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Von „Twilight“ bis Handke

Das Kulturjahr 2012 bietet zahlreiche Highlights, auf die man sich jetzt schon freuen kann - und die Festivals sollte man schon im Urlaubsplan vermerken. Hier eine Auswahl an Terminen aus Film, Bildender Kunst, Musik, Theater und Literatur.

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Filme auf heimischer Festivalbühne

Die Diagonale, das Festival des heimischen Films in Graz, findet heuer von 20. bis 25. März statt. Die Einreichfrist endete am 1. Dezember, man weiß noch nicht, welche der Streifen dann gezeigt werden. Fix ist: Das Diagonale-Team wartet mit einer großen Retrospektive über den Experiamental- und Dokumentarfilmer Ferry Radax auf. Näher vorgestellt werden auch der israelische Dokumentarfilmer Avi Mograbi und der US-amerikanische Kameramann, Regisseur und Schauspieler Charles Korvin (geboren 1907 in Pöstyeny, Österreich-Ungarn, gestorben 1998 in New York).

Wer ganz früh mit „filmischer“ Urlaubsplanung beginnen will, sollte sich auch jetzt bereits den Termin der großen Jubiläums-Viennale notieren: Sie findet zum 50. Mal statt, und zwar von 25. Oktober bis 7. November.

Erinnerung an Dietrich und Monroe

International startet der Reigen der großen Festivals vom 9. bis 19. Februar 2012 wieder in Berlin. Die Retrospektive widmet sich dieses Mal der „roten Traumfabrik“ - einem legendären deutsch-russischen Filmstudio: der Meschrabpom-Film und ihrem deutschen Zweig Prometheus. Vom 16. bis zum 27. Mai konkurrieren die besten Filme beim 65. Festival von Cannes um die Goldene Palme, ehe in Locarno (erster bis 11. August) die Leoparden vergeben werden. Zum glanzvollen Abschluss der großen Filmfestivals treffen sich die Stars der Branche dann im Herbst beim 69. Filmfestival von Venedig und wetteifern um den Goldenen Löwen.

An den Tod von zwei Filmdiven wird 2012 ebenfalls erinnert: Am 6. Mai vor 20 Jahren starb Marlene Dietrich, am 5. August vor 50 Jahren Marilyn Monroe.

Bardem als „Bond“-Bösewicht

An den Multiplex-Kassen wird 2012 das Jahr der Sequels: Die Alien jagenden „Men in Black“ kommen mit Teil drei auf die Leinwand und die Animationsabenteuer „Ice Age“ sogar schon mit der vierten Ausgabe. James-Bond-Fans fiebern dem nächsten Thriller „Skyfall“ entgegen, wieder mit Daniel Craig als Agent 007. Sein Gegenspieler wird Oscar-Preisträger Javier Bardem sein. Auch der neue „Spider-Man“ wird erwartet, ebenso wie Ende des Jahres dann das wohl wirklich letzte Spektakel der Vampirsaga „Twilight“.

Doch auch andere Werke könnten die Highlights des Filmjahrs 2012 werden - zum Beispiel „The Descendants“, in dem sich George Clooney unter der Regie von Oscarpreisträger Alexander Payne als Vater beweisen muss, oder Peter Jacksons Projekt nach der „Herr der Ringe“-Trilogie: „Der Hobbit“.

Wiener Festwochen: Seidl, Handke, Hochgatterer

Eigentlich ist ein roter Programmfaden der Wiener Festwochen in Zeiten wie diesen „Gauklerei“, findet Luc Bondy. Eine künstlerische Bestandsaufnahme „in Ruhe und Gelassenheit“ fällt bei ständigen dramatischen Veränderungen schwer. Für die Festwochen, die von 11. Mai bis 17. Juni 2012 zum vorletzten Mal unter Bondys Leitung stattfinden, hat sich dennoch ein Motto durchgesetzt. „Die Anatomie der Krise“ will man freilegen, wie es unlängst bei der Programmpressekonferenz hieß - mit insgesamt 36 Produktionen, für die bei einem Budget von 14,2 Millionen Euro diesmal rund 50.000 Karten aufgelegt werden.

Uraufführungen kommen etwa von Peter Handke, Ulrich Seidl und Paulus Hochgatterer, unter den internationalen Gästen ist nicht nur Cate Blanchett mit Botho Strauß’ „Groß und Klein“, sondern auch Ariane Mnouchkine mit ihrem „Theatre du Soleil“ und Simon Stephens mit seinen „Three Kingdoms“ kehren zurück. In der Oper wird die Verdi-Trilogie, die zum 200. Geburtstag des Komponisten 2013 abgeschlossen wird, mit „La Traviata“ in der Regie von Deborah Warner (sie inszenierte bei den Festwochen bereits Purcells „Dido und Aeneas“) weitergeführt, die Reihe zeitgenössischer Opern setzt Luca Francesconi mit „Quartett“ fort.

Salzburger Festspiele nun exklusiver

Länger und exklusiver sollen die Salzburger Festspiele in der ersten Saison unter dem neuen Intendanten Alexander Pereira werden. Die Saison beginnt schon am 20. Juli und dauert bis zum 2. September 2012. Pereira möchte einen neuen Schwerpunkt mit geistlicher Musik setzen und bittet zum mehrtägigen Vorspiel unter dem Titel „Ouverture spirituelle“. Als Festspielerstaufführung hat Pereira „La Boheme“ von Giacomo Puccini auf den Spielplan gesetzt. Anna Netrebko soll die Mimi singen.

Bei den Bregenzer Festspielen von 18. Juli bis 18. August sind unter anderem zu sehen: „Andre Chenier“ von Umberto Giordano und die Oper „Solaris“ von Detlev Glanert.

Pop, Rock, Elektronik: Die Festivals

In Sachen Pop, Rock und Elektronik seien die Festivals hervorgehoben. Von 26. bis 29. Juli findet das Wiener Popfest statt. Von 28. April bis 5. Mai dürfte das Donaufestival in Krems (Niederösterreich) wieder für die eine oder andere Überraschung sorgen. Das Urban Art Forms Festival für Elektronische Musik hat noch keinen fixen Termin, dürfte aber auch heuer wieder im Juni stattfinden. Das Donauinselfest findet 2012 von 22. bis 24. Juni statt, das Frequency in St. Pölten von 16. bis 18. August.

Metallica und viele andere Metal-Bands bekommt man von 8. bis 10. Juni beim Nova Rock in Nickelsdorf zu hören. Das Poolbar Festival im Alten Hallenbad in Feldkirch bietet bereits zum 19. Mal Konzerte, Kino, Kurzfilme, Kabarett, Poetry Slam, Pop-Quiz, Modeperformances, Diskussionen und mehr (ab 18. Juli). Zum zweiten Mal findet das Waves Vienna dann von 4. bis 7. Oktober an verschiedenen Orten in Wien statt.

Die Literaturhighlights

Ein erster neugieriger Blick in die Frühjahrsprogramme der Verlage zeigt, dass der Trend, Familiengeschichten als Gesellschaftsroman zu verpacken, anhält. Fans von Paul Auster, Paulo Coelho, Donna Leon, Jussi Adler-Olsen, T.C. Boyle, Benjamin Lebert, Walter Kappacher und Sten Nadolny dürfen sich über literarischen Nachschub freuen. Neues gibt es auch vom Büchner-Preisträger 2011, Friedrich Christian Delius. Und bereits im Jänner veröffentlicht Buchpreisträger Eugen Ruge die überarbeitete Autobiografie seines Vaters Wolfgang Ruge.

Neue Biografien verweisen auf den 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen am 24. Jänner, und zum 200. Geburtstag von Charles Dickens am 7. Februar gibt es Neuauflagen seiner Werke. Gleich mehrere literarische Gedenktage stehen 2012 auf dem Kalender. Gerhart Hauptmann, naturalistischer Autor von Dramen wie „Vor Sonnenaufgang“ und „Die Weber“, kann gleich doppelt gefeiert werden: Am 15. November jährt sich sein Geburtstag zum 150. Mal, und vor 100 Jahren erhielt er den Literaturnobelpreis.

Auch Arthur Schnitzlers 150. Geburtstag (15. Mai) wird gewürdigt. Seine „Traumnovelle“ war die Vorlage für Stanley Kubricks Kinofilm „Eyes Wide Shut“. Und nicht zuletzt ist da Karl May: Der geistige Vater von Winnetou und Old Shatterhand starb vor 100 Jahren (30. März).

Pilgern zu den Buchmessen

Die beiden Buchmessen, an denen sich die Verlage im deutschsprachigen Raum orientieren: Vom 15. bis 18. März will die Leipziger Buchmesse unter anderem mit einem neu konzipierten Bereich zum Thema Bildung punkten. Die Frankfurter Buchmesse (10. bis 14. Oktober) hat Neuseeland zu Gast. Der Ehrengast stellt sich unter dem Motto „Bevor es bei Euch hell wird“ vor. Die Buch Wien, noch nicht ganz so groß, aber auf dem besten Weg, findet heuer von 15. bis 18. November statt.

Spannende Aussichten

In der Bildenden Kunst dominiert ein Jubilar das Geschehen: Gustav Klimt wäre am 22. Februar 150 Jahre alt geworden. Dem Jugendstilmaler sind zahlreiche Ausstellungen gewidmet. „Wir haben schon im Normalfall die meisten Werke von Klimt auf der Welt, aber so viele, wie im nächsten Jahr zu sehen sein werden, gab es noch nie“, versprach vor dem Jahreswechsel etwa Vera Schweder, Sprecherin von Wien Tourismus. Im Belvedere beginnt am 15. Juni die Jubiläumsausstellung „150 Jahre Gustav Klimt“. Die Albertina und das Wien-Museum zeigen Klimt als Zeichner, das Leopold-Museum betrachtet „Klimt persönlich“, und das Künstlerhaus konzentriert sich auf seine Verbindungen zur Secession.

Aber es gibt nicht nur Klimt, nicht einmal 2012. Das 21er Haus widmet sich ab 20. Jänner dem Thema „Utopie und Gesamtkunstwerk“, ein Straßenfeger dürfte ab 10. Februar „Impressionismus von Monet bis Cezanne“ in der Albertina werden. Das Wien Museum plant für 12. April die Ausstellung „Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70er Jahren.“ Die Kunsthalle widmet sich ab 4. Mai der „Parallelwelt Zirkus“. Das Leopold Museum sorgt für Geschlechtergerechtigkeit und zeigt ab 19. Oktober „Nackte Männer“.

Werke des expressiven dänischen Künstlers Tal R sind ab 17. März unter dem Motto „Man Over Board“ in der Galerie im Taxispalais in Innsbruck zu sehen. Das Art Brut Center Gugging widmet August Walla ab 29. März eine Gesamtschau. Bilder des (Typo-)Grafikers Ed Ruscha werden ab 7. Juli im Kunsthaus Bregenz gezeigt. Werke von Merce Cunningham sind im Museum der Moderne Rupertinum in Salzburg ab 28. Juli zu sehen. Die Landesgalerie Linz widmet dem Thema „Kunst und Klimakatastrophe“ ab 21. September eine Ausstellung.

2012 ist documenta-Jahr

Gleichsam als Kontrastprogramm zu den Olympischen Spielen verspricht London in Werbeprospekten „die beste Kunst und Kultur der Welt“. Das heißt konkret: Lucian Freud in der National Portrait Gallery, David Hockney in der Royal Academy, Yoko Ono in der Serpentine Gallery und Damien Hirst in der Tate Modern. Deutschland feiert mit zahlreichen Ausstellungen den 80. Geburtstag des „Picasso des 21. Jahrhunderts“, Gerhard Richter (9. Februar).

Und nach fünf Jahren wird Kassel 2012 wieder zum Zentrum der zeitgenössischen Kunst. Die 13. documenta, die am 9. Juni eröffnet wird, hat aber eigentlich schon begonnen. Denn zu der weltgrößten Ausstellung zeitgenössischer Kunst zählt die künstlerische Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev auch die Website, erste Kunstwerke, die bereits im Vorfeld gezeigt wurden, oder die Bände der Notizenreihe „100 Notizen - 100 Gedanken“. 100 Künstler sind eingeladen, darunter der Südafrikaner William Kentridge, der Iraner Rene Gabri und die Polin Goshka Macuga. Die documenta läuft genau 100 Tage bis zum 16. September.