahres. „Die Gäste waren trotz der Berichte über Schneemangel sehr resistent“, erklärte Stefan Hainisch vom Tourismusverband Bad Kleinkirchheim. Die überschaubare Schneedecke sieht er sogar als Vorteil. Zwar gäbe es keine Tiefschneehänge, dafür hätten die Gäste in den letzten Tagen statt Schneetreiben und Lawinengefahr ausgezeichneten Verhältnisse vorgefunden. Er ist zuversichtlich, dass die Hoteliers mit einem blauen Auge davonkommen. Dank der Therme im Ort würden viele auf Wellness statt Piste umsteigen.

Stimmungsbarometer zeigt „bergauf“

Eine aktuelle Umfrage innerhalb der Tourismusbranche zeigt dennoch ein Nord-Süd-Gefälle. Während 78 Prozent der Betriebe in Vorarlberg, Tirol und Salzburg von einem „tollen Winter“ sprechen, sind es in der Steiermark und Kärnten nur 49 Prozent. „Der Winter lässt sich gar nicht schlecht an - es gibt aber regionale Unterschiede rund um den Schnee“, bringt es David Pfarrhofer vom Meinungsforschungsinstitut market auf den Punkt.

Insgesamt stimmen die Nächtigungszahlen 64 Prozent der Befragten optimistisch - im Vorjahr waren es nur 59 Prozent. Die Buchungslage sieht gut aus, sagen 61 Prozent. „Wir haben ein besseres Stimmungsbild und spüren, es geht bergauf“, so Pfarrhofer. Die Umsätze dürften sich heuer auf Vorjahresniveau entwickeln, erwartet die Mehrheit.

Kein Rekordwinter erwartet

Dabei steht der große Ansturm auf die Pisten noch bevor. So sind die Semesterferien traditionell die stärkste Zeit in den Winterskigebieten. Neben zahlreichen einheimischen Gästen strömen auch viele Urlauber aus Deutschland und den Niederlanden in die Berge. Besonders in Deutschland würden die Ferientermine günstig fallen, weil sie sich gut verteilen, erklärt Rauch-Keschmann. Und auch weil die Karnevalssaison in Köln heuer nicht mit den bayrischen Winterferien zusammenfällt. „Denn dann gehen die Leute lieber feiern als Ski fahren.“

Ein Rekordwinter werde es dennoch nicht, prognostiziert Schellhorn. Das liege aber nicht an der Schneelage, sondern daran, dass der Winter heuer spät angefangen hat und mit dem Ostertermin am 8. April auch wieder früh endet. Mit den Nächtigungen sei man aber zufrieden und das erwartete Minus dürfte nur klein ausfallen.

Gabi Greiner, ORF.at

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