Auf dem Weg zur Kandidatur
Die Umfragen lassen keine Zweifel aufkommen, dass Mitt Romney im Kampf um die US-Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bei der Vorwahl am Dienstag in New Hampshire den nächsten Erfolg einfahren wird. Der Sieg dürfte wohl deutlich klarer ausfallen als beim Vorwahlauftakt vergangene Woche in Iowa.
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Im ländlich-konservativen Iowa landete der frühere Gouverneur von Massachusetts nur acht Stimmen vor dem christlich-konservativen Ex-Senator Rick Santorum. In New Hampshire sehen Meinungsforscher Romney rund 20 Prozentpunkte vor seinen Mitbewerbern. Diese versuchten bei zwei Fernsehdebatten am Wochenende vergeblich, den Favoriten zum Straucheln zu bringen.
Gingrich will Romney um jeden Preis anpatzen
Vor allem Newt Gingrich, den Romneys Wahlkämpfer mit einer Salve negativer TV-Spots um seine guten Umfragewerte gebracht hatten, griff den Ex-Gouverneur scharf an. Der frühere Chef des Repräsentantenhauses hackte auf der eher liberalen politischen Vergangenheit seines Kontrahenten herum und mokierte sich über Romneys Beteuerung, kein Berufspolitiker zu sein.
Romney ließ die Tiraden abprallen und arbeitete mit unverwüstlichem Lächeln seine Botschaften ab, die er den Wählern seit Wochen einbläut. Im Zentrum steht dabei seine Erfahrung als Geschäftsmann, mit der er die US-Wirtschaft wieder auf Trab bringen will. Sein Widersacher lautet bereits Präsident Barack Obama, dem er Verrat an den freiheitlichen Idealen der USA vorwirft. Auf den Ringkampf mit seinen Mitbewerbern lässt sich Romney erst gar nicht ein.
Bestens geölte Wahlkampfmaschine
In New Hampshire findet der erste Primary der Vorwahlsaison statt. Anders als beim Caucus-System wie in Iowa, bei dem Parteimitglieder zur Diskussion zusammenkommen und danach abstimmen, können die Primary-Teilnehmer einfach in einem Wahllokal ihre Stimme abgeben. Wie Iowa hat New Hampshire nur wenige Delegierte für den Nominierungsparteitag zu vergeben, das Abschneiden der Anwärter gilt aber als wichtiges Indiz für die Erfolgschancen ihrer Bewerbung.
Und Romneys Chancen stehen sehr gut. Der Ex-Gouverneur sammelte bisher die mit Abstand meisten Spendengelder. Seit Jahren bereitet sich der Multimillionär minuziös auf das Ziel vor, ins Weiße Haus einzuziehen. Seine Wahlkampftruppe ist professionell, die Unterstützerliste im Parteiestablishment klangvoll: Ex-Präsident George Bush senior hat sich ebenso für Romney ausgesprochen wie der 2008 gescheiterte Kandidat John McCain.
Rechtskonservative können mit Romney nicht
Trotzdem kann sich die Basis nicht so richtig für den bisweilen roboterhaft wirkenden Mormonen begeistern. In landesweiten Umfragen scheinen seine Zustimmungswerte unter Republikanern bei 30 Prozent gedeckelt. Romneys Gesundheitsreform a la Obama in Massachusetts, Meinungswechsel bei Themen wie Abtreibung und Homosexuellenehe - darüber rümpfen streng Konservative die Nase.
Im ländlich-konservativen Iowa wandte sich vor allem die religiöse Rechte in Scharen Santorum zu, der gerne über seinen Draht zu Gott plaudert und traditionelle Familienwerte hochhält. Im liberaleren New Hampshire kommt das weniger gut an: Als Santorum bei einem Auftritt in Concord die Homosexuellenehe mit Polygamie auf eine Stufe stellte, wurde er ausgebuht. In Umfragen legte der Ex-Senator zwar zu, kam im Schnitt aber nur auf rund zehn Prozent.
Keine Konkurrenz in Sicht
Ein Bewerber, der Romney stoppen könnte, ist derzeit nicht in Sicht: „Tea-Party“-Ikone Michele Bachmann hat das Handtuch geworfen. Ron Paul verfügt über eine treue Anhängerschaft, seine Vision vom Minimalstaat gilt aber als zu extrem. Dem moderaten Jon Huntsman, der Iowa ausließ und alle Hoffnungen auf New Hampshire setzt, geben Meinungsforscher kaum eine Chance. Der texanische Gouverneur Rick Perry - abgeschlagen. Auch bei Umfragen für die Vorwahl in South Carolina am 21. Jänner liegt Romney mittlerweile vorne. Das Rennen könnte entschieden sein, bevor es überhaupt richtig begonnen hat.
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