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Gewerkschaft protestiert

Die Lufthansa setzt zum ersten Mal Leiharbeiter als Flugbegleiter ein. Für Berlin sollen rund 200 Stewardessen und Stewards über einen Personaldienstleister rekrutiert werden, wie ein Lufthansa-Sprecher am Dienstag sagte.

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Angesichts des „harten, sehr speziellen“ Wettbewerbs auf dem neuen Berliner Großflughafen mit vielen Billiganbietern könne das bisherige - teurere - Geschäftsmodell der Lufthansa dort nicht einfach übernommen werden.

Die zusätzlichen Flugbegleiter würden von dem Personaldienstleister angestellt, bestätigte der Sprecher einen Bericht der „Rheinischen Post“ vom Dienstag. Sie erhalten demnach einen unbefristeten Vertrag und werden zunächst für zwei Jahre bei der Lufthansa als Flugbegleiter eingesetzt. Danach könnten sie sowohl für andere Airlines als auch für die Lufthansa weiterarbeiten oder sich direkt bei der Kranich-Linie bewerben.

„Exakt das Gleiche“

Die Ausbildung laufe „eins zu eins nach Lufthansa-Vorgaben“, auch das Einstiegsgehalt sei „exakt das gleiche“. Allerdings gebe es nicht die im Lufthansa-Tarif vorgesehenen automatischen Gehaltssteigerungen. Zudem müssen die Leiharbeiter länger arbeiten als ihre Kolleginnen und Kollegen von der Lufthansa. Vom Stammpersonal in der Kabine verliere aber niemand seinen Arbeitsplatz, hob der Sprecher hervor.

Mit der Eröffnung des Berliner Großflughafens (BER) Anfang Juni werde die Lufthansa den „größten Wachstumssprung“ erleben, den sie je vorgenommen habe, betonte der Sprecher. „Wir vergrößern unsere Flotte ganz beträchtlich.“ Während das Unternehmen von Berlin-Tegel derzeit nur acht Ziele in Europa anfliege - Düsseldorf, Köln, Frankfurt am Main, München, Stuttgart und Nürnberg sowie Paris und Moskau - werde es vom Großflughafen (BER) in Berlin-Schönefeld 38 Ziele in Europa ansteuern. „Dafür brauchen wir zusätzliche Kollegen in der Kabine“, sagte der Sprecher.

Konkurrenz zu Billiganbietern

Die Lufthansa wolle in dem harten Berliner Wettbewerb bestehen und trotz der vielen konkurrierenden Billiganbieter wie Air Berlin und Easyjet Marktanteile zurückgewinnen. Dafür habe sich der Konzern „den Produktionsbedingungen und Kostenrahmen“ der Wettbewerber annähern müssen. Mit der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO), der Gewerkschaft des Kabinenpersonals, habe Lufthansa jedoch in dieser Frage keine Einigung erzielen können. Deshalb „müssen wir für das Berliner Modell den Weg über einen Personaldienstleister gehen“, sagte der Sprecher. Von UFO war auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Gewerkschaft prüft juristische Schritte

Die Gewerkschaft Verdi kündigte Widerstand an. Der Einsatz von Leiharbeitern an Bord komme einem „Kulturbruch“ gleich, sagte eine Verdi-Sprecherin. „Wir sind der Ansicht, dass die Lufthansa gegen geltendes Recht verstößt.“ Deshalb werde der Einsatz von Leiharbeitern an Bord derzeit juristisch geprüft.

Das neue Leiharbeitermodell ist nicht der einzige Versuch der Lufthansa, im defizitären Kurzstreckengeschäft die Kosten zu drücken. So setzt der Konzern künftig ab Stuttgart verstärkt seine Billigtochter Germanwings für Europaflüge ein. Der Spardruck ist angesichts der schwierigen Weltwirtschaftslage groß. Deshalb arbeitet das Management derzeit an einem neuen konzernweiten Sparprogramm.

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