Bitterarmes Volk, steinreicher König
Die Unterdrückung der Opposition, der Hunger und die Aids-Epidemie in Swasiland finden weitgehend unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit statt. Einmal im Jahr macht Swasiland aber jedenfalls Schlagzeilen - wenn der König sich selbst und sein bizarres Hochzeitsritual feiert.
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Bei der Zeremonie müssen alljährlich Zehntausende Jungfrauen barbusig den „Schilftanz“ vor dem König tanzen. In unregelmäßigen Abständen gewährt er sich dabei selbst das Recht, sich unter den Tanzenden eine neue Frau auszusuchen. Derzeit hat Mswati III. 13 Ehefrauen, mit denen er einen mehr als extravaganten Lebensstil pflegt. Der Widerstand gegen den Despoten wächst jedoch.
Proteste im Herbst
So verzichtete Mswati III. etwa zuletzt auf die geplanten luxuriösen Feiern zu seinem Amtsjubiläum - alles andere wäre für ihn auch ein gefährliches Spiel mit dem Feuer gewesen. Schon Anfang September war es anlässlich des Unabhängigkeitstages von Swasiland zu öffentlichen Protesten gegen den König gekommen, was in dem absolutistisch regierten Königreich an sich schon bemerkenswert ist. Fünf Monate zuvor waren Kundgebungen gegen den König in der Hauptstadt Mbabane blutig niedergeschlagen worden.
Bei den Protesten im Herbst forderten vor allem Vertreter der unterdrückten Gewerkschaften die Zulassung politischer Parteien, die Aufnahme eines Dialogs zwischen der Regierung und der Opposition und angesichts der leeren Staatskassen die Besteuerung der königlichen Investitionsgesellschaft „Tibiyo Taka Ngwane“.
ÖGB prangert Missstände an
Auch der ÖGB prangerte damals politische Morde durch die Sicherheitskräfte, Folter in Polizeigewahrsam und willkürliche Verhaftungen an, die in dem Königreich zur Regel geworden seien. Die von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) garantierten gewerkschaftlichen Rechte würden missachtet.
Seit 1986 auf dem Thron
Am 6. September 1968 war das damalige britische Protektorat unter dem 1921 gekrönten König Sobhuza II. unabhängig geworden. Sobhuzas Sohn Mswati III. bestieg 1986 den Thron. Dem Monarchen und seiner Mutter Ntombi, die den Ehrentitel „Große Elefantenkuh“ (Indovukazi) führt, steht ein Kronrat („Liqoqo“) aus Prinzen der königlichen Dlamini-Sippe zur Seite. Kritik an der absolutistischen Herrschaft des Königs wird streng bestraft.
Etwa 60 Prozent der Bevölkerung Swasilands sind HIV-infiziert. Die meisten von ihnen leben in bitterer Armut. Die USA und das Nachbarland Südafrika hatten Mswati III. wiederholt ohne Erfolg zu demokratischen Reformen aufgerufen. Das Land liegt in einer weltweiten Statistik über die Häufigkeit von gewaltsamen Todesfällen auf Platz 15. Laut dem Welthungerindex breitet sich der Hunger in Swasiland - entgegen dem allgemeinen Trend in Afrika - weiter ständig aus.
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