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Iowa-Sieg kein Ticket ins Weiße Haus

Die Vorwahl im US-Bundesstaat Iowa am Dienstagabend (Ortszeit) ist nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Vorausscheidungen dazu, wer von den Republikanern letztlich gegen den amtierenden US-Präsidenten Barack Obama in den Ring steigen wird. Dennoch hält sich die Legende um Iowa, dass sich bereits in diesem kleinen Bundesstaat entscheidet, wer sich als Präsidentschaftskandidat durchsetzt.

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Begründet wurde diese Legende, dass auch Außenseiter mit viel persönlichem Engagement Chancen haben, mit dem früheren US-Präsidenten Jimmy Carter. Der ehemalige Erdnussfarmer aus dem südlichen Bundesstaat Georgia hatte bei seinem Wahlkampf 1976 das Potenzial von Iowa und der dortigen Wahl über eine örtliche Versammlung der Parteimitglieder (Caucus) hoch eingeschätzt und sich darauf konzentriert. Carter, zuvor noch nahezu unbekannt, erreichte bei der Vorwahl in Iowa 28 Prozent. 1977 zog er für die Demokraten ins Weiße Haus ein. 1980 setzte er sich mit fast 60 Prozent gegen Ted Kennedy durch.

Rund 30 Jahre nach Carter wiederholte Obama diesen Erfolg. Er setzte sich bei seinem ersten Wahlkampf mit 38 zu 29 Prozent überraschend hoch gegen seine Konkurrentin Hillary Clinton durch. Clinton hatte damals als Favoritin gegolten.

Clinton und Bush sen. widerlegen Iowa-Legende

Clintons Mann Bill wiederum widerlegt die Legende von Iowa. Er unterlag 1992 mit drei Prozent dem Demokraten Tom Harkin, der in Iowa 76 Prozent erreichte. Dennoch wurde Bill Clinton 1993 US-Präsident. Und auch beim republikanischen Präsidentschaftskandidaten, der das letzte Mal gegen Obama angetreten war, wurde nicht der Iowa-Sieger Mike Huckabee (34 Prozent) Kandidat für die Republikaner, sondern der unterlegene John McCain (13 Prozent).

Ähnlich erging es George H. W. Bush (senior). Er lag in Iowa 1980 mit 32 Prozent um zwei Prozent vor Ronald Reagan. Dennoch wurde dieser Bewerber für die Republikaner. Als Bush acht Jahre später mit 19 Prozent in Iowa an dritter Stelle landete - nach Bob Dole und Pat Robertson - wurde er nicht nur Kandidat für die Republikaner, sondern auch zum Präsidenten gewählt.

Sieger ohne Präsidentschaftsamt

Ein sicheres Ticket ins Weiße Haus ist ein Sieg in Iowa nicht. Nur drei Iowa-Sieger schafften es tatsächlich ins Präsidentenamt - Carter, George W. Bush (junior) und Obama. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Iowa-Sieg als Kandidat für seine Partei ins Rennen zu gehen, ist aber hoch. So konnte sich etwa Walter Mondale, Vizepräsident unter Carter, 1984 mit fast 50 Prozent der Stimmen in Iowa durchsetzen und ging für die Demokraten ins Rennen. Das Weiße Haus musste er aber dem Republikaner Ronald Reagan überlassen.

Auch der Demokrat Al Gore erhielt bei der Iowa-Vorwahl 63 Prozent der Stimmen und wurde Präsidentschaftskandidat für seine Partei. Im Jahr 2000 wurde aber der Republikaner George W. Bush (junior) US-Präsident und nicht Gore. Ähnlich erging es John Kerry. Er konnte sich ebenfalls in Iowa unter den Demokraten durchsetzen. Bush trat 2004 dennoch seine zweite Amtszeit an.

Verliert Iowa an Bedeutung?

Im aktuellen Wahlkampf zweifeln Experten an der Bedeutung der Abstimmung in Iowa, das vor allem von Agrarsubventionen aus Washington lebt. Immerhin stellt der Bundesstaat beim entscheidenden Parteitag der Republikaner Ende August nur ein Prozent der Delegierten. Auch im Wahlkampf scheinen Fernsehauftritte vor dem lokalen Straßenwahlkampf an Bedeutung zu gewinnen.

Die Symbole, die mit dem Ergebnis von Iowa ausgesendet werden, spielen jedenfalls eine entscheidende Rolle. Kandidaten, die schlecht abschneiden, gehen aus dem Rennen. Santorum etwa will sich zurückziehen, sollte die Iowa-Wahl nicht zu seinen Gunsten verlaufen. Und auch wenn ein Sieg gegen Obama noch lange nicht in Iowa entschieden ist: Ein schlechtes Abschneiden bei der ersten Vorwahl kann dem „Unternehmen Präsidentschaft“ nicht zuletzt aufgrund der schwindenden notwendigen finanziellen Unterstützung ein schnelles Ende bereiten.

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