Konsequenzen für Bank Austria?
7,5 Mrd. Euro benötigt die UniCredit, um die von der europäischen Bankenaufsicht EBA festgestellte Lücke in der Bilanz zu schließen. Die am Montag gestartete Kapitalerhöhung war mehr als holprig. Sie führte zum stärksten Kurssturz seit 25 Jahren. Zeitweise wurde die Aktie aus dem Handel genommen. Die Papiere brachen um bis zu 13 Prozent ein und brachten die Mailänder Börse ins Trudeln.
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Die seit Montag gehandelten Bezugsrechte, mit denen Aktionäre zwei neue Aktien für je 1,943 Euro kaufen können, verloren mehr als die Hälfte ihres Werts. Altaktionäre der UniCredit, Mutterkonzern der Bank Austria, können ihr Bezugsrecht noch bis zum 27. Jänner ausüben. Gehen nicht alle neuen Aktien weg, müssen die mit dem Verkauf beauftragten Investmentbanken die Papiere platzieren oder selbst zeichnen.
Selbst wenn sich die Kapitalsammelaktion besser entwickeln sollte: Der Start war denkbar schlecht, und Beobachter befürchten Konsequenzen für viele europäische Banken, die ebenfalls Kapitalbedarf haben. „Jeder Bank würde es in diesem Umfeld schwerfallen, Kapital aufzunehmen“, erklärte der Analyst Frederic Teschner gegenüber Reuters. UniCredit habe es verabsäumt, im Mai vergangenen Jahres Kapital aufzunehmen wie alle italienischen Banken.
Probleme bei Kapitalaufnahme erwartet
Mit der Aktion zur Kapitalaufstockung für die größten 70 europäischen Finanzinstitute will die EU in der Euro-Schuldenkrise das Vertrauen in die Finanzbranche und unter den Banken wiederherstellen. WIFO-Bankenexperte Franz Hahn rechnet im „Kurier“-Interview aber damit, dass alle EU-Institute bis zur Deutschen Bank große Probleme bei der erforderlichen Kapitalaufnahme bekommen. Insgesamt fehlen 31 der 70 größten europäischen Banken laut EBA 115 Mrd. Euro Eigenkapital. Experten rechnen nicht damit, dass diese Summe durch Kapital von außen aufgebracht werden kann. Sie rechnen mit einem Volumen von 30 Mrd. Euro durch Kapitalerhöhungen.
„Nun werden viele Banken zusehen, dass sie andere Wege finden, um Kapital aufzunehmen“, glaubt Neil Dwane, Chef-Investmentstratege von RCM, einer Tochter von Allianz Global Investors, gegenüber Reuters. Viele könnten nun den Staat um Hilfe bitten. „Die Geschichte der Kapitalerhöhungen bei Banken ist voll von Katastrophen“, sagte Dwane. Den Aktionären bleibt oft nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: Ziehen sie nicht mit, werden ihre Anteile drastisch verwässert, zeichnen sie neue Aktien, drohen weitere Kursverluste.
Börsenaufsicht schaltet sich ein
Händler und Analysten fanden zwei Erklärungen für den Kurssturz der UniCredit: Einerseits würden sich Investoren aus der Aktie zurückziehen, andererseits würden Bezugsrechte verkauft, in der Hoffnung, sich später günstiger wieder eindecken zu können. Italiens Börsenaufsicht CONSOB untersucht italienischen Medienberichten zufolge, ob es zu „orchestrierten Manövern“ mit Regelverletzungen gekommen sei.
Der Kursverfall der UniCredit-Papiere hatte sich schon in den vergangenen Tagen abgezeichnet, als UniCredit bekanntgab, die notwendige Milliardenkapitalspritze aufgrund der angespannten Situation mit einem hohen Kursabschlag von 43 Prozent bewältigen zu wollen. Innerhalb von drei Tagen waren vergangene Woche die Titel um 38 Prozent eingebrochen. An der Börse ist UniCredit noch 7,68 Mrd. Euro wert - vergangenen Mittwoch waren es noch 12,2 Mrd. Euro.
Ausweg Verkauf von Beteiligungen?
UniCredit-Chef Federico Ghizzoni gab sich Ende vergangener Woche noch optimistisch. Nach der Rekapitalisierung werde seine Bank Branchenführer in Europa sein, „was Kapital und Liquidität angeht“. Experten sehen allerdings auch andere Szenarien, die auf die UniCredit zukommen könnten. Der Veranlagungschef der Wiener Privatbank, Alfred Reisenberger, hält im „Kurier“-Interview auch einen Verkauf der Bank Austria für denkbar, auch wenn derzeit kein Käufer zu sehen sei. Die Bank Austria sei der Geldbringer des Konzerns. Ähnlich argumentiert Hahn: Ein BA-Verkauf wäre ein „letzter Schritt“ für UniCredit.
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