Das kurze Leben der Jeanne d’Arc
Im Alter von zarten 13 Jahren hat Jeanne d’Arc der Legende nach den „göttlichen Ruf“ verspürt. Stimmen und Visionen forderten sie auf, Frankreich im hundertjährigen Krieg von den Engländern zu befreien. Was in den heutigen Zeiten als Fall für die Psychiatrie gelten würde, führte im Mittelalter in die Kirche. Der Klerus entschied, ob es sich um „gute oder böse Eingebungen“ handelte.
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Zunächst erzählte Jeanne d’Arc niemandem von den Stimmen und Visionen, die sie immer wieder vernahm. Doch mit siebzehn beschloss sie, getrieben vom Drang ihrer göttlichen Mission, beim Stadtkommandanten der Festung Vaucouleurs vorzusprechen.
Beim dritten Versuch bekam die junge Jeanne d’Arc tatsächlich eine Audienz und konnte von ihrem göttlichen Auftrag, Frankreich von den Engländern zu befreien, überzeugen. Mit einer Eskorte und einem Empfehlungsschreiben ausgestattet, reiste sie zum Dauphin nach Poitiers.
Gekleidet wie ein Mann
Den Überlieferungen zufolge war Jeanne d’Arc eine kleine, stämmige Frau. Ihr schwarzes Haar trug sie im klassischen „Helmhaarschnitt“: kurz geschnitten über den Ohren, wie es für die Männer von damals als modern galt. Sie kleidete sich auch wie ein Mann: Ein massiver Brustpanzer, ein kurzes Kettenhemd und ein schwarzer Hut sollen zu ihrer Standardausstattung gehört haben. Sie trug Waffen, ein Schwert und eine Lanze. Ihre Fahne und ihren Wappenschild hatte sie mit ihren eigenen heraldischen Symbolen herstellen lassen.
Was genau die junge Jeanne d’Arc dem Dauphin in Portiers erzählt hat, ist nicht bekannt. Angeblich beschrieb sie ihm ihre Visionen im Detail. Die Idee, die Engländer zu vertreiben und zum König Frankreichs gekrönt zu werden, sagte dem Dauphin freilich zu. Trotzdem blieb er skeptisch. Drei Wochen lang ließ er Jeanne d’Arc auf ihre Frömmigkeit testen. Es galt herauszufinden, ob auch tatsächlich Heilige und nicht der Teufel im Spiel waren. Auch Jeanne d’Arcs Jungfräulichkeit wurde einer genauen Inspektion unterzogen.
Als Volksheldin gefeiert
Nachdem sie beide Tests positiv bestanden hatte, erhielt sie den Auftrag, einen Proviantzug in das eingeschlossene Orleans zu bringen. Die Mission gelang, die Stadt war befreit, die Truppen und das Volk waren vom Sieg berauscht. „Die Jungfrau von Orleans“ wurde als Volksheldin gefeiert. Lange nach ihrem Tod erzählte man sich im Volksmund noch die Heldengeschichten, in denen Jeanne d’Arc einen Reitertrupp anführt, von einem Pfeil getroffen vom Pferd fällt und dennoch weiterkämpft.
Bald waren die Engländer vertrieben. Der Dauphin wurde in der Kathedrale von Reims als Karl VII. gekrönt. Jeanne d’Arcs Ruhm befand sich auf dem Höhepunkt. Als ihr die Befreiung von Paris allerdings nicht gelang, ließ sie der König fallen. Der Herzog von Burgund nahm sie gefangen und lieferte sie an die Engländer aus. Karl der VII. unternahm nichts, um sie zu retten, und die Kirche wollte sich ohnehin von Jeanne d’Arc befreien. Die Kirche war beunruhigt, denn niemand außer dem Klerus selbst sollte den Anspruch an eine göttliche Berufung stellen.
Als Ketzerin verbrannt
Jeanne d’Arc wurde der Ketzerei für schuldig befunden. Als man ihr verkündete, ihr drohe der Scheiterhaufen, schwor sie ihren Überzeugungen ab - aus Furcht vor dem Feuertod, wie sie später beim Widerruf des Geständnisses sagte. Im Alter von 19 Jahren, im Jahr 1431, wurde Jeanne d’Arc nach schweren Folterungen und monatelangem Kerkeraufenthalt auf dem Marktplatz von Rouen verbrannt.
Auch lange nach ihrem Tod war das Volk von Jeanne d’Arc bezaubert. Um Wallfahrten zu einem Grab zu verhindern, wurde ihre Asche in einen Fluss geworfen. 24 Jahre später strengte Karl VII. einen Rehabilitationsprozess an. Auch nach dem Ende des hundertjährigen Krieges, der weitgehend zugunsten Frankreichs ausging, war die Kritik wegen des Todesurteils noch nicht verstummt. Im Jahr 1456 wurde die „Jungfrau von Orleans“ schließlich vollständig rehabilitiert. Die für ihren Tod Verantwortlichen erhielten keine Strafe.
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